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Der Problem-Bär

Karl Bär, Thomas Radetzki, Brigitte Foppa, Annemarie Gluderer, Albrecht Plangger, Manfred Schullian

Die Bauern im Vinschgau und LR Arnold Schuler sind sauer: Ausgerechnet Albrecht Plangger und Manfred Schullian haben dem Anti-Pestizid-Aktivisten Karl Bär in Rom eine Bühne geboten.

von Matthias Kofler

Arnold Schuler ist not amused: Das müsse „ein Nachspiel“ haben, echauffierte sich der Agrarlandesrat.
Was ist passiert? Vor kurzem hat sich eine Delegation nach Rom aufgemacht, um den Heiligen Vater zu besuchen. Anlass für die „Pilgerfahrt“, die von der Vinschger Bio-Bäuerin Annemarie Gluderer angeführt wurde, war eine europaweite Initiative für eine bienenfreundliche Landwirtschaft.

Um die Petition „Bienen und Bauern retten“ in Rom promoten zu können, benötigten die Aktivisten einen Konferenzraum. Brigitte Foppa setzte sich daher mit Senatorin Julia Unterberger in Verbindung. Die bekennende Tierschützerin erschien der Grünen die ideale Ansprechperson. Unterberger erklärte sich bereit, den Pressesaal im Senat anzumieten, fügte aber hinzu, dass sie sich zuvor mit Schuler, zu dem sie ein freundschaftliches Verhältnis pflegt, austauschen wolle.

Der Landesrat reagierte wenig erfreut auf die Nachricht. Der Grund: Der kleinen Delegation gehörte auch der Anti-Pestizid-Aktivist Karl Bär vom Münchner Umweltinstitut an. Gegen Bär hatte Schuler gemeinsam mit 1.400 Vinschger Obstbauern eine Klage wegen übler Nachrede angestrengt, weil dieser in seiner Kampagne „Pestizidtirol“ gegen den hohen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in den Apfelplantagen gewettert hatte.

Julia Unterberger nahm sich Schulers Worte zu Herzen un sagte Brigitte Foppa wieder ab. Die Grüne kontaktierte daraufhin Albrecht Plangger und Manfred Schullian. Die beiden SVP-Kammerabgeordneten hatten keine großen Bedenken und mieteten den Presseraum im Montecitorio-Palast an, wo die Aktivisten schließlich ihre Initiative vorstellen konnten. Dabei wurde auch ein Foto geschossen, auf dem sich die beiden SVPler mit Bär und Co. ablichten ließen.
Als Schuler aus den Medien von der Bienen-PK erfuhr, war er außer sich. Immerhin ist Albrecht Plangger SVP-Bezirksobmann im Vinschgau. Und Manfred Schullian verdient sich einen beachtlichen Teil seines Einkommens damit, Landwirte gerichtlich zu vertreten. Die beiden Edelweißpolitiker hätten also wissen müssen, wie ihre Aktion parteiintern ankommen würde.

Auch viele Bauern im Vinschgau sind derzeit auf Plangger und Schullian nicht gut zu sprechen. Bauernbund-Obmann Leo Tiefenthaler kann den Zorn der Landwirte durchaus nachvollziehen. „Natürlich sind wir auch dafür, Bienen und Bauern zu retten“, unterstreicht er. Doch die von Bär und Co. erhobene Forderung, bis 2035 jegliches Pflanzenschutzmittel zu verbieten, sei „komplett falsch, überzogen und total unrealistisch“. Ein solcher Pestizid-Ausstieg hätte laut dem SBB-Obmann zur Folge, dass Südtirols Landwirtschaft um 100 Jahre zurückversetzt würde. „Wir müssten dann entweder Lebensmittel importieren oder würden an einer Hungersnot leiden. Deshalb verstehe ich vollkommen den Unmut der Bauern“, so Tiefenthaler.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (12)

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  • criticus

    Parteipolitisch ist diese Aktion sicherlich in die SVP-Hosen gegangen. Aber, Herr LR Schuler, hätten Sie damals nicht ein voreiliges Theater gemacht, dann hätte man sich Zeit und Geld erspart. Einmal holt man die Landwirte in den Genossenschaften für einen Prozess vom Traktor und dann gegen einen Prozess. Einfach lächerlich! Und gegen Wolf und Bären sind die Herren im Bauernbund machtlos, wird eben hinausgeschoben, irgendwann ist wieder Almabtrieb und für 8 Monate Ruhe.
    Übrigens, Schullian und Plangger hatten wohl mehr Schneid als Frau Unterberger. Oder?

  • robby

    Da haben die Bauern und Schuler wieder eimal eine „figura di merda“ abgegeben und die schöne Julia sich ins Höschen gemacht.

  • sigmundkripp

    Jetzt, wo der Problembär im Bundestag sitzt, werden all diese hohen Lokalpolitikerinnen sich gerne hinter ihn stellen und lächelnd mit ihm ins Fotos schauen, wenn er wieder mal nach Südtirol kommt! Davon bin ich überzeugt.

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