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Harmonie des Gleichgewichts

Miriam Heiler: On a cloudy day, 2020.

In der Ausstellung „Harmonie des Gleichgewichts“, die in der Vijion Art Gallery im Rahmen der Art Karlsruhe Selections von Samstag, den 15.05.2021 bis Samstag, den 12.06.2021 stattfindet, zeigen die Künstler Elisa Alberti, Mirijam Heiler, Flavio Senoner und Egon Digon ihre inhaltlich wunderbar ergänzenden künstlerischen Positionen.

 Die Tautologie „Harmonie des Gleichgewichts“, ist ein grundlegender Ausgangspunkt des künstlerischen Schaffens von Elisa Alberti, Mirijam Heiler, Flavio Senoner und Egon Digon; vier Künstler, die ihre Werke aus der Anordnung und Verschiebung von geometrischen Formen und Linien entstehen lassen. Dabei ist ihnen die Intensivierung der Struktur zu einem Ritual geworden. Aus diesem bewusst angestrebten rhythmischen Stil haben sich Gedankenklarheiten entfaltet, die tiefen Berührungspunkte der Wahrnehmung aufleben lassen. Durch die Wiederholung entsteht eine Verdichtung der Aussage.

Aufbauend auf die Praxis von technologischer Reproduzierbarkeit, suchen diese Künstler nach Differenzierung durch handwerkliche Einzigartigkeit. Kunst wird bei Alberti, Heiler, Senoner und Digon zu einer Technologie der Verzauberung, da die manuelle Ausarbeitung keine Perfektion anstrebt und der Spontanität Raum lässt. Es ist ein Oeuvre der Variation, frei von jeglicher Sterilität und gegen jede Standardisierung.

Mirijam Heiler und Flavio Senoner verbindet das scheinbare Einfache, Geordnete und Klare. Die Beschränkung der Mittel und die radikale Reduktion fördert die Konzentration auf die Essenz der Dinge. In ihren Werken entstehen aus Linien und Formen filigrane Raumgefüge, die von Rhythmus, Sequenzen und Überschneidungen gekennzeichnet sind. Das Puristische und Neutrale kommt hier zum Ausdruck. Dabei schenken sie der Wiederholung eine hohe Bedeutung zu, einer Wiederholung ins scheinbare Unendliche. Die aufeinanderfolgenden Formen können als ewiger Kreislauf gedeutet werden.

Minimalismus, Muster und die Brechung dieser prägen die beiden Positionen. Ihre Werke geben eine Struktur wieder, die leichte Abweichungen zulässt. Diese schaffen Vibrationen im Rhythmus. Damit bewegen sie sich weg von der Perfektion, auf der Suche nach Diversität in der Serialität. Im geschichteten, ineinandergreifenden Liniengefüge zeichnet sich ein sublimes System des Empfindungsbereiches. Durch diese programmatische Vereinfachung wird ein erstaunliches Potenzial freigesetzt. Dieses Konzept von Unterbrechungen der Ordnungssysteme, lässt eine überraschende Vielzahl an Variationen und Nuancen entstehen. Die scheinbare Nüchternheit weckt sinnliche Ausstrahlung und ergänzt sie durch eine intellektuelle Qualität.

Die Künstler Elisa Alberti und Egon Digon widmen sich in ihrem künstlerischen Schaffen der Formen- und Linienfindung. Der geraden Linie verleihen sie Bewegung und Leichtigkeit. Es entstehen Spannungsfelder, zwischen divergierenden und konvergierenden Formen.

Alberti’s Praxis widmet sich konsequent der Repetition von Linien und Formen in einem übergeordnetem System. Dabei strebt sie keine vollkomme identische Wiederholung an, sondern sucht die Variation eines stets Ähnlichen.

Ihre Werke sind formal asketisch, rein, schweigend, in sich ruhend; ein Schleier vor einer transzendenten Wirklichkeit. Sie sind eine visuelle Meditation, wissend um den Blick des Betrachters. Der Blick versinkt im Zwischenspiel der einzelnen Elemente eines Bildes und folgt den zueinander kommunizierenden Formen. Alberti’s Kunst wirkt anziehend, erhaben und elegant.

Egon Digons Kunstwerke starten von der Verformung des Geometrischen. Dabei verarbeitet er das harte Material Holz und verfremdet es seiner Eigenschaft. Den starren Linien entnimmt er jede Härte und wandelt sie in spannungsgeladene Formen. Durch Dynamik der Komposition wird Energie und Lebendigkeit freigegeben. Diese Ambivalenz zwischen Geordnetem und das sich dazu Krümmende führt zu einer Destabilisierung der Wahrnehmung. Die Kunstwerke bieten ein Ausweichen in freie Dimensionen des Denkens und öffnen einen Zugang zu neuen Sichtweisen.

 

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