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Der unerträgliche Lärm

Der neue Sellwand-Steinbruch wird für Karthaus zum Albtraum. Sprengungen, Bohrungen und Baulärm stellen die Geduld der Bewohner auf eine harte Probe. Weitere Proteste sind geplant.

von Karin Gamper

In Karthaus im Schnalstal gehen die Wogen hoch.

Grund dafür ist erneut der Sellwand-Steinbruch, den Gemeinde und Land trotz aller Bedenken der Bevölkerung auf dem Hang gegenüber der Ortschaft genehmigt haben. Hier baut das Unternehmen Mair Josef & Co. aus Prad auf einer Fläche von rund 1 Hektar in einem Zeitraum von zehn Jahren etwa 165.000 m³ Lockergestein und Felsen ab. Befürchtet wurde von Anfang an, dass es zu großen Lärm- und Staubbelastungen kommen wird.

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Es wurden Unterschriften gesammelt und Landeshauptmann Arno Kompatscher musste sich bei einer Bürgerversammlung wenig schmeichelhaften Vorwürfen stellen.

Doch zu spät.

Das Vorhaben hatte bereits alle Genehmigungsverfahren durchlaufen und konnte somit regulär in Betrieb gehen. 

Und so hat das Abbauunternehmen im vergangenen Juni damit begonnen, den Steinbruch einzurichten. Vor etwa vier Wochen sind die Abbrucharbeiten voll angelaufen.

„Der Lärm ist an gewissen Tagen ohrenbetäubend“, beschreibt ein Bewohner von Karthaus die Situation. Es werde gesprengt, gebohrt und gehämmert.

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„Der Lärmpegel hängt davon ab, was gerade auf dem Programm steht“, berichtet der Schnalser. Die Ironie dabei: Das Dorf, in dem einst ein Kloster des Kartäuserordens angesiedelt war, hat sich der Stille verschrieben.

Mit Geldern des Landes und der Gemeinde wurde der viel begangene Spazierweg Silentium angelegt. Dieser führt ausgerechnet auf der Talseite gegenüber des Steinbruchs entlang. Mit Blick auf das Abbruchareal, das hier besonders gut und laut zu hören ist.

Damit ist vom viel beworbenen Karthauser Silentium keine Rede mehr. 

„Es ist wirklich zum Haare raufen“, sagt der Karthauser, der sich schon ernsthaft überlegt aus dem Dorf wegzuziehen.

Indes sind in Karthaus weitere Protestaktionen geplant. „Denn so“, sagt der Schnalser, „kann es unmöglich zehn lange Abbaujahre weitergehen“.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (2)

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  • wichtigmacher

    Und wieder mal ein auswärtiges Unternehmen, welches Schotter (=Euronen) aus dem Tal karrt.

    Ja ja, das kommt davon, wenn für ein paar Silberlinge ein ganzes Tal verkauft wird, und das alles noch einstimmig und geschlossen unterm Edelweiss……

    Die Bewohner anderer Täler, und Ortschaften, welche mit Erfolg die Ansiedlung von Steinbrüchen verhindert haben, werden sich wohl vor lauter Lachen krümmen, bei so viel Kurzsichtigkeit und Naivität gar einiger dieser Trolle vom Tal…….

  • morgenstern

    Die Schnalser sind bekanntlich überdurchschnittlich fleißige SVP Wähler, vielleicht ist das jetzt der Dank dafür?

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