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Wo die Not am größten ist

Gabi Janssen (Geschäftsführung), Meinhard Kritzinger (Vorstand), Toni Pizzecco (Präsident), Tanja Nienstedt (Vizepräsidentin), Günther Ziernhöld (Vorstand), Monika Gross (Projekt Management), Marion Winkler (Verwaltung).

Der Verein Südtiroler Ärzte für die Welt zieht Bilanz. Mit Spenden von über 1,2 Millionen Euro wurden zahlreiche Projekte finanziert.

1.268.361,33 Euro. Im Verein Südtiroler Ärzte für die Welt geht das Herz über.

Ein Spendenbudget 2021, das beinahe so groß ist wie 2019, also im Jahr, bevor die Covid-Pandemie alle Gewissheiten aus den Angeln hob. Und die erste Vollversammlung seit zwei Jahren, auf der sich die Mitglieder wieder trafen. Unter Menschen, zwischen Menschen, für Menschen.

Spenden machen 73 Prozent der Einnahmen des Vereins Südtiroler Ärzte für die Welt aus.

Mehr als zwei Drittel davon sind private Einzelspenden, abgezwackt von Frauen, Männern, Kindern in Südtirol, die Vertrauen in ihre Möglichkeiten haben. „Es gibt nur ein Wort dafür: DANKE. Was uns einen Riesenerfolg in der Bilanz beschert, gibt Menschen in Äthiopien, Nepal und Indien die Hoffnung auf ein selbstbestimmtes Leben zurück“, sagt Gabriele Janssen Pizzecco, Geschäftsführerin des Vereins.

Und doch. 2021 war ein schwieriges Jahr. Geplante Projekte stockten, weil die Partner in den Entwicklungsländern ungeplante Sorgen hatten. Corona legte das öffentliche Transportwesen lahm. Kranke und Schwangere schafften es nicht ins Krankenhaus. Tagelöhner blieben auf der Strecke, weil die Baustellen stillstanden. Märkte waren ohne Lebensmittel. Die Kinder bekamen keinen Online-Unterricht. Und der Hunger in den Dörfern wuchs. Gabriele Janssen Pizzecco: „Es war uns wichtig zu verstehen, welche Probleme unsere Projektpartner haben, und dort zu helfen, wo die Not am größten war.“

Traditionell konzentriert sich die Arbeit der Südtiroler Ärzte für die Welt auf drei Bereiche: medizinische Hilfe, Schulbildung und sauberes Trinkwasser. Seit 2020 wurden jedoch auch Lebensmittelpakete geschnürt. Der Kampf gegen Corona forderte die Lieferungen von Masken, Handschuhen, Desinfektionsmitteln für die Krankenhäuser. Vereinzelt wurden Intensivabteilungen und Labore in Nepal und Äthiopien für die Covid- Behandlung verstärkt. Große Summen wurden in den Brunnenbau gesteckt; verfügbares Trinkwasser sollte als Prophylaxe die fehlenden Coronaimpfungen und Coronatests ersetzen.

Wo Geld übrigblieb, wurden offene Projekte weitergeführt. In Nepal startete die Ausbildung für Mädchen zur Näherin. Haupteinsatzgebiet des Vereins ist jedoch Äthiopien. Dort wird an sechs Schulen gebaut. Ein Verbrennungsofen im Krankenhaus Attat, das der Verein seit vielen Jahren unterstützt, entsorgt nun hochseptisches Material. Und endlich wurde auch die San Marco Clinic eröffnet, in der 25.000 Menschen medizinische Grundversorgung erhalten. Ein besonderes Highlight: Unter der Leitung der Algunder Sennerei haben Südtirols Milchhöfe eine Käserei auf die Beine gestellt. „Das ist ein gutes Beispiel, wie mit Entwicklungshilfe auch Einnahmequellen geschaffen werden“, sagt Gabriele Janssen Pizzecco. Immerhin, der erste Käse ist gelungen.

35 Projekte in elf Ländern auf vier Kontinenten finanzierte der Verein Südtiroler Ärzte für die Welt 2021 mit. Ergebnisse, die zum Weitermachen motivieren. Über alle politischen Hemmnisse hinweg.

Zwei Brennpunkte 2022 für den Verein: Afghanistan und die Ukraine.

Im Talibanstaat geht es um die Rettung von Schulen für Mädchen, ein Projekt, in das Vereinsmitglied Margret Bergmann viele Jahre investiert hat. In der Ukraine betreiben die Südtiroler Ärzte für die Welt gemeinsam mit dem Landesrettungsdienst Weißes Kreuz ein medizinisches Ambulatorium im Flüchtlingscamp Vojany. Freiwillig reisen Ärztinnen und Ärzte aus Südtirol in die Slowakei an die Grenze zum Kriegsgebiet, um Flüchtlinge zu versorgen. „Hilfe bedeutet nicht nur, Geld zu schicken. Hilfe bedeutet, als Menschen da zu sein“, sagt Toni Pizzecco, Arzt und Präsident der Südtiroler Ärzte für die Welt.

 

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