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Unfreundliche Übernahme

Athesia hat nun tatsächlich einen Fuß in der Tür bei der Pustertaler Medien GmbH: Christian Tschurtschetnathaler hat seine Anteile an der PZ gegen den Widerstand der ehemaligen Weggefährten an den Südtiroler Medienkoloss verkauft. Die Gesellschafter gehen nun rechtlich gegen diesen Verkauf vor.

von Silke Hinterwaldner

Es kam, wie es gar nicht kommen musste. Christian Tschurtschenthaler, ehemaliger Bürgermeister von Bruneck und 25 Jahre lang begeisterter PZ-Unterstützer, hat seine Anteile an der Pustertaler Medien GmbH nun tatsächlich an den Südtiroler Medienkoloss Athesia verkauft. Damit ist genau jenes Szenario Wirklichkeit geworden, das die Miteigentümer mit aller Kraft zu verhindern versuchten.

Fest steht: Sie geben sich noch immer nicht geschlagen. Aber die Situation ist schwierig. Zunächst der Reihe nach: 1995 wurde die PZ gegründet, damals als journalistisches Gegengewicht zu den Athesia-Medien. Hinter dem Medienprojekt im Tal standen einflussreiche Unternehmer und Politiker: Neben Christian Tschurtschenthaler unter anderem SVP-Anwalt Dieter Schramm, Museumsmacher Michael Wachtler oder Unternehmer Gert Schönhuber.

Auch Autohändler Franz Josef Moser war anfangs mit von der Partie, er hat seine Anteile an der Pustertaler Medien GmbH allerdings vor einigen Monaten verkauft.

Man einigte sich auf einen Kaufpreis von 120.000 Euro, die Miteigentümer, abgesehen von Tschurtschenthaler, teilten sich das Aktienpaket. Im Februar dann kündigte Tschurtschenthaler an, dass er 200.000 Euro für ein vergleichbar großes Paket haben möchte. Ein entsprechendes Angebot von der Bezirksmedien GmbH legte er auch gleich auf dem Tisch. Dabei muss man wissen: Die Bezirksmedien GmbH hat ihren Sitz in Schlanders, ist aber eine Tochter der Athesia.

Diesem Schachzug war bereits ein Streit mit dem nunmehr ehemaligen Vizepräsidenten Tschurtschenthaler vorausgegangen, der durch diese Vorgehensweise weiter befeuert wurde. Mit neuen Beschlüssen im Verwaltungsrat und Präzisierungen im Gesellschaftsstatut versuchte man einen Verkauf an die ungeliebte Athesia zu verhindern. Immerhin: Die drei Eigentümer Gert Schönhuber, Dieter Schramm und Nicolas Wachtler (mittlerweile hat der Sohn von Michael Wachtler übernommen) haben sich zum Ziel gesetzt, die Medienvielfalt im Pustertal mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln zu verteidigen.

Selbstverständlich geht es bei derartigen Transaktionen vor allem um das liebe Geld.

Die PZ-Macher haben dem ehemaligen Weggefährten Tschurtschenthaler 175.000 Euro für seine Anteile geboten. Dieser entschied sich für das bessere Angebot und verkaufte an die Athesia. Mittlerweile sind die neuen Besitzverhältnisse sogar bei der Handelskammer hinterlegt und eigetragen, was die Situation weiter erschwert. Trotzdem hält die Bezirksmedien GmbH derzeit zu wenige Anteile, um weitreichende Entscheidungen in die Wege zu leiten: Für eine Mehrheit müssten zwei weitere Gesellschafter mitziehen. Und davon ist man zumindest derzeit noch weit entfernt.

Die Gesellschafter der Pustertaler Medien GmbH wollen den Verkauf nicht einfach hinnehmen.

Man will sich gerichtlich das Vorkaufsrecht erstreiten und ist in diesem Fall auch bereit, die geforderten 200.000 Euro zu bezahlen. Zuerst aber soll rechtlich geklärt werden, ob die Athesia tatsächlich gegen den Widerstand der anderen Gesellschafter einsteigen konnte.

Dabei dürfte wohl allen klar sein, dass man sich auf einen Kampf der Giganten einlässt. Athesia hat seit jeher versucht, Bezirkszeitungen zu vereinnahmen, vor allem um an Werbe- und Druckaufträge zu kommen. Die PZ hatte sich bisher stets erfolgsreich gegen eine Vereinnahmung gewehrt. Nun aber könnte sich das Blatt gewendet haben.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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