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Luft nach oben

Der Sarner SVP-Abgeordnete Franz Locher will die Fernheizwerke in Südtirol stärken – doch es gibt Bedenken. 

Von Matthias Kofler 

Südtirol hat mit insgesamt 76 Anlagen die höchste Dichte an Fernheizwerken in Europa. „Es besteht aber noch Luft nach oben“, meint Franz Locher. Der Landtag hat deshalb mit breiter Mehrheit einen Beschlussantrag für mehr Preisstabilität bei Energiepreisen durch Fernheizwärme gutgeheißen. Das Ziel: Immer mehr Abnehmer sollen Zugang zur Fernwärme erhalten.

Ein Hauptaugenmerk soll künftig auf eine wirtschaftliche Doppelnutzung der Fernheizwerke gelegt werden, neben Wärme soll auch mehr Strom produziert werden können. Der Rohstoff dazu ist laut Locher zur Genüge vorhanden, sind doch 50 Prozent der Landesfläche mit Wald bedeckt.

Geht es nach dem Willen der Antragsteller, soll der Einsatz von einheimischen Hackgut stark ausgebaut werden. Die Förderungen für die einzelnen Fernheizwerke sollen an den Anteil der Verwendung von Holz aus heimischen Wäldern gekoppelt werden. Insgesamt soll ein Fördersystem entstehen, das neue Fernheizwerke unterstützt. Auf Vorschlag von Gert Lanz soll die Möglichkeit überprüft werden, inwieweit Finanzierungen auch in Form eines Rotationsfonds oder ähnlichem umsetzbar sind.

Bei der Debatte im Landtag gab es aber auch die eine oder andere kritische Stimmen. Der Grüne Hanspeter Staffler bezeichnete die Hackschnitzel eher als Übergangslösung, langfristig müsse man mehr auf Energien wie Sonne und Wind setzen. „Für das Fernheizwerk Bozen wird auch Müll aus dem Trentino angeliefert“, bemerkte Sven Knoll (Süd-Tiroler Freiheit) und fragte, ob man nicht alte aufgelassene Müllhalden auf diese Weise entsorgen könnten, etwa jene auf dem Kaiserberg oberhalb des Verbrennungsofens. „Bevor man neue Fernheizwerke errichtet, sollte man das viele noch herumliegende Schadholz den bestehenden Heizwerken zuführen“, so Knoll.

Umweltlandesrat Giuliano Vettorato forderte eine Förderung für jene, die sich an ein Fernwärmenetz anschließen wollten. „Derzeit wird sehr viel Rundholz außer Landes transportiert, um als Brennholz wieder importiert zu werden“, erklärte hingegen Fortslandwirtschaft Arnold Schuler, dadurch gehe Südtirol viel Wertschöpfung verloren. Es gebe zu wenig Sägewerke im Lande. 

Locher zeigt sich mit dem Abstimmungsergebnis dennoch zufrieden: „Fernheizwerke tragen zur Entlastung bei den horrenden Energiepreisen bei, aber nicht nur.“ Am Beispiel des Fernheizwerks Toblach-Innichen lassen sich die Vorteile auch beziffern, seit 1995 wurden über 46 Millionen Euro im Vergleich zum Heizbetrieb mit Heizöl und 142 Millionen Kilogramm Kohlendioxid eingespart. Der Sarner ist überzeugt, dass der Beschlussantrag ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz ist und auch die heimische Wirtschaft entscheidend unterstützt.  

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (13)

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  • brutus

    …seit wann braucht es zur Hackschnitzelerzeugung ein Sägewerk????

    • criticus

      @brutus
      Bravo! Es gibt Maschinen, die häckseln an einer Sammelstelle direkt auf die Ladefläche eines LKW, ohne Sägewerk. Ich bin nicht informiert, ob ein Herr Schuler oder die Forstverwaltung das je gesehen haben. Es ist aber an der Zeit, dass Herr Schuler und die Forstverwaltung genauso rigoros gegen die Borkenkäfer vorgehen, wie vor Jahren gegen „Corona-Spaziergänger“.

  • leser

    Der locher und Co haben wiedermal den Weitblick
    Fördern und legen damit den Steuerzahler einen Stein ans Bein
    Aber er hat recht das zu fördern ist sehr nachhaltig und krisenfest, den Steuern gezahlt werden immer und daher geht diese resource nie aus

    • rumer

      Manche kapieren es auch ohne Förderung. Das Fernheizwerk Toblach hat die Preise gesenkt, weil sie aus Holz Strom produzieren. Bruneck erhöht die Preise, da sie viel Gas verheizen. Die Brunecker verheizten bisher billigstes Gas, heizten damit die Atmosphäre und jetzt zahlt der Bürger noch ein zweites Mal die Zeche.

      • leser

        Runter
        Es gibt kein einziges fernheizwerk oder Biogasanlage die ohne Zuwendungen vom Steuerzahler überlebensfähig ist
        Die Frage ist nur wie weit es gehen soll dass der Steuerzahler für das Privileg des schlaumeiers aufkommen muss
        Dank dem Zauber des buchgeldes ist diese Form von übervorteilung sehr sehr schlecht erkennbar
        Und die Erfinder dieser übervorteilungsfirmen kriegen noch orden und verdienstkreuze

        • sougeatsnet

          Muss dir Recht geben, ohne Förderungen gäbe es keine Fernheizwerke.
          Das Problem mit den Hackschnitzeln ist, dass wir zwar viel Holz überall herumliegen haben, es aber nicht richtig verwerten. Nur das Restholz sollte verheizt werden, der Hauptanteil sollte aber als Holz weiterverwendet werden. Das Problem ist die Weiterverarbeitung zu Leimbindern, Holzplatten usw.. Holz ist für den Endverbraucher relativ teuer, der Waldbesitzer verdient dabei aber fast nichts.

  • exodus

    So günstig und umweltfreundlich sind die ganzen Fernheizwerke nicht. Auch das Holz muss an Ort und Stelle gebracht und auch noch verarbeitet werden, kostet das nichts? Nebenbei funktionieren die meisten Werke auch mit Gas. Ich nenne das AUGENAUSWISCHEREI!

    • leser

      Exodus
      Wenn du in die Wälder gehst und dir das anschaust wieviel der Bauer aufräumt dann kann man auch erkennen wieviel Brennstoff aus den vorzeigen Bauern in das fernheizwerk geliefert wird

      • rumer

        @leser
        1. rentiert es sich nicht jeden Baum zum Fernheizwerk zu bringen. Stoppt die Gaseinkäufe, dann steigen die Brennholzpreise und es wird sich wieder rentieren. Dann würde besser aufgeräumt werden.
        2. ein Baum, der im Wald verfault, gibt Nährstoffe für die nächste Generation

  • leser

    Locher
    Bleibt nur zu hoffen, dass deine Ära mit dieser Legislaturperiode endet
    Zum Glück musst du deinen Mister den du hinterlässt nicht persönlich bezahlen
    Das ist das Privileg des Politikers gell

  • bettina75

    Herr Locher, hol die Motorsoge und gea a poor Käferbame schneiden, brennen ah guat!
    An Beitrog bekimmsch logisch a, konnsch dir in semm eh selber beschließen.
    Sozusogen „EINSTIMMIG“.

  • morgenstern

    Ich werde den Verdacht nicht los dass es im Sarntal doch einige private Waldbesitzer gibt die bislang ihr Schadholz nicht los wurden ohne drauf zu zahlen.

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