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Der Problem-Krebs

Der Louisiana-Sumpfkrebs wird im Unterland zunehmend zum Problem. Jetzt sollen im Kalterer See Aale ausgesetzt werden, um das Ökosystem des Sees zu schützen.

von Lisi Lang

Der rote amerikanische Sumpfkrebs war von Anfang an ein Problem, „aber das Problem wird immer größer“, sagt Luigi Spagnolli, Direktor des Landesamtes für Jagd und Fischerei. Bereits vor mehreren Jahren wurde der ungebetene Gast, der ursprünglich aus Nordamerika stammt und vor allem in Louisiana heimisch ist, in einigen Gräben im Unterland gefunden. Wie er dorthin gekommen ist, kann man zwar nach wie vor nicht genau sagen, man vermutet aber, dass erste Exemplare von Menschen ausgesetzt wurden.

Seitdem wird die hoch invasive Tierart genau beobachtet, da sie für die lokale Flora und Fauna zu einem schwerwiegenden Problem werden könnte. Der rote amerikanische Sumpfkrebs (Procambarus clarkii) reproduziert sich nämlich viel stärker als heimische Krebsarten. Und er schädigt die Nahrungskette, indem er heimische Amphibien, Schwanzlurche, Frösche, Salamander usw. verdrängt und so das ökologische Gleichgewicht der Wassersysteme zerstört. Mit dem Bau tiefer Tunnel beschleunigt dieser Sumpfkrebs zudem langfristig die Erosion der Ufer und stört dort die Flora und Mikrofauna. „Wo sich dieser Sumpfkrebs etabliert, vereinfacht sich das Ökosystem grundsätzlich – die Vielzahl von verschiedenen Tier- und Pflanzenarten wird wesentlich sinken“, erklärt Luigi Spagnolli. Wo sich dieser Sumpfkrebs ausbreitet, wird es künftig also weniger verschiedene Fisch-, Vögel- und Pfanzenarten geben. „Diese Tierart ist für uns einfach katastrophal“, betont der Direktor des Landesamtes für Jagd und Fischerei.

Deswegen hat man in Südtirol eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die ein ständiges Monitoring durchführt. Auch wurden laut Spagnolli Versuche unternommen, die Krebse zu fangen und sie dann zu entsorgen. Insgesamt wurden bereits mehrere Tausend Krebse gefangen, untersucht und entsorgt – dennoch bleiben sie ein Problem. „Wir wissen ziemlich genau, wo sich die Krebse befinden, aber sie nähern sich jedes Jahr weiter dem Kalterer See“, so Spagnolli.

In den Gräben halten sich die Auswirkungen durch die Anwesenheit des Sumpfkrebses bislang noch in Grenzen, auch weil das Ökosystem in den Gräben eher künstlich ist – anders ist das im Kalterer Sees. Bislang wurden dort zwar noch keine Sumpfkrebse nachgewiesen, die Experten gehen allerdings davon aus, dass dies nur eine Frage der Zeit ist. „Deswegen haben wir heuer auch entschieden, eine Sondermaßnahme zu treffen“, erklärt Luigi Spagnolli. So sollen Aale im Kalterer See ausgesetzt werden, weil diese die kleinen Krebse fressen und dadurch die weitere Verbreitung eingedämmt werden kann. „Wir müssen der Natur helfen, sich zu wehren“, sagt Luigi Spagnolli.

Der Direktor des Landesamtes für Jagd und Fischerei erklärt, dass es schon öfter Probleme gab, weil Private Tiere oder Pflanzen exotischer Herkunft in der Natur ausgesetzt haben. „Es passiert oft aus Oberflächlichkeit vonseiten der Menschen“, sagt Spagnolli. „Jemand hat nicht mehr Lust sich um die Fische im Aquarium zu kümmern und entleert das Aquarium im Graben“, so Spagnolli. Dabei bedenken die Menschen aber nicht, welche fatalen Folgen das für das heimische Ökosystem haben kann. „Goldfische beispielsweise sind in den Aquarien recht klein, in den Gräben können sie bis zu 20-25 Zentimeter groß werden – und sie sind dann wahnsinnige Raubtiere, sie fressen alles, was sich bewegt“, sagt Spagnolli. Ähnlich ist es bei Schildkröten und anderen Tieren, die von Menschen ausgesetzt wurden. Daher der Aufruf, niemals Tiere oder Pflanzen exotischer Herkunft in der Natur auszusetzen. Sollten sie der vom Staat im Jahr 2017 festgelegten Liste der invasiven Arten angehören, riskiert man gleichzeitig auch hohe Strafen.

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