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„Gleicher Zugang“

Vor Kurzem trafen sich die Vorsitzenden der Seniorenvereinigung im Südtiroler Bauernbund mit der Volksanwältin Gabriele Morandell und der Geschäftsführerin der Verbraucherzentrale Südtirol Gunde Bauhofer, um sich darüber auszutauschen, wo den Senioren der Schuh drückt.

Die Landespräsidentin der Seniorenvereinigung im Südtiroler Bauernbund, Theresia Agreiter Larcher, erklärt: „Immer wieder treten Mitglieder unserer Organisation an uns heran und erzählen uns von Schwierigkeiten, auf die sie in bestimmten Bereichen des öffentlichen Lebens stoßen. Nachdem wir einer Aussendung der Volksanwaltschaft und der Verbraucherzentrale Südtirol entnommen haben, dass sie heuer verstärkt die ältere Generation in den Mittelpunkt stellen, haben wir die Vertreterinnen zu einem Treffen eingeladen. Ziel war es, mit ihnen über die Themen, die die bäuerlichen Senioren im Besonderen und die ältere Generation im Allgemeinen betreffen, zu sprechen und gemeinsam nach möglichen Lösungen zu suchen. Je mehr Personen und Institutionen sich für uns Senioren einsetzen, desto sicht- und hörbarer werden unsere Anliegen nämlich.“

Ältere Generation im Mittelpunkt

Das Treffen begann mit einer kurzen Vorstellung der Volksanwaltschaft und der Verbraucherzentrale Südtirol, die bereits seit Jahren viel und gut zusammenarbeiten.

Volksanwältin Gabriele Morandell schilderte, dass ihre Einrichtung die Anlaufstelle für Probleme mit der öffentlichen Verwaltung, wie zum Beispiel Land und Sanität, sei. „Wir sind für alle Bürger des Landes persönlich, telefonisch und via E-Mail an verschiedenen Orten erreichbar und unser Dienst ist kostenlos“, führte sie aus. Eine kürzlich durchgeführte Erhebung habe gezeigt, dass über 50 Prozent der Bürger, die die Volksanwaltschaft kontaktieren, über 60 Jahre alt sind und dass der Anteil an älteren Menschen bei den Schwierigkeiten mit dem NISF/INPS und dem Sanitätsbetrieb noch wesentlich höher liegt.

Gunde Bauhofer, die Geschäftsführerin der Verbraucherzentrale, erzählte, dass ihre Einrichtung hingegen die Anlaufstelle für Probleme mit privaten Unternehmen, wie beispielsweise einer Bank, einer Versicherungsagentur oder eines Telefonanbieters, sei. Auch sie seien dezentral organisiert und sowohl persönlich und telefonisch als auch digital zu erreichen. „Eine erste Information ist auch bei uns kostenlos erhältlich. Sollte ein Fall aber sehr aufwändig sein, fallen gewisse Gebühren an“, ergänzte sie. In Bezug auf die ältere Generation starte die Verbraucherzentrale demnächst ein Projekt mit einigen Jugendzentren, in dessen Rahmen Jugendliche als sog. Digital-Coaches Senioren im Online-Bereich unterstützen.

Digitalisierung bringt größte Probleme

Das Stichwort „Digitalisierung“ leitete schließlich die Diskussion ein: Alle Anwesenden waren sich einig, dass die Digitalisierung für die meisten Senioren im Land zu schnell erfolge. Viele hätten nämlich weder die Fähigkeiten noch die technischen Voraussetzungen, um online zum Beispiel Termine bei einem öffentlichen Amt vorzumerken, Befunde einer Blutprobe herunterzuladen oder selbst Zahlungen zu tätigen.

„Dass im Zuge der Corona-Pandemie so viele Dienste komplett digitalisiert wurden, ist für uns inakzeptabel. Vielen älteren Menschen wird dadurch der Zugang zu gewissen Bereichen einfach verwehrt. Das widerspricht einem wertschätzenden und gleichberechtigten Umgang mit allen Bürgern“, unterstrich Theresia Agreiter Larcher. Gerade bei essentiellen Diensten, wie der Verlängerung des Führerscheins und der Zustellung eines ärztlichen Befunds, müsse es weiterhin einen analogen Weg geben, damit jeder Mensch möglichst lange selbständig für sich selbst sorgen kann. „Wir sind nicht gegen die Digitalisierung an und für sich, aber wir sind für einen gleichberechtigten Zugang zu allen Diensten für alle Bürger“, stellte die Landespräsidentin fest.

Gabriele Morandell und Gunde Bauhofer erklärten, dass dieses Thema eines sei, zu dem sie derzeit am meisten Beschwerden erhalten und in dem sie zunehmend stärker tätig sind. Daher einigten sich die Anwesenden darauf, in diesem Bereich zukünftig enger zusammenzuarbeiten, und fassten schon gleich erste gemeinsame Schritte ins Auge.

Daneben tauschten sich die Anwesenden unter anderem auch über die Gefahren von sog. Haustür- und Telefongeschäften aus, die vor allem ältere Menschen immer wieder in große Schwierigkeiten bringen, die Höhe von Strom- und Telefongebühren sowie spezielle Maßnahmen, die zum Schutz im Alter beitragen können.

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