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Aufschlussreiche Reihen

Vater und Tochter durchleben eine schwierige Zeit in Ozons „Tout s’est bien passè“. Leider nicht mehr im Kino

Kino braucht Pflege. Je besser Filme begleitet und beworben werden, desto besser funktioniert’s. So bekommen Filme eine Geschichte und Persönlichkeit. 

von Renate Mumelter

Viel zu selten macht es Kino möglich, sich aus unterschiedlichen Perspektiven mit einem Thema zu befassen. Letzthin war das im Filmclub zum Thema Sterben der Fall. Allerdings musste man eher selber draufkommen, dass es so etwas wie eine Reihe dazu gab. Ab sofort und bis November 2022 gibt es jetzt eine Reihe zum „Thema Minderheiten.Anderswo“ anlässlich der 50 Jahre Autonomie.  Wir bleiben zunächst noch kurz beim Sterben.

Der Papst

Erst vor ein paar Tagen sagte der Papst in seiner Generalaudienz, der Tod müsse angenommen nicht verabreicht werden. Eine missverständliche Aussage, wie so oft bei Kirchenleuten. Einerseits verteidigte der Papst die hilfreiche Palliativmedizin zu Recht, und er möchte verhindern, dass Menschen gegen ihren Willen getötet werden, auch zu Recht. Andererseits klangen seine Aussagen so als ob es kein Recht auf Freitod gäbe. Das erinnert an die Zeiten, als Menschen außerhalb des Friedhofs bestattet werden mussten, wenn sie sich das Leben genommen hatten. Heute wird das von der Kirche etwas barmherziger gesehen. 

 „Tout s’est bien passè“ 

Freitod kann aber auch ein Wunsch sein wie beim 85Jährigen Andrè in Francois Ozons „Tout s’est bien passè“/“È andato tutto bene“. Nach einem Schlaganfall will Andrè sterben, und er lässt und sich von diesem Vorsatz nicht abbringen Nach vielen Hürden schafft er es in die Schweiz. Einfühlsam schildert Ozons Film, wie der Betroffene und sein Umfeld mit dieser Entscheidung umgehen. „Tout s’est bien passè“ hätte es verdient, länger als eine Woche und begleitet im Kino zu bleiben. 

Krankheit, Sterben, Freitod und Sterbehilfe waren in den letzten Wochen ja durchaus Thema im Filmclub-Programm, allerdings nicht so explizit. Ich erinnere an die zwei Film- und Gesprächsabende mit dem Landesethikkomitee und an zwei beeindruckende Filme über Krebsdiagnosen und den Tod „Hope“ von Maria Sødahl und „De son vivant“/„In Liebe lassen“ von Emmanuelle Bercot in den Tagen und Wochen darauf.

Autonomie

Etwas besser begleitet ist da schon die Autonomie, die heuer 50 wird. Gemeinsam mit dem Center for Autonomy Experience und der Gesellschaft für bedrohte Völker läuft die Reihe „Minderheiten. Anderswo“ bis in den November. Zu den einzelnen Filmen gibt es Gespräche. 

Leider ist die Filmreihe vor ein paar Tagen eher unsichtbar gestartet. Der erste Film, Chloé Zhaos „The Rider“, ist schon vorbei. Zhao feierte mit „Nomadland“ große Erfolge, „The Rider“ ist nicht weniger interessant. Im Mittelpunkt steht ein Sioux-Nachkomme, der wegen eines Unfalls nicht mehr reiten kann. Wolfgang Mayr (Gesellschaft für bedrohte Völker) sprach nach dem Film mit Claus Biegert (Journalist und Autor zahlreicher Veröffentlichungen über die indigene Bevölkerung Nordamerikas). 

Der nächste Film in der Reihe ist „Quo vadis, Aida?“ am 10. März. Die Filme von  „Minderheiten. Anderswo“ laufen immer an einem Donnerstag. Dieser erste Tag nach dem wöchentlichen Programmwechsel birgt das Risiko, dass Interessierte erst hintennach draufkommen, dass es einen Film gab. Die Termine sind einmal im Monat angesetzt und schauen in die ganze Welt, im September z. B. gemeinsam mit Claus Gatterer in das Südtirol der 1960er Jahre. 

Tipps:

„Nightmare Alley“ erzählt von einem Scharlatan, der sein Glück versucht. Aufwändig gemacht, 150 Minuten lang und nie wirklich langweilig.

„Wunderschön“ von Karoline Herfurth erzählt im Spielfilmformat von Frauen, denen es die Gesellschaft schwer macht, mit sich zurecht zu kommen.

 

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