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Zweierlei Abschied

In Bozner Dom wurde am Freitag Abschied vom ermordeten Ehepaar Laura Perselli/Peter Neumair genommen – mit einer ergreifenden Rede von Tochter Madè. Sohn Benno erhielt die Erlaubnis für einen Besuch in der Leichenhalle am Friedhof.

von Thomas Vikoler

„Wo seid ihr?“ Es ist der 5. Jänner dieses Jahres und Madè Neumair, Ärztin in München, bangt um ihre vermissten Eltern Laura Perselli und Peter Neumair. In einer ergreifenden, stellenweise poetischen Trauerrede im Bozner Dom beschreibt sie die dramatischen Stunden des Bangens und Hoffens.

Die Nachricht, dass beide von ihrem eigenen Sohn Benno Neumair erdrosselt wurden, überspringt die Rednerin. Am Ende sagt Madè Neumair: „Heute ist der 18. Juni und ihr seid endlich vereint. Es wurde euch der Atem und das Wort genommen, ihr fehlt mir auf verheerende Weise, ruhet in Frieden.“

Es ist der Tag der Beerdigung im Mordfall Perselli/Neumair. Vor dem Dom stehen schwarz gekleidete Security-Männer, die darauf achten, dass keine Kameras ins Innere mitgenommen werden. Die Höchstzahl von 250 Trauergästen ist bald erreicht, draußen haben ein Dutzend Kamerateams ihre Geräte aufgebaut, zahlreiche Schaulustige verfolgen die Trauerfeier im Dom über einen Lautsprecher.

Rund zwei Stunden nach dem Beginn der Trauerfeier werden die Särge mit den beiden Ermordeten nacheinander aus einem Seitentor gerollt und in links und rechts geparkte Leichenwagen gehievt. Die Leichen von Laura Perselli und Peter Neumair wurden anschließend im Bozner Krematorium verbrannt. Die Staatsanwaltschaft hatte sie vor einigen Wochen zur Bestattung freigegeben.

Die Erschütterung über den Elternmord von Bozen ist weiterhin spürbar, auch wenn ein Angehöriger vor dem Eintritt in den Dom erklärt: „Wir wollen heute auf freudige Weise Abschied nehmen.“

Abschied von seinen Eltern genommen hat auch Sohn Benno Neumair, der den Mord an ihnen einige Wochen später gestanden hat und nun im Bozner Gefängnis auf den Schwurgerichtsprozess im Herbst wartet. Sein Anwalt Angelo Polo erwirkte für ihn die Erlaubnis, sich am Donnerstag in Begleitung mehrerer Gerichtspolizisten in die Leichenhalle am Bozner Friedhof zu begeben.

„Er wollte die Begräbnisfeierlichkeiten nicht durch seine Anwesenheit stören“, sagte Anwalt Polo am Freitag über seinen Mandanten. Über seinen Gemütszustand in diesen Tagen wollte er nichts sagen.

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