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„Habe mich weiterentwickelt“

Foto: Facebook/HC Thurgau

Nach sechs Jahren hört Südtirols aktuell erfolgreichster Eishockey-Trainer Stefan Mair beim HC Thurgau auf. Wie er diese Zeit erlebt hat und wo es ihn als nächstes hinzieht.

Tageszeitung: Herr Mair, nach sechs Jahren verlassen Sie nun den HC Thurgau. Warum haben Sie diese Entscheidung getroffen?

Stefan Mair: Als ich nach Thurgau gekommen bin, habe ich darin eine Chance gesehen, mich in der Schweiz zu behaupten. Ich wurde gerade in Schwenningen in der DEL entlassen. Das Engagement beim HC Thurgau hat sich rückblickend als Win-Win-Situation für beide Seiten herausgestellt. Der Verein war in arger finanzieller Schieflage. Wir haben die Saisonvorbereitung mit nur 15 Spielern und ohne Ausländer begonnen. Im ersten Jahr haben wir schnell die Playoffs erreicht und uns konstant nach oben entwickelt. Zum nächsten großen Schritt hat es aber nie gereicht, weil wir jedes Jahr unsere besten Spieler abgeben mussten. Das ist auch heuer der Fall. Mit Jonathan Ang und Ian Derungs fehlen uns sehr wichtige Spieler. Man muss nahezu jedes Jahr eine Mannschaft neu zusammenstellen. Das gibt mir zwar große Genugtuung, sofern es gelingt, irgendwann gibt es aber einen Zeitpunkt, an dem man gehen muss. Es ist immer besser, dass man selbst geht, bevor man entlassen wird.

Die Fans haben Ihren Abgang, der bereits seit längerem offiziell war, sehr bedauert. Wie bewerten Sie den Abschied?

Der Abschied war sehr emotional. Nach einem harten Kampf sind wir als Vierte noch in die Playoffs gekommen. Mein Ziel war es, in die Top-Six zu kommen. Leider hatten wir das gesamte Jahr über ein extremes Verletzungspech. Uns haben in den Playoffs zu Beginn acht Stammspieler gefehlt. Nur zwei davon sind zurückgekommen. Die Mannschaft hat aber großen Teamgeist entwickelt und extrem gekämpft. Dadurch haben wir eine Mega-Serie hingelegt und sind bis ins Halbfinale gekommen.

Nach dieser erfolgreichen Saison können Sie sich Ihre Arbeitsstelle aussuchen. Wo geht es für Sie hin?

Es war immer mein Ziel in die NLA reinzukommen. Ich weiß, dass das schwierig ist, insbesondere wenn man einen italienischen Pass besitzt. Ich bin seit längerem bereits ein Kandidat bei den SCL Tigers, einem Klub in der NLA. Ich rechne aber jeden Tag mit einer Absage. Solange ich aber keine Absage habe, beschäftige ich mich mit nichts anderem. Es gibt aber noch zwei beziehungsweise einen weiteren Kandidaten. Michael Liniger von GCK Lions war lange im Gespräch, bleibt nun aber dort. Ein weiterer Kandidat ist Heinz Ehlers, der Nationaltrainer von Dänemark ist und bereits in Langnau Coach war. Mit ihm ist zu klären, wie seine Rolle als Nationaltrainer vereinbar ist. Es bahnt sich eine Lösung diesbezüglich an, es ist also eher unwahrscheinlich, dass ich den Job bekomme. Dennoch ist es meine Priorität so weit wie möglich zu kommen. Ich hatte eine gute Saison, weshalb es Interesse von mehreren Klubs gibt, mein Agent sagte mir, dass ich auf jeden Fall in der Schweiz bleiben könnte, ich warte aber noch auf eine mögliche offizielle Absage von Langnau. Ich gehe davon aus, dass sich das innerhalb einer Woche klären wird.

Ist eine Rückkehr nach Südtirol realistisch?

Für eine Rückkehr nach Südtirol besteht zwar die Möglichkeit, man darf das aber nicht falsch interpretieren. Ich spiele mit offenen Karten und warte die Entscheidung aus Langnau ab.

Ihr Ex-Klub, der HC Pustertal, hat in seiner ersten ICEHL-Saison gleich den Einzug in die Playoffs geschafft. Wie haben Sie diese Saison beim HC Pustertal verfolgt?

Ich habe mich öfters mit Dieter Knoll und Patrick Bona ausgetauscht. Ich kenne beide recht gut. Der HC Pustertal hatte einen schwierigen Start, vor allem wegen der vielen Auswärtsspiele zu Beginn. Es war nicht einfach, weil es keine gelernten Center gab. Ein großer Glücksgriff war der Goalie. Der Verein hat aber die Ruhe bewahrt und punktuell nachgebessert. Alles in allem war es eine sehr gute Saison.

Was nehmen Sie aus Ihrem Engagement in Thurgau mit?

Das Schweizer Eishockey ist auf einem Top-Niveau, auch wenn die zweite Liga zum Großteil aus Ausbildungsklubs besteht. Auch wir waren ein Verein, indem Spieler aus der NLA eingesetzt wurden, um ihnen Eiszeit zu geben. Im Nachhinein hat mir in meiner Entwicklung enorm geholfen, weil man jedes Jahr eine neue Mannschaft hatte. Ich hatte beispielsweise in der einen Saison eine bewegliche Verteidigung, musste dann aber das Spielsystem umstellen, weil ich ganz andere Spieler hatte. Diese Tatsache hat mich sehr weitergebracht. Zudem habe ich den Spielstil des internationalen Eishockeys besser kennengelernt: Die Swiss League hat einen großen Anteil an schwedischen Coaches. Das kanadische Spiel ist nicht mehr so gefragt. Ich habe mich daher mittlerweile, was Spielstil und Taktik anbelangt, meilenweit weiterentwickelt.

Interview: Markus Rufin

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