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„Große Ungewissheit“

Foto: lvh/ Hannes Niederkofler

Nach einem insgesamt positiven Jahr 2022 blickt die Südtiroler Bauwirtschaft mit Sorge auf die kommenden Monate.

Die steigenden Zinsen, die geringeren öffentlichen Investitionen und die Entscheidung der Regierung, den Steueranreiz „Superbonus“ zu reduzieren, werden die Nachfrage bremsen. Die Unternehmen erwarten eine Abnahme der Umsätze und der Rentabilität und rechnen mit einem Rückgang der Investitionen. Dies geht aus der Herbstausgabe des Wirtschaftsbarometers des WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen hervor.

Dank der Erholung des Immobilienmarktes in den letzten Jahren und der erheblichen steuerlichen Anreize konnte die Südtiroler Bauwirtschaft bis zum Herbst ein hohes Aktivitätsniveau halten. Mehr als vier von fünf Unternehmen sind daher zuversichtlich, das Geschäftsjahr 2022 mit einem zufriedenstellenden Betriebsergebnis abzuschließen. Allerdings gab es in den letzten Monaten auch in diesem Sektor mehrere Anzeichen für eine Abschwächung der Konjunktur:

Die Unternehmen berichten von einem starken Anstieg der Materialpreise und einer Reduzierung der Aufträge, sowohl von Privaten als auch von der öffentlichen Verwaltung. In der ersten Jahreshälfte 2022 wurden mehr als ein Drittel weniger Baugenehmigungen ausgestellt als im gleichen Zeitraum 2021. Auch bei der Beschäftigung gab es nach sieben aufeinanderfolgenden positiven Jahren einen Rückschlag. Zwischen Jänner und Oktober war die Zahl der unselbständig Beschäftigten im Baugewerbe im Durchschnitt um 1,7 Prozent niedriger als im Vorjahreszeitraum.

Die Unternehmen gehen davon aus, dass die Umsätze in den kommenden Monaten zurückgehen werden, aufgrund der hohen Inflation, der steigenden Zinssätze und der von der Regierung angekündigten Reduzierung des Superbonus-Steueranreizes. Sie rechnen auch mit einem weiteren Kostenanstieg, schlechteren Bedingungen für den Zugang zu Krediten und einer Verschlechterung der Zahlungsmoral der Kunden. Ein Drittel der Unternehmer/innen kann noch nicht abschätzen, wie sich diese Faktoren auf die Ertragslage im kommenden Jahr auswirken werden. Von denjenigen, die eine Prognose abgeben, erwarten 27 Prozent ein unbefriedigendes Betriebsergebnis. Die hohe Ungewissheit wirkt sich auch negativ auf die Erwartungen der Unternehmen in Bezug auf Investitionen und Beschäftigung aus.

Betrachtet man die einzelnen Branchen, so ist das Geschäftsklima im Tiefbau besonders verhalten. In dieser Sparte werden eine Verschlechterung der Ertragslage und ein Rückgang der Investitionen erwartet. Die Hochbaubranche zeigt sich besorgt über die Entwicklung der Umsätze und der Immobilienverkaufspreise. Im Baunebengewerbe befürchten viele Unternehmerinnen und Unternehmer eine Verschärfung des Wettbewerbsumfeldes, vor allem aufgrund der steigenden Materialkosten.

Michl Ebner, Präsident der Handelskammer Bozen, erklärt: „Es muss weiter in die energetische Sanierung der öffentlichen Gebäude investiert werden. Dadurch werden nicht nur die Energiekosten gesenkt, sondern auch die Nachfrage im Baugewerbe gesteigert. Dies stellt eine wichtige Unterstützung sowohl für die Unternehmen als auch für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dar.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (7)

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  • bernhart

    Bis heute hat die Bauwirtschaft die Preise in die höhe getrieben unverschämt, jetzt sollte man Mitleid haben,das kann es sicher nicht sein, Die Bauwirtschaft hat in den letzten JAHREN die gesamte Bervölkerung mit ihren überhöhten Preisen ausgelacht, jetzt kommt die retur Kuntsche.
    Die Baufoirmen sollten als erstes die Preise anpassen also sie sollen günstiger werden, denn in den nachbar Regionen ist das bauen um bis zu enem drittel günstiger,auch energetische Sanierungen werden zu teuer verkauft, da helfen auch die Beiträge nichts.
    Südtirol ist einfach für den normalen Bürger zu TEUER.

  • exodus

    Wenn das Baugewerbe nur durch den Superbonus angeheizt wird, sehr traurig, ist doch dieser Superbonus der uns laut Meloni schon 68 Milliarden Defizit gebracht hat und wer zahlt das, natürlich der Steuerzahler. Auch die Baukosten wurden hochgetrieben unter dem Motto, es ist doch alles geschenkt wir brauchen nicht sparen. Es gibt kein Land in der EU das solche Begünstigungen fördert und bezahlt……

  • olle3xgscheid

    Inmobilien sind allein in den Coronajahren um 30% teurer geworden , fragt sich bloss aus welchem Grund…? Ach ja, die Gier!!

  • olle3xgscheid

    Und nur so am Rande erwähnt kommt beinah jede Baufirma nicht mehr ohne Gastarbeiter aus, wozu dann mehr…. ich frag mal so??

  • dn

    Sollte ich Mitleid mit Baufirmeninhabern haben?

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