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„Sebastiani ist ein Glücksfall“

Foto: Facebook/Virtus Bozen

Für Virtus Bozen läuft es in der Serie D richtig gut. Nach 13 Spieltagen grüßt der Aufsteiger sogar von der Tabellenspitze. Präsident Robert Oberrauch erklärt, was die Gründe für den sportlichen Höhenflug sind.

Tageszeitung: Herr Oberrauch, nach dem Sieg gegen Chioggia steht Virtus Bozen an der Tabellenspitze. Für Sie unerwartet?

Robert Oberrauch: Ja, ich hätte nicht damit gerechnet, dass es so gut läuft, auch wenn es sehr gut läuft. Was mich außerdem freut, ist die Unterstützung der Fans. Ich habe gerade noch am Sonntagnachmittag zu Trainer Alfredo Sebastiani gesagt, wie unglaublich es ist, dass wir gegen Chioggia spielen, aber ein Fan-Bus mit 50 Anhängern mitfährt. Das freut mich wirklich sehr und ich bin stolz darauf.

Bei dieser sportlichen Hochform vergisst man, dass Virtus gerade erst von der Oberliga aufgestiegen ist. Das Ziel war eigentlich der Klassenerhalt…

Das ist es auch nach wie vor. Genauer gesagt wollen wir das Playout vermeiden. Dazu brauchen wir laut den Experten 42 Punkte. Diese wollen wir so schnell wie möglich einfahren, aktuell haben wir 25 Punkte. Dafür, dass erst ein Drittel der Saison gespielt ist, ist das sehr gut. Ob die sportliche Hochform anhält, muss man noch schauen, es ist aber auf jeden Fall zufriedenstellend. Alle sind bei solchen Ergebnissen mit viel Freude dabei. Wir alle wissen aber, wie schnell sich alles im Fußball ändern kann.

Virtus Bozen spielt aktuell auch guten Fußball. Warum läuft es so gut?

Das große Glück für Virtus ist Trainer Alfredo Sebastiani. Sein Ziel ist es, mit jeder Mannschaft mitzuhalten und das gelingt uns in dieser Saison auch. Wir spielen gegen Gegner, die deutlich mehr Geld ausgeben als wir, gut mit. Das ist meiner Ansicht nach Alfredo Sebastiani zu verdanken. Natürlich braucht es auch spielerisches Talent, das muss ein Trainer aber auf den Platz bringen, er muss jeden Spieler besser machen. Sebastiani ist ein Glücksfall für uns.

Als der Verein vor zwei Jahren von der Serie D in die Oberliga abgestiegen ist, wurde ein Umbruch eingeleitet. Offensichtlich der richtige Weg…

Ja, das stimmt. In der Serie D gibt es viele Vereine, die aus Spielern bestehen, die mit dem Ort, nichts zu tun haben. Eine Mannschaft, die in der Serie D gut spielen möchte, sollte aber auf Spieler aus der näheren Umgebung setzen. Wenn man jetzt in der Serie C oder der Serie B spielt, sieht das freilich anders aus. In der Serie D setzen wir aber auf Spieler, die das ganze Jahr hier oder zumindest im Trentino wohnen. Sie empfinden eine Verbundenheit zum Club und verspüren daher auch mehr Pflichtbewusstsein. Wir haben deshalb auch nur ein oder zwei Spieler, die von außerhalb kommen. Das unterscheidet uns massiv von den anderen Vereinen in der Serie D. Es gibt Mannschaften, die für ihre Spieler 15 Wohnungen anmieten.

Sie haben die Arbeit von Trainer Alfredo Sebastiani bereits hervorgehoben. Was macht ihn aus?

Zunächst sind wir mittlerweile gute Freude geworden. Eine seiner großen Stärken ist, dass er aus jedem Spieler das Beste herausholt. Er ist ruhig, vorbereitet aber auch bestimmend. Er gibt außerdem nicht auf. Das gilt auch für mich. Als wir abgestiegen sind, habe ich keinen Gedanken daran verloren, den Trainer auszutauschen. Einen Trainer auszutauschen ist immer ein Zeichen der Schwäche. So ist es uns gelungen, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, das tausendfach zurückgezahlt wird. Wir sind sehr froh, dass wir Alfredo Sebastiani und einen hervorragenden Staff haben.

Einen großen Einfluss hat wohl auch die Zusammenarbeit mit dem FC Südtirol. Zahlreiche junge Spieler kommen aus der Jugend der Weiß-Roten. Wie wichtig ist diese Zusammenarbeit?

Die Zusammenarbeit funktioniert ausgezeichnet und besteht auch schon seit Jahren. Ich glaube, das hat für beide Vereine einen Vorteil. Ich darf daran erinnern, dass ein Simone Davi, der heute in der Serie B spielt, vor einigen Jahren vom FCS zu uns geschickt wurde. Erst hier wurde er dann zu einem anderen Spieler. Man sieht, daran, dass es eine gute Idee ist, jene Spieler, die vielleicht noch nicht reif für den FCS sind, bei uns spielen zu lassen, da Alfredo Sebastiani solche Spieler dann weiterentwickeln kann.

Glauben Sie, dass es im aktuellen Kader Spieler gibt, die das Zeug haben, bald in der Serie B zu spielen?

Meiner Meinung nach auf jeden Fall. Ich weiß, dass Sportdirektor Paolo Bravo sich immer gut informiert. Es handelt sich dabei allerdings um einen Sprung von zwei Ligen. Eigentlich liegen sogar drei Klassen zwischen der Serie B und der Serie D. Wir haben aber einige sehr gute junge Spieler, die ihr Talent zeigen. Es gibt zwar eine strenge Jugendregel, die vorschreibt, dass vier Jugendspieler zum Einsatz kommen müssen. Wir spielen aber in einigen Partien sogar mit sechs oder sieben Jugendspielern, weil sie es sich verdienen.

Auch wenn sich das Saisonziel nicht geändert hat: Glauben Sie, dass die Mannschaft heuer sogar mehr als den Klassenerhalt erreichen kann?

Im Moment spielt die Mannschaft gut, aber man muss das Wintertransferfenster abwarten. Es gibt Mannschaften, die sehr viel Geld ausgegeben haben und ich bin mir sicher, dass diese Mannschaften auch im Winter viel Geld ausgeben werden. Es könnte in einigen Mannschaften also viele Veränderungen geben, wir werden jedenfalls weiter an unserem Ziel festhalten, die 42 Punkte so schnell wie möglich voll zu machen.

Interview: Markus Rufin

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