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Ridley Scott, Steven Spielberg

Scotts langatmiger „House of Gucci“

Derzeit sind zwei Filme von großen Alten aus Hollywood im Kino. Beide sind eine Enttäuschung. Ein dritter US-Film, von dem alle reden, versteckt sich auf Netflix.

von Renate Mumelter

Don’t Look Up

Beginnen wir beim Film, der auf Netflix versteckt ist. „Don’t Look Up“ von Adam McKay wird derzeit überall kräftig besprochen. Das mag an den Stars liegen (Leonardo Di Caprio, Jennifer Lawrence) oder am Thema, einem drohenden Weltuntergang, der irgendwie ans Heute erinnert. Der Film hat den großen Nachteil, dass ihn Netflix sequestriert hat. Zu sehen ist er derzeit nur in „ausgewählten Kinos“, wie das offiziell heißt. In Südtirol und im Trentino gibt es kein auserwähltes. Das Votivkino in Wien ist mir zu weit weg und Netflix habe ich nicht, weil ich Kinofilme im Kino sehen will.

„House of Gucci“ von Ridley Scott 

Ausführlich im Kino war und ist nach wie vor „House of Gucci“. Für diejenigen, denen der Name Ridley Scott nichts sagt, nur soviel: Ridley Scott wurde 1937 geboren, ist also 85 Jahre alt. In Erinnerung geblieben ist er durch Filme wie „Blade Runner“, „Alien“ oder den legendären „Thelma & Louise“, alles Filme, die sich heute noch lohnen. Bei „House of Gucci“ ist das anders. Die Geschichte aus dem Modeimperium Gucci, wo 1995 ein Mord geschah, zieht sich wie ein Strudlteig. Die 158 Minuten bis zum Ende durchzuhalten ist richtig schwer. Sie Story stützt sich zwar auf reale Begebenheiten, die Erzählweise ist aber eine Ausbreitung all dessen, was sich Amerikaner wohl unter Europa vorstellen. Da hilft auch Lady Gaga in der Hauptrolle nichts. Der große Vorteil des Films: er hat dem Hause Gucci zu rapide ansteigenden Verkaufszahlen verholfen. Jetzt gibt es einen Run auf Gucci-Vintage-Stücke, angeblich. Wer’s mag…..Mehrere große Modekonzerne überlegen, auch ins Filmgeschäft einzusteigen. Das könnte sich nämlich als gutes Marketinginstrument erweisen. Ob es dem Kino guttut, muss sich erst zeigen. Selbstlos oder schwer kulturinteressiert sind Mode-Bigs wohl eher nicht.

„West Side Story“ von Steven Spielberg

Das Musical von Leonard Bernstein „West Side Story“ entstand 1957 für die Bühne. Die Idee dahinter war es, die Geschichte von Romeo und Julia in einem modernen Schlüssel auf die Bühne zu bringen. 1961 wurde daraus ein Kinofilm mit Natalie Wood, Regie Robert Wise, Jerome Robbins. 2014 kündigte Steven Spielberg an, ein Remake machen zu wollen, das sich enger an das Musical halten sollte als die 1961er-Verfilmung. Dann kam Corona, jetzt ist der Film da. 

Bernsteins Melodien sind im Remake Evergreens, die nach wie vor gut ins Ohr kommen. Erzählt wird die Geschichte einer unmöglichen Liebe, die mit viel Blut endet, weil die Liebenden unterschiedlicher Herkunft sind. Die Action ergibt sich aus den zwei ethnischen Straßengangs, den Jets und den Sharks, die sich inbrünstig bekämpfen. In den 1950er Jahren war die Story aktuell, heute fast 70 Jahre später, bleibt vieles (ohne Vorkenntnisse) unverständlich. 

Spielberg ist der Jüngere aus US-Kino-Duo, von dem heute hier die Rede ist. Er ist 76 und hat wie Ridley Scott Filmgeschichte geschrieben. „Schindlers List“ war einer seiner wichtigsten Filme, „E.T.“, „Jurassic Park“ oder die Indiana-Jones-Filme sind heute noch Renner. Spielbergs neue „West Side Story“ wirkt aber wie aus der Zeit gefallen, überflüssig, sie macht nur neugierig auf das Original. Die 157 Minuten von Spielbergs „West Side Story“ sind zwar etwas besser auszuhalten als jene von „House of Gucci“, ich würde mir aber wie gesagt, am liebsten das Original auf Leinwand anschauen.

Tipp

Die Woche werde ich es mit Asghar Farhadis „A Hero“ versuchen. Das ist ein Film, der aus keiner Hollywood-Küche kommt, nicht von Netflix kolonisiert wurde und in Farhadi einen Garanten für Qualität hat. 

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