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Die Kosten-Nutzen-Rechnung

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99,93 Prozent der Nasenflügeltests sind negativ. Die Opposition fragt, ob Kosten und Aufwand der Tests im Verhältnis zum tatsächlichen Nutzen stehen.

Von Matthias Kofler

F-Obmann Andreas Leiter Reber schüttelt den Kopf: „Weiterhin Millionen über Millionen für Tests zu verpulvern, anstatt in die Behandlung der effektiv Kranken und in die Pflegeberufe zu investieren, ist mit Blick auf unseren angeschlagenen Landeshaushalt ein finanzpolitischer Wahnsinn.“

Seit einem Monat sind die Nasenbohrertests landesweit im Einsatz. Sie spielen eine Schlüsselrolle bei den Öffnungsschritten. Ob in Schulen, Restaurants, Schwimmbädern oder im Landtag: Zutritt erhält nur, wer nachweisen kann, kein Coronavirus-Träger zu sein. „Durch das fleißige Testen können wir Asymptomatische herausfischen, die sonst das Virus weitertragen und andere Personen anstecken könnten“, erläutert Sanitätslandesrat Thomas Widmann.

Andreas Leiter Reber

Die Opposition im Landtag bezweifelt, dass die Kosten und der Aufwand der Tests im Verhältnis zum Nutzen stehen und untermauert die Kritik mit Zahlen: Von den 171.068 getesteten Personen waren – Stand Mittwoch – gerade einmal 346 positiv. Das sind 0,2 Prozent. Nur 123 konnten per PCR bestätigt werden. Die Trefferquote liegt also bei 0,07 Prozent, wobei einige Nachtests noch ausstehen. Anders ausgedrückt: Wer „nasenbohrt“, erhält zu 99,93 Prozent ein negatives Ergebnis. „Pures Gold ist verunreinigter“, giftet Leiter Reber. In den Schulen ist die Wahrscheinlichkeit, positiv zu sein, noch geringer: Nur 365 der 437.214 getesteten SchülerInnen waren positiv. 198 wurden miz PCR bestätigt, 123 waren falsch positiv. Die Trefferquote beläuft sich auf 0,045 Prozent.

Leiter Reber meint: „Wenn 99,96 Prozent unserer Schüler negativ sind, dann ist das wunderbar und zeigt, dass wir diese Maßnahme einstellen und uns die Gelder sparen können. Die Landesregierung macht es sich sehr leicht zu behaupten, dass die herausgefilterten Positiven mehrere andere angesteckt und somit zu viel höheren Zahlen geführt hätten, denn sie muss keinen wissenschaftlichen Beweis dafür bringen. Dabei ist dieses Ergebnis der Beleg für das Gegenteil: Wenn die falsch Negativen wirklich so stark weiterinfizieren würden, wie die Landesregierung behauptet, dann müssten die positiven Zahlen exponentiell ansteigen – das tun sie aber nicht.“ Angesichts der niedrigen Test-Ergebnisse, der größtenteils geimpften Risikogruppen, der hohen Dunkelziffer natürlich Immuner, der niederen Auslastung der Intensivbetten und der allgemeinen Sommerentwicklung bestehe keinerlei Rechtfertigung für die aktuellen Einschränkungen, ist der Freiheitliche überzeugt.

Auch Wissenschaftler streiten über die Sinnhaftigkeit von Schnelltests für die Pandemiebekämpfung. Studien zeigen, dass die Ergebnisse weniger verlässlich sind, als die Politik glauben macht. Die bisher größte internationale Studie, ein sogenannter Cochrane-Review, hat im März 2021 festgestellt, dass nur jede zweite infizierte Person, die noch keine Beschwerden hat, durch Antigen-Schnelltests erkannt wird. Da der Nasenbohrertest autonom durchgeführt wird, ist er leicht manipulierbar. Falsch negative Ergebnisse könnten ein falsches Gefühl der Sicherheit erzeugen und die Verbreitung des Virus beschleunigen. Auch stellt sich die Frage, ob eine Testpflicht in den Betriebe nicht sinnvoller wäre als ein Test für den Gasthausbesuch, da sich mehr Menschen am Arbeitsplatz als im Restaurant anstecken.

Das Team K verweist darauf, dass die Landesregierung für Tests weitere 19 Millionen Euro locker gemacht hat. Gleichzeitig streiche sie Bücherschecks und Leistungsstipendien. „Wir haben wenig Verständnis dafür, dass die Kosten der Tests der Touristen, wie auch jene für die Erntehelfer, vom Steuerzahler getragen werden müssen“, kritisiert Franz Ploner. Die SVP wirft der größten Oppositionspartei vor, in Sachen Tests ein doppeltes Spiel zu spielen. Immerhin waren es Köllensperger und Co., die vor einem Jahr lautstark „Testen, testen, testen“ gefordert hätten. Nun stelle das Team K die Sinnhaftigkeit der Tests in Frage, heißt es aus der Volkspartei.

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Kommentare (22)

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  • andreas

    Widmann hat die 5-6 Millionen Tests gekauft, keine Ahnung ob es wieder mal bei einem Verwandten war und die sind zu verbrauchen.
    Was daran ist so schwer zu verstehen?
    Ob etwas sinnvoll ist oder nicht, interessiert Schlachtuchwidmann doch nicht, seine Spezialität ist anscheinend blinder Aktionismus.

  • vinsch

    Im Sommer gibt es keinen Virus, das hätten wir vom letzten Jahr eigentlich lernen sollen, aber wir sind zu blöd dafür. Zudem gibt es jetzt viele Geimpfte und Genesene, also das Geld wird hier verpulvert und im Herbst, wenn der Virus zurück kommt, denn einer kommt zurück, dann haben wir kein Geld mehr …

  • vinsch

    Draghi wird heute noch bekannt geben, dass die Ausgangssperre fällt und auch im Innern der Restaurants gegessen werden kann. Ich hoffe nur, wir Südtiroler spielen nicht wieder die „Dummen“ und verschärfen unsere Regeln. Das wäre katastrophal für die Wirtschaft!!

  • tirolersepp

    Draghi wird heute noch bekannt geben, dass die Ausgangssperre fällt und auch im Innern der Restaurants gegessen werden kann. Ich hoffe nur, wir Südtiroler spielen nicht wieder die „Dummen“ und verschärfen unsere Regeln. Das wäre katastrophal für die Wirtschaft!!

    Die Urlauber lachen uns doch aus – was wollt ihr einen Nasenflügeltest – heee gehts noch !

  • franz19

    Es ist eine riesige Steuerverschwendung und dass wissen wohl auch langsam die Politiker, nur mit Steuergelder kann man tun was man will und niemand wird zur Rechenschaft gezogen…20 Millionen für unsinnige Test und 30 Millionen für Masken die nie benutzt wurden..das sagt wohl alles.
    Mir wär es zu blöd weiterhin als Politiker über Steuergelder zu bestimmen nach solchen Fehlern..aber Sie kassieren ja noch saftig dafür

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