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Knoll oder Knall?

Myriam Atz Tammerle und Sven Knoll

Wie Sven Knoll & Co. im Zusammenspiel mit den Freunden im Edelweiß und unter der Schirmherrschaft von Philipp Achammer aus einer aufklärungsbedürftigen SVP-Geschichte einen Fall Kompatscher konstruieren wollte. 

von Artur Oberhofer

Sven Knoll genießt seine neue Rolle als verlängerter (um nicht zu sagen: militärischer) Arm der Freunde im Edelweiß.

Seit Wochen feuert der Landtagsabgeordnete der Süd-Tiroler Freiheit aus allen Rohren, ausnahmsweise mal nicht gegen den Feind in Rom, sondern gegen Arno Kompatscher, dem Feind im eigenen Land.

Die Munition kommt, das sagt Sven Knoll selbst, „aus dem Innersten der SVP“.

Sven Knolls plötzliche Wandlung vom sehr monothematisch aufgestellten Freiheitskämpfer im feschen Jackett zum „Aufdecker“ des „SVP-Spendenskandals“ wäre ja eine gute Nachricht für das in Frieden leben wollende Südtirol.

Sven Knolls Pech:

Die Geschichte, die er reitet, ist viel größer als er.

Der Oppositionspolitiker macht das Spiel jener Mächte im Edelweiß, die seit Jahren (und mit allen Mitteln) versuchen, Arno Kompatscher zu stürzen, um das alte System Südtirol wiederherzustellen.

Der Beleg dafür, dass die Süd-Tiroler Freiheit und ihr Frontmann für die destruktiven Kräfte im Edelweiß nur Mittel zum Zweck sind, lieferte Sven Knoll gestern, als er in einer Pressekonferenz „neue, brisante Unterlagen“ vorlegen und Landeshauptmann Arno Kompatscher der Lüge überführen wollte.

Um es vorwegzunehmen: Sven Knoll und Myriam Atz Tammerle haben eine alte Geschichte aufgewärmt, sie haben den LH mit Dreck beworfen und jene zwei Personen, die für den SVP-Wahlkampf 2018 verantwortlich zeichneten, nämlich Obmann Philipp Achammer und Wahlkampfleiter Thomas Widmann, gar nicht genannt.

Auch musste Sven Knoll kleinlaut zugeben, dass die Spendenliste, die er vor knapp zwei Wochen als „Original-Dokument aus der SVP“ verkauft hatte, von ihm geschrieben wurde.

Jetzt sagt Knoll: Er habe die Liste geschrieben, weil sich auf den Originaldokumenten handschriftliche Vermerke befanden, die Rückschlüsse auf den SVP-Maulwurf zugelassen hätten.

Auch auf einer Pressekonferenz erhoben Sven Knoll und Myriam Atz Tammerle schwere Vorwürfe gegen den Landeshauptmann. Knoll antwortete auf die Frage, ob ihm denn bewusst sei, dass er dem Landeshautmann vorwerfe, er sei korrupt, klar mit Ja. Ob er denn Anzeige erstatten wolle, wurde der STF-Mandatar gefragt: „Nein“, antwortete er, „das ist Sache der Justiz.“

Sven Knoll stellte in einer Pressekonferenz die Behauptung auf,  Landeshauptmann Kompatscher habe sage und schreibe 250.000 Euro als „Direktspenden erhalten“. „Eine Viertelmillion Euro“, betonte Knoll. Damit habe der LH die gesetzlich erlaubte Obergrenze von 30.000 Euro „bei weitem überschritten“, so der STF-Mann.

Als „Beweis“ für ihre schwerwiegenden Behauptungen legten die STF-Mandatare in dieser Woche zwei E-Mails vor.

Knolls Pech: Aus diesen E-Mails geht das hervor, was man bereits wusste: Die im Vorfeld der Wahlen 2018 eingegangenen Spenden an die SVP wurden vom Wahlkampfleiter (Widmann), vom Obmann (Achammer) und von den anderen Mitgliedern des Wahlkampfkomitees nach einem gewissen Schlüssel verteilt: 50 Prozent für den LH (Kompatscher), 20 Prozent für TW (Thomas Widmann), 15 Prozen PART (Partei), 10 Prozent WI (Wirtschaft) und 15 Prozent DA (Daniel Alfreider).

Der Hintergrund dieses Verteilungsschlüssels: Die SVP hatte vor den Wahlen beim Doxa-Institut eine Meinungsumfrage in Auftrag gegeben. Bei dieser Umfrage lag die SVP bei nur mehr 30 Prozent, also bei 12 bis maximal 13 Sitzen. Arno Kompatscher dagegen hatte ausgezeichnete Werte. Also beschlossen die Wahlstrategen der SVP, einen voll auf LH Kompatscher zugeschnittenen Wahlkampf zu führen.

Deswegen die Aufteilung.

Fakt aber ist, dass kein einziger Cent auf ein Kompatscher-Konto überwiesen worden ist.

Es hat nie eine Direktspende an den LH gegeben. Und die 250.000 Euro sind nicht – wie Sven Knoll behauptet – für den Wahlkampf des Landeshauptmannes ausgegeben worden, sondern für den auf Kompatscher zugeschnittenen Wahlkampf.

Somit ist auch der Vorwurf, Kompatscher habe die 30.000-Euro-Wahlkampfkostengrenze überschritten, vom Tisch.

Dass einzelne Spender den Wunsch geäußert haben, dass ihre Spende zugunsten des Landeshauptmannes verwendet wird, ist legitim und in allen Parteien üblich.

Sven Knoll musste außerdem einräumen, dass er nicht wisse, ob die Liste, die er auf der Grundlage von Infos aus der SVP erstellt hat, vollständig sei.

Eine zentrale Antwort blieb Sven Knoll schuldig, nämlich:

Warum er sich nur auf den Landeshauptmann einschießt, wo doch Thomas Widmann der SVP-Wahlkampfleiter war und Philipp Achammer als Parteichef die Gesamtverantwortung für den Wahlkampf und somit auch für die Verwendung der Gelder innehatte.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (33)

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  • steve

    Was mich besonders an der Spendenliste der STF interessieren würde, insbesondere der auf das Konto in Innsbruck eingegangenen Spenden:

    Sind Spenden von antidemokratisch umstürzlerischen Gruppierungen, die den Reichsbürgern nahestehen, eingegangen?

    Kommen Gelder von rechtsgetichteten Schweizer Milliardären, welche die Eu schwächen wollen, weil sie ihrem Geschäftsmodell schadet. Diese Gruppierungen finanzieren bekanntermaßen auch die Afd.

    Für den russischen Geheimdienst, der im Westen eine Heerschar an Umstürzlern und Fake Informanten finanziert, ist die STF wohl zu klein und unrelevant, oder doch nicht?

    Bitte um die offiziell bestätigte Liste der STF!

  • andreas

    Kein Cent der Spendengelder wurde ohne das OK von Achammer ausgezahlt, dieser schweigt.

    Du Philipp, das wars.
    Die Bürgermeisterin von St.Martin in Passeier Frau Pamer wird wohl den Posten vom Philipp übernehmen.

  • gerhard

    Knoll oder Knall?
    Einigen wir uns doch auf:
    Der Knoll hat nen Knall !!!

  • gerhard

    Er fälscht Dokumente, gibt dies dann kleinlaut zu.
    Ja wo sind wir denn?
    Schämt sich dieser Flegel denn nicht.
    Es ist ihm wohl jedes Mittel recht, SVP Mitglieder zu beschmutzen.
    Ich mag die Machenschaften der SVP auch nicht. Nicht im geringsten.
    Aber eine solch schäbige Masche lehne ich ausdrücklich ab.

  • artimar

    Das hat doch alles eher was von Rudel- als von seriösen Journalismus mit Recherche und konkreten Belegen. Es mag zwar sein, dass sich Knoll auf den Kompatscher einschließt. Die Behauptung aber all das ginge nun gar von OB Achammer selbst aus, ist ebenso unbewiesen, wie die Bestechungsvorwürfe gegen Kompatscher. Rudeljournalismus eben.
    Ein kritischer, selbstdenkender Leser fragt sich hier, zumindest einmal, warum nicht vielmehr die derzeitige (unbestrittene) Akten- und Faktenlage (journalistisch) mal aufgearbeitet wird und wieso man sich nicht für die Aufklärung in den UA, aufgrund der derzeitigen strukturellen Mängel, aus demokratischer Verantwortung, stark macht.
    Wieso sollte das hingegen nicht lohnenswert sein?

  • sigo70

    „Es hat nie eine Direktspende an den LH gegeben. Und die 250.000 Euro sind nicht – wie Sven Knoll behauptet – für den Wahlkampf des Landeshauptmannes ausgegeben worden, sondern für den auf Kompatscher zugeschnittenen Wahlkampf.“
    Verstehe ich das richtig, dann kann ein Kandidat nach erschöpfen der 30.000 € Wahlkampfkostengrenze, sich weitere auf sich zugeschnittene Wahlkampfwerbung über Dritte finanzieren lassen, bzw. bekommt sie aus parteistrategischen Interessen geschenkt. Welchen Sinn hat dann diese Wahlkampfkostengrenze?

    • andreas

      Jede Partei bewirbt ihren Spitzenkandidaten massiv, da dies Stimmen bringt und der gesamten Partei nützt.

      Aus Unwissenheit einen Skandal zu vermuten, zeugt von nicht sonderlich viel Ahnung.

      Auf jeder Wahlwerbung steht nebenbei, wer der Auftraggeber ist, bei Radiowerbung wird er genannt, du kannst ja die Wahlwerbung von 2018 zusammensuchen und das Fehlverhalten des LH ev. belegen.

  • tommmi

    Vl sucht Knoll ja eine neue Partei für die nächsten Wahlen damit er noch einige Jahre dazuhängen kann für die Gute Rente und zu den Freunden im Edlweiss passt er immer besser dazu

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