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Die Nonni Vigili

Seit mehr als 25 Jahren gibt es in der Stadt Bozen den Schülerlotsendienst: Jeden Tag vor Unterrichtsbeginn und nach Unterrichtsende stehen hilfsbereite Seniorinnen und Senioren an den Zebrastreifen in der Nähe der Grundschulen und begleiten ca. 5.000 Schülerinnen und Schüler sicher auf die andere Straßenseite.

Die Schülerlotsen sind die Gewähr, dass der Schulweg sicherer wird, besonders für die Kleinsten unter den Schulkindern. Und da die Eltern wissen, dass ihre Kinder an gefährlichen Stellen im Straßenverkehr nicht alleine unterwegs sind, lassen sie ihre Kinder zu Fuß zur Schule gehen oder mit dem Roller oder dem Fahrrad fahren.

Das ist nicht nur für unsere Umwelt positiv, weil weniger Kinder mit dem Auto zur Schule gefahren werden, sondern es fördert auch die Entwicklung der Kinder in sozialer Hinsicht: Sie gehen gemeinsam mit Gleichaltrigen, sie trainieren ihre Selbständigkeit, den Orientierungssinn und das richtige Verhalten im Straßenverkehr.

Aber auch für die Seniorinnen und Senioren, die täglich am Zebrastreifen stehen, hat ihr Dienst eine wertvolle sozialen Funktion: Sie erbringen einen Dienst, der von der Gesellschaft geschätzt wird, und sie bleiben mit den jüngeren Generationen in Kontakt. Und es kommt gar nicht so selten vor, dass sich zwischen dem Schülerlotsen und den Kindern über die Jahre eine Freundschaft entwickelt.

Vor wenigen Tagen hat im Rathaus eine Pressekonferenz stattgefunden, bei welcher der Stadtrat für Mobilität der Stadtgemeinde Bozen, Stefano Fattor, die Stadträtin für Schule, Johanna Ramoser, der Direktor des Mobilitätsamtes, Ivan Moroder, die Mobility Managerin der Stadt Bozen, Brunella Franchini, und Oberltn. Roberto Tinaglia von der Stadtpolizei anwesend waren.

Dabei wurde der langjährige Präsident der Sozialgenossenschaft „Nonni Vigili – Schülerlotsen“, Sergio Crivellaro, verabschiedet, und der neue Präsident, Domenico D’Antuono, vorgestellt.

Es war Bürgermeister Marcello Ferrari, der 1994 den Schülerlotsendienst in der Stadt Bozen eingeführt hat. Seither wurde dieser ehrenamtliche Dienst jedes Schuljahr ohne Unterbrechungen angeboten. 1996 wurde eine Gemeindeordnung verabschiedet, die die Merkmale des Schülerlotsendienstes, die Aufgaben der Schülerlotsen und die Kriterien für ihre Auswahl regelt.

Die Gemeindeordnung wurde 2019 überarbeitet, und bei dieser Gelegenheit wurde z.B. festgelegt, dass die Schülerlotsen diesen Dienst bis zum 80. Lebensjahr ausüben dürfen. Die Stadtpolizei übernimmt die Ausbildung der Schülerlotsen und sie ist für alle Fragen zuständig, die den Straßenverkehr betreffen.

Die Koordinierung und Finanzierung des Schülerlotsendienstes ist beim Assessorat für Mobilität der Stadt Bozen angesiedelt. Es wickelt auch die Aufnahme neuer Schülerlotsen ab und legt in Absprache mit der Stadtpolizei die Einsatzbereiche fest. In diese Entscheidungen werden aber auch das Amt für Schule der Stadtgemeinde Bozen und die verschiedenen Schuldirektionen eingebunden, vor allem um den Dienst an die unterschiedlichen Unterrichtszeiten anzupassen und den Informationsaustausch mit den Familien zu organisieren.

Um Schülerlotse zu werden, muss man jünger als 80 Jahre sein, in Rente, im Besitz der zivilen und politischen Rechte und nicht zu einer Haftstrafe verurteilt worden sein. Bei der Erstaufnahme müssen die Bewerberinnen und Bewerber eine Bescheinigung über die psycho-physische Eignung vorlegen. Wer älter als 75 Jahre ist, muss diese Bescheinigung jedes Jahr vorlegen.

In den 1990er Jahren gab es 60 Schülerlotsen, 52 waren jeden Tag im Dienst, 8 waren Ersatzlotsen. Als die Stadt langsam wuchs und neue Stadtviertel entstanden, wie Firmian, Casanova/Kaiserau und Drusus Ost, wurde auch der Schülerlotsendienst ausgebaut. 2004 wurde der Pedibus-Dienst aus der Taufe gehoben, d.h. die Kinder werden an sogenannten Haltestellen abgeholt und zur Schule begleitet.

Die Sozialgenossenschaft „Nonni Vigili – Schülerlotsen“ führt den Schülerlotsendienst Bozen. Ihr Präsident war bis zum heurigen Schuljahr Sergio Crivellaro. Heuer waren 135 Schülerlotsen im Dienst, davon 20 Frauen. Sie versehen für die 4.784 Grundschülerinnen und Grundschüler an 110 Zebrastreifen und Kreuzungen in der Nähe der 20 Grundschulen im Stadtgebiet ihren Dienst.

In Bozen gab es heuer auch 11 PEDIBUS-Linien: Rittner Straße – Chini-Schule in der Dolomitenstraße; Brennerstraße – Wolf-Schule in Rentsch; Drusus Ost – Langer-Schule am Montessoriplatz; Fagenstraße (Höhe Gscheibter-Turm-Weg) – Grundschule Gries in der Martin-Knoller-Straße; Duca-d’Aosta-Allee (Dreiheiligengasse) – Grundschule Gries in der Martin-Knoller-Straße; Grieser Platz – Grundschule Gries in der Martin-Knoller-Straße; Emeristraße in Kaiserau – Grundschule „Martin Luther King“ in der Parmastraße; Kaiserau – Langer-Schule am Montessoriplatz; Reschenstraße – Grundschule „Don Bosco“; Drusus Ost – Pestalozzi-Schule in der Europaallee; Firmian – Pestalozzi-Schule in der Europaallee.

Es gibt auch zwei Begleitdienste im Stadtbus: Schülerlotsen begleiten die Schülerinnen und Schüler, die bei der Haltestelle in Kaiserau einsteigen, bis zur Grundschule Don Bosco bzw. Pestalozzi.

Der Schülerlotsendienst kostet pro Jahr ca. € 470.000. Der Stadtrat hat beschlossen, im kommenden Schuljahr 2022-2023 die Vergütung der Schülerlotsen von € 9,16 auf € 10,00 anzuheben.

Am 31. Mai 2022 findet um 17.30 Uhr auf dem Festplatz auf den Talferwiesen das alljährliche Abschlussfest der Schülerlotsen statt. Bei dieser Gelegenheit erhalten einige Schülerlotsen eine Auszeichnung für die 10 oder 20 Jahre Dienst als Schülerlotse überreicht.

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