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„Ich war ein Kompatscher-Fan“

Philipp Achammer und Martin Ganner

Der scheidende Burggräfler SVP-Bezirksobmann Martin Ganner über die „Freunde im Edelweiß“ und die verfahrene Situation in seiner Partei.

TAGESZEITUNG Online: Herr Ganner, welchem Lager in Ihrer Partei gehören Sie an?

Martin Ganner: Gar keinem. Ich bin ein frei denkender Mensch.

Es heißt, Sie seien ein Jagdfreund von Michl Ebner?

Das stimmt. Ich kenne aber auch Karl Zeller schon sehr lange. Wir sind zusammen in Obermais aufgewachsen und haben gemeinsam die Schulbank gedrückt.

Wie schätzen Sie die aktuelle Lage in Ihrer Partei auf Landesebene ein?

Die Situation ist verhärtet. Die Rücktrittsforderungen an altgediente SVP-Funktionäre waren zum Zeitpunkt, an dem sie erfolgt sind, ein schwerer politischer Fehler. Sie haben statt einer Befriedung das genaue Gegenteil bewirkt. Das habe ich auch bei der letzten Parteileitung offen gesagt. Wenn schon, hätte dieser Schritt bereits vor eineinhalb Jahren passieren müssen. Die Abhörprotokolle sind ja schon länger bekannt, auch wenn der Landeshauptmann immer so tut, als ob er nichts gewusst hätte. Er hat nicht reagiert, und das ist ein Zeichen von Führungsschwäche. Ich war ein großer Fan von Arno Kompatscher, sehe ihn aber mittlerweile durchaus auch kritisch. Er ist am derzeitigen Schlamassel maßgeblich beteiligt.

Wird Karl Zeller gehen?

Das kann ich mir nicht vorstellen. Karl Zeller hat viele Verdienste, und einen altgedienten Parteifunktionär wie ihn einfach so zu verschicken wird nicht funktionieren. Dasselbe gilt für Thomas Widmann. Beide haben gute Arbeit geleistet.

Wie kommt die Partei wieder heraus aus dem Schlamassel?

Es braucht eine Deeskalation. Für die altgedienten Mandatare muss man hingegen einen ehrenhaften Ausstieg finden, wenn man sie schon weghaben will. 

Ihr offizielles Rückzugsschreiben als SVP-Bezirksobmann war sehr kryptisch, gerade in Bezug auf angebliche Blockbildungen in der SVP-Burggrafenamt. Was haben Sie damit gemeint?

Wer es verstehen soll, wird es verstehen. Ich jedenfalls setze mich keinem Gerangel aus.

Sie bleiben kryptisch?

Alles geht in Richtung SVP-Landesversammlung mit Neuwahl des Parteiobmanns im Herbst. Es ist daher relevant, wer in den Bezirken das Sagen hat. Einige werden schon gemeint haben, dass der Ganner zu unabhängig ist.

Die SVP-Frauen sagen, dass mit Rosmarie Pamer lediglich eine Obfrau gepusht werden sollte.

Man hätte es eleganter machen können. Rosmarie Pamer hat im letzten Moment gesagt, dass sie kandidiert. Auf jeden Fall hat eine Kräftepositionierung stattgefunden. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.

Interview: Karin Gamper

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (26)

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  • andreas

    Rühmt sich, „frei denkender Mensch“ zu sein, was immer das bedeuten soll, da er nicht Farbe bekennen will.
    Mit denselben lächerlichen Aussagen haben auch Impf- und Maskengegner argumentiert.

    Der LH hätte die Abhörprotokolle publizieren müssen, hätte er früher reagiert, da wäre dieser Typ aber sicher dagegen gewesen.

    Nebenbei ist es mehr als zweifelhaft, von sich in der dritten Person zu sprechen. Wem auch immer „der Ganner“ zu unabhängig sein soll….
    Erinnert mich irgendwie an „den Wendler“. 🙂

  • heracleummantegazziani

    Das Drehbuch zu diesem Interview stammt aus dem Weinbergweg in Bozen.

  • gorgo

    Verstehe noch immer nicht, wie genau der LH hatte reagieren sollen. Ohne sich selbst in gewisse Niederungen zu begeben. Hinschmeißen?
    Warum wird bei dieser (x-ten) Aussage niemals nachgefragt?
    Und wäre es nicht eigentlich. Aufgabe des Obmanns gewesen zu reagieren?

    • andreas

      Das verstehen die, welche es fordern, auch nicht, wie der LH hätte reagieren sollen.
      Aber die Merkmale einer Opposition sind ja irgend einen Schmarrn zu fordern, auch wenn es nicht umsetzbar ist.

      • gorgo

        Sie verzeihen Kompatscher einfach nicht, Opposition eingeschlossen, dass er kein alpha-Durni ist, der ordentlich mit der Faust auf den Tisch pummert, von Obmann bis zum kleinsten SVP-Kaff-Bürgermeister alle in der Hand hat, sie wahlweise zusammenscheißt, dass sie 10cm kleiner sind oder mit ihnen auf Bockjagd geht (wo dann der neue Fussballplatz oder ganz andere Plätze verhandelt werden).
        Die sind über Jahrzehnte so konditioniert.
        Außerdem war es bequem.

        Hast du das Buch endlich fertig?

  • george

    Viele von euch Schreiberlingen seid dieselben scheinheiligen, hintertückischen Verdreher wie jene, die ihr hier darstellt. Würdet gut dazupassen.

  • artimar

    Martin Ganner hat insofern recht. Kompatscher-Fan waren doch auch viele andere, nicht nur Ganner. Kompatscher – in seiner Jugend affiner Grüner, später karrieremäßig SVP, vom Medienhaus 2012-2013 geschickt lanciert – wurde ja schließlich bereits mehrfach gewählt.
    2012-13 ist er – auch vor dem Hintergrund des Politrentenskandals – mit dem Anspruch eines völlig neuen Politikstils (in Abgrenzung zu Durnwalder) und der Erneuerung angetreten. Von Anbeginn hat er sich dann auch richtigerweise zur Amtszeitbeschränkung von max.10 Jahren ausdrücklich erklärt und sich
    selbst dazu verpflichtet. Er wolle daran gemessen werden. Na, dann.
    Dass auch (unabhängige) Parteigänger-innen und Wähler-innen nun spätestens 2022 auch mal beim Landeshauptmann anfragen, wieso er damit nicht mal angefangen hat, in Tritt zu kommen, ist wohl bitte nicht nur legitim, sondern mehr als überfällig. Denn welche Listen-Vertretung der Leute kann es sich in einer Wählerdemokratie letztlich leisten, das Gemeinwohl zu ignorieren ohne sich nicht selbst zu delegitimieren?
    Schließlich handelt Politik, so ihr minimaler Selbstanspruch, für Land und Leute. Das gilt es sich in der Politik stets bewusst zu bleiben.
    Die Spielchen der Hagers, Zellers … um Macht und Einfluss hinter denen ja handfeste Eigeninteressen (vgl. FF: Mair, Wen’s trifft) stecken; der mediale Stellvertreterkrieg) all das hat erstmal das Ziel: Ablenkung von sich. Cui bono?
    Früher nannte man dies übrigens noch ganz einfach „Banditenübermut“: „Dort läuft der Dieb“
    Dreistigkeit scheint offenbar auch hierzulande zu funktionieren.
    Für manche wohl zu kryptisch ausgedrückt. Vielleicht ist es doch manchmal gut, wie in Kindertagen, rückwärts zu treten, um nach vorwärts zu schreiten. Auch wenn Lateinpauker nochmals fragen: „Cui bono?“
    Der Kaiser bleibt dennoch nackt.
    Denn wer befragt schon seinen (inneren) Spiegel?
    Wer träumt schon des Fürsten Traum – das Sterben und Werden des Landes im Gebirge?

    • andreas

      Dein Kommentar ist nicht kryptisch, sondern sprachlich wie gewollt und nicht gekonnt.
      Du solltest an der Anordnung der Wörter noch etwas feilen, damit sie ev. inhaltlich einen Sinn ergeben.

      Z.B. dieser Satz:
      „Vielleicht ist es doch manchmal gut, wie in Kindertagen, rückwärts zu treten, um nach vorwärts zu schreiten.“

      Wer und warum tretet jemand im Kindergarten rückwärts, um vorwärts zu schreiten?
      Wie ist dir nur so ein Unsinn eingefallen?

  • tirolersepp

    Ein Stuhl wackelt da aber sehr heftig !

  • gerhard

    .. einen ehrenhaften Abgang, wenn man sie schon weghaben will… ?
    Ja gehts noch?
    Schwamm drüber, die haben ja nur gelogen, betrogen, korrumpiert?
    Darf man denn die Wahrheit gar nicht mehr sagen?
    Soll man diese feine Herren ungeschoren davon kommen lassen?
    Durnwalder ist als vorbestrafter Verbrecher und Lump ja rechtskräftig verurteilt.
    Da hilft kein Weihwasser mehr.
    Wenn diese „ehrenhaften „Herren keinen Karakter haben und zurücktreten wirds schon das Volk richten – und die ganze Partei absaufen lassen bei der nächsten Wahl.
    Kann das ernsthaft jemand wollen ?

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