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Superbonus am Ende?

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Der 110-Prozent-Steuerbonus für energetische Sanierungen könnte abgeschafft werden, weil er mitverantwortlich für die hohen Preise sei. Wie reagiert man in Südtirol darauf?

von Heinrich Schwarz

Die Tage des Superbonus könnten schon bald gezählt sein. Ministerpräsident Mario Draghi hat sich klar gegen den Steuervorteil ausgesprochen, der im Sommer 2020 eingeführt wurde.

Mit dem Superbonus von 110 Prozent können energetische Sanierungsmaßnahmen – wie die Gebäudedämmung oder der Austausch von Heizanlagen – über Steuerabzüge praktisch kostenlos durchgeführt werden. Freilich müssen bestimmte Auflagen eingehalten werden, etwa die Verbesserung der Energieklasse um zwei Stufen. Das Steuerguthaben kann an die ausführende Firma oder an eine Bank abgetreten werden.

Ziel ist es, die Energieeffizienz der Gebäude zu steigern und das Baugewerbe in Italien anzukurbeln.

Draghi sagt nun, die Kosten für energetische Sanierungen hätten sich verdreifacht. Es gebe keine Preisverhandlungen mehr, weil eh der Staat zahlt. Der Superbonus hat laut Draghi eine Mitschuld an der Preisexplosion im Baugewerbe.

Damit stelle sich die Frage nach der Wirksamkeit der Maßnahme. Aus der Regierung heißt es, es brauche effizientere Mechanismen, die weniger teuer für die öffentlichen Kassen sind.

Für Kritik hatten vor einiger Zeit auch milliardenschwere Betrügereien mit dem Superbonus gesorgt. Schärfere Regeln sollen das inzwischen verhindern. Und es wird kritisiert, dass vor allem wohlhabendere Immobilienbesitzer den Bonus nutzen, der aus dem allgemeinen Steuertopf finanziert wird.

Aufgrund der klaren Positionierung von Mario Draghi muss man sich nun darauf einstellen, dass der 110-Prozent-Bonus keine Zukunft hat.

Martin Haller, Präsident des Handwerkerverbandes lvh, sagt, der Superbonus sei durchaus sinnvoll. Man müsse dabei unterscheiden zwischen Südtirol und Restitalien: „In Restitalien war die Bauwirtschaft komplett am Boden und es ist wirklich gelungen, Nachfrage zu generieren. In Südtirol war die Nachfrage bereits groß und am Bau wurde gut gearbeitet. Der Superbonus hat schon teilweise zu einer leichten Überhitzung des Marktes geführt.“

Haller bestätigt Draghis Einschätzung, dass die Preisentwicklung bei Baumaterialien auch durch den Superbonus angeheizt worden sei. Aber auch in Resteuropa, wo es den Bonus nicht gibt, seien die Preise derzeit nicht mehr händelbar.

Der lvh würde sich jedenfalls nicht großartig gegen eine Abschaffung oder Änderung des Superbonus sträuben. „Wichtig ist“, betont Martin Haller, „dass es eine Planbarkeit gibt. Das heißt: Wenn die Regierung entscheidet, den Bonus nicht mehr weiterzuführen, muss man das frühzeitig wissen. Wer mit den Planungen beginnt, muss noch zuverlässig die Unterstützung erhalten.“

Grundsätzlich haben in Südtirol laut Haller auch die länger bestehenden Steuerboni von 65 und 50 Prozent eine gute Wirkung gezeigt. „Wir sind für die Beibehaltung der Boni. Ein Superbonus in reduzierter Form mit 70 bis 90 Prozent wäre auch durchaus sinnvoll“, meint der lvh-Chef.

In Südtirol hatte der Superbonus übrigens einen sehr verhaltenen Start aufgrund gesetzlicher und bürokratischer Hürden gerade für Kondominien, die den Bonus hauptsächlich nutzen. Seit vergangenem Herbst seien dann viele Anträge eingereicht worden, sodass jetzt zahlreiche Baustellen offen seien, erklärt Martin Haller.

Das Superbonus-Niveau sei in Südtirol aber nicht so hoch wie in Restitalien, weil hierzulande bereits in den letzten Jahren viele Investitionen in energetische Sanierungen getätigt worden seien.

Laut den jüngsten Statistiken wurden in der Region Trentino-Südtirol bisher über 3.400 Superbonus-Anträge eingereicht. Die Summe der Steuerabzüge beträgt 700 Millionen Euro, wobei Arbeiten im Ausmaß von 530 Millionen Euro bereits realisiert wurden.

Italienweit sind es 155.000 Anträge mit einer Gesamtsumme von über 27 Milliarden Euro und 19 Milliarden Euro an realisierten Arbeiten.

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Kommentare (4)

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  • franz19

    Der 110 Bonus sollte weg,die Preise sind in der Hõhe geschnellt!!
    80% sind genug,denn es wird geschwindelt was nur geht und das haben wir ja gesehen.
    Auch der Hausbesitzer soll sich an den Kosten ein wenig beteiligen…

  • schwarzesschaf

    Ist das selbe wiemit mietbeitrag und wohnförderung. Das sagt dir ja der immobilenmarkler klipp klar schau300 euro kroegst javom landmietbeitrag muss nur ansuchen bzw 28000 wohnbauhilfe. Und wenn das land dann 40.000 gibt dann steigen die immopreise um 12.000

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