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„Zustand ist desaströs“

Südtirols Tanzstudios befinden sich bis auf wenige Unterbrechungen seit mittlerweile einem Jahr im Lockdown.Viele Tanzlehrer wissen nicht mehr, wie es weitergehen soll.

von Lisi Lang

Seit mittlerweile einem Jahr sind die Tanzstudios in Südtirol mit einigen Unterbrechungen für Besucher geschlossen. Wie Fitnessstudios, Saunas und Schwimmbäder gehören demnach auch die Tanzstudios zu jenen Bereichen, die bislang am längsten schließen mussten. Die Stimmung bei den Betreibern und Tanzlehrern ist deswegen erwartungsgemäß schlecht. „Wir haben am 6. März 2020 zugesperrt, im Oktober drei Wochen gearbeitet und seitdem befinden wir uns wieder im Lockdown“, sagt Miriam Bagamoro, Geschäftsführerin des Tanzstudios Pircher in Lana. Im Sommer habe man zwar im Freien einige Tanzstunden anbieten können, allerdings nur in einem sehr kleinen Rahmen und damals wurden auch nur Abos nachgeholt, die bereits bezahlt waren. „Wir haben im Sommer nur nachgearbeitet, also null Einkommen auf dieser Linie und im Oktober konnten wir auch nur drei Wochen arbeiten – zudem waren es in diesen Wochen auch nur weniger als 30 Prozent im Vergleich zu einer normalen Auslastung“, schüttelt die Geschäftsführerin des Tanzstudios in Lana den Kopf. „Der Zustand ist wirklich desaströs“, sagt Miriam Bagamoro ohne Umschweifen, „seit einem Jahr herrscht Ebbe“.

Renate Spetzger leitet die älteste Tanzschule in der Landeshauptstadt und bringt den Boznern seit vielen Jahren das Tanzen bei. Seit einem Jahr wird aber auch in dieser Tanzschule kaum noch getanzt. „Wir können nicht arbeiten“, sagt Renate Spetzger. „Es geht uns einfach nur schlecht: Die Tanzstudios werden immer als letztes genannt, obwohl dieser Bereich eigentlich viele Personen betrifft“, kritisiert die Tanzlehrerin.

Im Bozner Tanzstudio bieten Renate Spetzger und ihre Tanzlehrer zwar einzelne Kurse online an, „aber viele Leute und auch Eltern wollen keine Online-Kurse, weil ihre Kinder momentan auch so schon viel Zeit vor dem PC oder Fernseher verbringen. Zudem kann man auch nicht alle Tanzkurse wie z.B. Gesellschaftstanz online anbieten und es ist auch etwas anderes, ob man alleine zu Hause tanzt oder in einem Studio mit Spiegel usw.“, unterstreicht Renate Spetzger.

Die finanzielle Situation infolge der Pandemie ist deswegen eine angespannte: „Wenn wir keine Unterstützung bekommen, weiß ich nicht, wie es weitergehen soll“, sagt Renate Spetzger. Im Vorjahr habe man Beiträge erhalten, aber diese würden nicht einmal reichen, um die Fixkosten zu decken.

Auch im Tanzstudio Pircher, welches ebenfalls auf eine lange Geschichte zurückblicken kann und im kommenden Jahr eigentlich sein 30-jähriges Bestehen feiern würde, kämpft man mit Existenzängsten: „Wir stehen kurz vor dem Aus und es ist einfach kein Ende in Sicht – man konnte Darlehen zwar stunden, die Zinsen und Fixkosten muss man aber bezahlen und bei den Beiträgen kommt man nirgends zum Zug – man hat uns wirklich total vergessen“, klagt die Tanzlehrerin aus Lana. Nur einmal habe sie im letzten Jahr einen Beitrag für Kleinbetriebe bekommen, die anderen Ansuchen seien allesamt abgelehnt worden. Zudem wissen die Tanzstudios nicht, wann sie wieder aufsperren dürfen. „Man hat uns komplett im Stich gelassen – sonst redet man immer darüber wie gesund Sport und Tanz sind, aber jetzt gerade fühle ich mich so, als hätten wir nie existiert“, bedauert Miriam Bagamoro, die auch von anderen Tanzstudios weiß, die ums Überleben kämpfen oder kurz vor dem Aus stehen.

Die Tanzstudios hoffen deswegen auf weitere Unterstützungen, viel wichtiger wäre es den Studios aber wenigstens in einem kleinen Rahmen wieder arbeiten zu dürfen. „Ich bin schon wirklich lange im Büro und habe mir auch etwas angespart, aber das hört jetzt langsam auf – immerhin mussten wir über ein Jahr lang Miete und andere Fixkosten trotz allem weiterbezahlen“, erklärt Renate Spetzger, die weiß, dass sich auch die Leute eine Rückkehr in die Tanzstudios wünschen würden.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (12)

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  • sorgenfrei

    Bauern oder andere unternehmer, die immer arbeiten, können beiträge für verluste im nebenerwerb bekommen, kulturschaffende im haupterwerb lässt man ihre existenz verlieren? Seltsame gesellschaft… (danke an die lobbyisten)

  • nochasupergscheiter

    Eine schreckliche Sache, es wäre z.b ein leichtes die Studios für geimpfte und nachweislich schon erkrankte zu öffnen denen könnte ja nichts passieren…
    Aber wenn man wie die Politiker im warmen home office oder landesbedienstete beim smart working mit 10000 euro Gehalt sitzt, was scheren einen diese armen Teufel…

  • nochasupergscheiter

    Die Politiker sind halt auch nur die Spielbälle unserer Führungsbeamten, ohne die gibt’s keine Gehaltserhöhung, keinen hochdotieren Versorgungsposten usw..
    Die Führungsbeamten sitzen im Kämmerlein und wollen nichts entscheiden weil auweh auweh der Rechnungshof..
    Und so einen lästigen Politiker sitzwo jo eh aus mir beamte gell…
    Noch dem Kimmt a ondro bessa net in orsch bewegen…

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