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„Alles ist möglich“

Mit ihren bisherigen Olympia-Ergebnissen ist die Mountainbikerin Eva Lechner nicht ganz zufrieden. Bei ihrer 4. Olympia-Teilnahme will die Eppanerin deswegen noch einmal alles geben.

Tageszeitung: Frau Lechner, in Kürze startet ihr 4. Olympia-Abenteuer. Sind Sie überhaupt noch nervös vor so einem Großereignis? 

Eva Lechner: Also Routine ist so ein großes Ereignis sicher nie – das ist nicht einmal ein kleines nationales Rennen (lacht). Die Vorfreude ist deswegen sicher da, weil es jetzt einfach schon bald losgeht.

Die Olympischen Spiele finden ein Jahr später als geplant statt. Wie haben Sie auf diese Nachricht reagiert bzw. was hat diese Verschiebung für Sie bedeutet? 

Im Grunde genommen ist im letzten Jahr eigentlich alles so ziemlich drunter und drüber gegangen und man musste erst wieder in den Rennmodus zurückfinden. Deswegen war es sicher eine gute Entscheidung, die Olympischen Spiele zu verschieben, weil irgendwie niemand so richtig vorbereitet war bzw. die Vorbereitung einfach schwierig geworden wäre. Jetzt hatten wir doch Gelegenheit wieder in unseren normalen Rhythmus zurückzufinden und das war sicher besser.

Hatte man praktisch ein Jahr länger Zeit sich vorzubereiten? 

Ja und nein. Es war einfach wichtig, nach diesen Lockdowns wieder einen Rennrhythmus zu finden, auch wenn die physische Vorbereitungen erst später beginnt. Ich konnte mich dank meiner Silbermedaille bei der Weltmeisterschaft aber bereits fix qualifizieren und mich so komplett auf die Vorbereitung konzentrieren.

Wie zufrieden sind Sie mit den Vorbereitungen?

Ich bin relativ zufrieden und es fehlt ja auch nicht mehr viel – immerhin steht unser Rennen schon in drei Wochen auf dem Programm.

Hat Sie die Silbermedaille bei der WM noch einmal gepusht?

Auf jeden Fall (lacht), so eine Medaille gibt einem sicher noch einmal viel Selbstvertrauen.

Frau Lechner, Sie waren bereits bei den Olympischen Spielen in Rio, in London und in Peking dabei. Wie blicken Sie auf diese Olympiaden zurück – zufrieden oder mit gemischten Gefühlen? 

Eigentlich mit nicht so guten Gefühlen, weil alle drei Olympiaden irgendwie daneben gegangen sind. Es gab zwar immer verschiedene Gründe, aber ich habe sozusagen drei Olympiaden verhaut. Das wird jetzt ziemlich sicher meine letzte Olympiade sein und das gibt einem natürlich noch einmal einen Extra-Ansporn, es dieses Mal gut zu machen. Aber es muss einfach alles passen, weil es nur um dieses eine Rennen geht.

Was steht jetzt so kurz vor Tokio noch auf dem Programm?

Wir dürfen nicht mehr als sieben Tage vor dem Rennen anreisen. Dieses Wochenende steht deswegen noch die Italienmeisterschaft auf dem Programm und ich möchte diese zwei Wochen jetzt auch noch einmal für den letzten Feinschliff nutzen.

Das große Thema ist nach wie vor Corona. Glauben Sie, dass es deswegen besondere Spiele werden?

Natürlich werden es besondere Spiele werden und es besteht natürlich immer das Risiko, dass jemand positiv getestet wird, was dann natürlich ein große Problem wäre. Aber ich versuche mir nicht zu viele Gedanken zu machen, sondern mich wirklich auf die Rennen zu konzentrieren. Ich hoffe einfach, dass alles gut geht.

Werden Sie eigentlich von Freunden oder Familie nach Tokio begleitet?

Nein, ich glaube, dass es Zuschauern von außerhalb Japans nicht erlaubt ist, ins Stadion zu gelangen und deswegen kommt auch niemand mit. Ich persönlich finde das aber gar nicht so schlimm, weil ich dann wirklich fokussiert bleiben kann.

Sind Sie eigentlich auch in Ihrer Freizeit viel mit dem Fahrrad unterwegs oder machen Sie da lieber etwas anderes?

(lacht) In meiner Freizeit bin ich eher selten mit dem Fahrrad unterwegs. Meine Freizeit verbringe ich gerne bei den Pferden oder mit Freundinnen, gehe shoppen oder im Sommer schwimmen und lasse es eher gemütlich angehen.

Sie sind seit vielen Jahren Profi. Gab es da auch schon Momente, wo sie alles hinschmeißen wollten? 

Die hat es auf jeden Fall gegeben, schon öfters. Ich bin im Jahr 2016 in ein Übertraining hineingekommen und von da wieder zurückzukommen, war nicht ganz einfach. Jetzt bin ich aber definitiv froh, dass ich weitergemacht habe.

Worauf freuen Sie sich in Tokio – abgesehen vom sportlichen – am meisten? 

Um ehrlich zu sein habe ich mir darüber noch nicht viele Gedanken gemacht, weil ich glaube, dass mich diese ganzen Eindrücke bei meinen letzten Teilnahmen auch etwas abgelenkt haben. Heuer wird wegen Covid aber sicher alles anders werden, es sind kleinere olympische Dörfer, man darf nur kurzfristig anreisen und deswegen ist heuer sowieso irgendwie alles nur auf die Rennen ausgerichtet.

Frau Lechner, was ist in Tokio möglich?

Ich sage immer: Es ist alles möglich. Bei den letzten Weltmeisterschaften war ich auch keine Favoritin und schlussendlich habe ich mir dann die Silbermedaille geholt – was ich mir nie erhofft hätte. Wenn alles zusammenpasst, dann ist glaube ich alles möglich. Ich habe Vertrauen in Jesus Christus, dass es so sein wird, wenn es so sein soll – und deswegen bin ich eigentlich relativ ruhig. Ich habe mich gut vorbereitet.

Interview: Lisi Lang

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