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Ein schwarzes Jahr?

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Die Apfelernte in Südtirol hat enttäuschend begonnen. Die Preise sind im Keller und die Qualität ist nicht zufriedenstellend. Droht den Obstbauern ein Horrorjahr?

von Markus Rufin

Vor rund drei Wochen begann in Südtirol die Apfelernte. Aktuell werden vor allem Gala geerntet. Doch der Start in die Erntesaison lief alles andere als zufriedenstellend für die Südtiroler Bauern.

Viele Bauern beklagen, dass die Qualität der Äpfel zu wünschen übrig lasse, das führt natürlich dazu, dass deutlich weniger Äpfel geliefert werden. Das bestätigt Johannes Oberrauch, Versteigerer bei der Obstversteigerung Unterland. „Viele der Äpfel sind bereits aufgesprungen oder sind kurz davor. Das bedeutet, dass die Qualität nicht gut ist. Im letzten Jahr war sie deutlich besser.“

Hauptgrund war das Wetter. Zwar hat es nicht gehagelt, aber auch heiße Temperaturen, wie es sie im Sommer gab, sind nicht gut für die Äpfel. Diese führen nämlich dazu, dass die Reife deutlich schneller voranschreitet, erklärt Markus Tscholl Versteigerungsleiter bei EGMA: „Einige der Äpfel sind regelrecht überreif. Das führt auch zu Problemen im Lager. Es besteht die Gefahr, dass diese faulen. Sobald sie erstmal gefault sind, kann man nicht mal mehr Apfelsaft aus diesen Äpfeln machen.“

Es gebe zwar viel Industriematerial, aber Äpfel, die am Baum hängen, gibt es dagegen deutlich weniger. Das Dramatische daran: Während in Südtirol Qualität Mangelware ist, liefern andere Länder in Europa heuer deutlich mehr. 12,2 Millionen Tonnen wurden als erntemenge heuer prognostiziert. Das führt dazu, dass die Preise aktuell im Keller sind. „Es kommt alles zusammen: Schlechte Preise, ein schwaches Jahr was die Menge betrifft und ungünstiges Wetter. Die Stimmung ist nicht gut“, erklärt Oberrauch.

Über zehn Cent fehlen auf die Preise des Vorjahres, die letzte Preissenkung ist dabei nicht miteinberechnet. Alleine mit dem gestiegenen Angebot habe das aber nicht zu tun, erklärt Tscholl: „Neben der prognostizierten Menge spielen auch die vielen Bestände des Vorjahres in Italien und Deutschland eine Rolle. Ein wichtiger Punkt ist aber auch der Konsumrückgang. Seitdem wir mit der hohen Inflation zu kämpfen haben, ist dieser um neun bis zehn Prozent zurückgegangen.“ Mehr Angebot und weniger Nachfrage – das führe zu den niedrigen Preisen, die derzeit bei den Versteigerungen ausgezahlt werden.

Südtirols Apfelbauern und besonders die Obstversteigerung haben also aktuell mit großen Problemen zu kämpfen. Das heurige Jahr als Problemjahr oder gar als Horrorjahr zu betiteln, ist allerdings noch verfrüht – immerhin hat die Ernte im Prinzip gerade erst begonnen.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (9)

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  • morgenstern

    Gibt’s schon bald die Wagon Prämie, nach der Kuh Prämie?

  • bettina75

    Pro Wurm im Apfel, sollte jetzt schleunigst ein Beitrag ausbezahlt werden!!!

  • kongo

    Wetten dass,es gibt wieder Beiträge in Millionenhöhe vom Steuerzahler.

  • andreas1234567

    Hallo zum Sonntag,

    Bauern sind die ersten die verspottet und für blöd verkauft werden wenn es dem Rest der Gesellschaft zu gut geht.
    Das merkt sich dieser Berufstand und wenn es mal wieder dumm läuft dann kriechen die Spötter und Hochnäsigen die letzten Meter auf den Knien bis zum Klopfen an der Bauernpforte um ihren Wohlstandstand gegen Essbares einzutauschen.
    Ein IPhone 16 gegen fünf Kartoffeln und ein Kaschmirpullover gegen drei Äpfel..

    Das IPhone 16 wird beim Bauern das zu kurze Stuhlbein unterfüttern und der Kaschmirpulli dem Lamm beim Wintereinbruch als Pelz dienen..

    Wenn die Lebensmittelproduzenten weiter verärgert und verspottet werden kann ich nicht die vorhergesagten Kurse garantieren, da stehen dann Zuschläge ins Haus..

    Diejenigen welche das miterlebt haben sind wohl zu 99% heimgegangen..

    „Steun de Boeren“ heißt es in den Niederlanden, Übersetzung spar ich mir.. Aber da scheint es ein anderes Allgemeindenken zu geben..

    Auf Wiedersehen in Südtirol

    • ich

      Das hatten wir schon im Krieg und in der Nachkriegszeit wo Bauern den armen Tagelöhnern jeden Ring und jedes Taufkettchen für einen miserablen Kilogramm Mehl abgenommen haben ohne Gewissensbisse. Nun zahlen die Arbeiter die Steuern und wieder sind die Bauern Nutznießer.
      Und da wundert sich jemand dass für viele das Maß voll ist?

      • andreas1234567

        Hallo @ich

        Pfaffen seit eh und je und neuerdings auch Wohlstandsschwätzer werden ohne jedwede Gegenleistung durchgefüttert..
        Ich würde bei den Bauern andere Masstäbe ansetzen, fressen muss man immer, Wohlstandsgeschwätz und Geschichten vom Himmelreich sind nicht unbedingt überlebenswichtig.

        Ich rege immer einen pfleglichen Umgang mit den Bauern an, es gibt nicht viele die bereit sind 365 Tage im Jahr auf eigenes Risiko das Allgemeinwohl in Sachen Essensversorgung zu übernehmen.

        Lasst ihnen halt ihre Bonbons, ich nutzniesse auch die eine oder andere Subvention als Schichtarbeiter ohne schlechtes Gewissen, wir haben Fachkräftemangel, keiner will das machen obwohl der Verdienst wirklich wirklich gut ist als Industriearbeiter in Schichtarbeit.

        Gruß nach Südtirol

  • schwarzesschaf

    Zum glück haben sie ja noch den Urlaub auf den Bauernhof mit ihre Chalets da kommen ja noch mal mind 120.000 steuerfrei rein und das noch als schwarzgeld

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