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Neuer Auftritt fürs Kino 

„Und morgen die ganze Welt“ – SA/SO Filmtreff Kaltern

So langsam öffnen die Kinos wieder – eine Freude. Weitermachen wie gehabt, ist jetzt aber der falsche Weg. Davon ist die Kinowelt überzeugt.

von Renate Mumelter

Am deutlichsten sind die Festivalmacherînnen: Weiterzumachen wie bisher bringt’s nicht, sagen Alberto Barbera (Mostra del Cinema di Venezia), Carlo Chatrian (Berlinale), Piera Detassis (Premi David di Donatello) und Matthijs Wouter Knol (Director European Film Academy) übereinstimmend. Diese Übereinstimmung gab es in einem interessanten online-Dialog bei der IDM-Filmkonferenz, einer Gelegenheit, die ohne Streaming nicht möglich gewesen wäre. Denn wer hätte es geschafft, diese Vielbeschäftigten zur gleichen Zeit auf dasselbe Podium zu bringen, und wer hätte es geschafft, dort im Publikum zu sitzen? Wenige. 

Im online-Gespräch ging es um die Zukunft der Filmfestivals und in einem zweiten Paneel um die Zukunft des Kinos in Streaming-Zeiten. Der Blick in die Zukunft fiel positiv aus. Kinos können neben dem Streaming gut weiterbestehen, weil sie andere Bedürfnisse bedienen. Festivals können gut weiterleben, wenn sie nur wollen. Allerdings gilt in beiden Fällen eins: das nahtlose Anknüpfen an alte Zeiten ist der falsche Weg. 

Mehr Focus, mehr Profil

Künftig brauche es mehr Focus, mehr Profil im Kino und bei Festivals. Einfach weitermachen und abspielen, ist der falsche Weg. Filme werde es in nächster Zukunft genug geben, sagen die Festivalleiterînnen. „Wir werden wegen des Coronastaus von Filmen überflutet werden“, so Barbera. Alle großen europäischen Festivals wollen abspecken, lokaler und kleiner werden, vereinfachen. Arthouse-Filme sollen mehr Raum bekommen.

Und die Kinos? Die müssen dem Publikum einen Grund bieten, ins Kino zu gehen. Was aber tun, wenn ich im Kinoprogramm nur einen Filmtitel lese, ein Foto sehe im besten Fall eine knappe Inhaltsangabe? Ist das genug für einen befriedigenden Kinobesuch? Wäre es nicht besser, wenn ein Film begleitet würde – wie auch immer. Begleitung kann vieles sein, im Fall von „Nomadland“ waren es die vielen Schlagzeilen rund um den Oscar. In Bozen war der Film sehr gut besucht, obwohl im Kino andere durchaus gleich interessante Filme liefen. Sie waren aber nicht begleitet. 

Gezieltere Programmgestaltung statt Fülle

Ich würde auf gezieltere Programmgestaltung setzen. Reihen, die ein Gesicht haben, können gut funktionieren und auch ein jüngeres Publikum ansprechen. Das hat die online-Reihe des Filmclubs „non molliamo – weiter geht’s“ deutlich gezeigt. Rundum-Informationen zu Filmen sind erwünscht, Vertiefungen werden gern angenommen. Genau so ist es mit OmU-Fassungen. Wer einmal deren Reiz gespürt hat, wird immer wieder darauf zurückkommen. 

Alles alte neue Nischen, die nur belebt werden müssen, vor allem von lokalen Programmkinos. So wird es endlich möglich, glaubhaft zu vermitteln, dass Kino Kultur ist und nicht schlichter Kommerz. Denn das ist noch nicht in alle Köpfe vorgedrungen.

Cineplexx, dass Esskino

Das Cineplexx bedient andere Bedürfnisse. „Wir eröffnen am 17. Juni wieder“, sagt Marlene Sebastiani die Leiterin, „Es stehen so viele tolle Produktionen in den Startlöchern – hoffen wir auf einen guten Neustart“. Sebastiani hofft auch, dass das Konsumationsverbot fällt.“ Plexx-Kinos leben vor allem von Popcorn, Nachos und Drinks. Es sei eine „grobe Ungleichbehandlung, dass Konsumation ohne Pass in allen Innenräumen und Bars möglich ist, in den Kinos aber nicht“, sagt Sebastiani und „wir hoffen auf Änderungen.“ Die Coronazeit überstand das Cineplexx „mit Durchbeißen und an das Kino glauben“, sagt Sebastiani „wir glauben alle an das Kino, an Filme auf der großen Leinwand und dass die Leute es nicht mehr erwarten können, wieder ins Kino zu kommen.“

Aktiv ist inzwischen auch der Filmtreff Kaltern wie immer an den Wochenenden. Ende Juni macht dann auch das Odeon-Kino in Bruneck auf. 

 

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