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„Schwerwiegende Vergiftungen“

Bernd Gänsbacher

Chlordioxid-Lösungen werden immer wieder als Wundermittel gegen Covid-19 angepriesen. Dabei ist die Einnahme dieses Mittels sehr gefährlich.

von Markus Rufin

Immer wieder sind im Internet Berichte zu finden, wonach es Wundermittel gegen eine Covid-19-Erkrankung gibt, die bestens vor einer Erkrankung schützt. Ein Mittel, dass dabei immer wieder zur Sprache kommt, sind Chlordioxid-Lösungen (MMS, CDS, CDL). Richtig abgemischt, töte das Mittel das Coronavirus im Körper ab, wenn man es trinkt, wird immer wieder behauptet (auch in einem Leserbrief, den die Tageszeitung am Dienstag veröffentlichte).

Doch diese Behauptung ist höchst gefährlich. Behörden vieler Länder, wie das Bundesamt für Sicherheits- und Gesundheitswesen (BASG), die amerikanische Arzneizulassungsbehörde FDA, die schweizer, die italienische und die österreichischen Gesundheitsbehörden warnen auf ihren Webseiten sogar vor diesen Lösungen, berichtet der Immunologe Bernd Gänsbacher.

„Im Internet wird propagiert, dass dieses Mittel eine Wirkung gegen Covid-19 hat, dabei besteht sogar ein begründeter Verdacht, dass die Lösung sich schädlich auf den Körper auswirkt. Es kann sogar zum Leberversagen führen“, stellt der Immunologe klar.

Der Grund weshalb sich diese Theorie im Internet verbreitet hat, liegt zum einen darin, dass früher viele Bleichmittel Chlordioxid-Lösungen enthielten, die tatsächlich Viren und Bakterien abtöten – allerdings nur auf der Wäsche in der Waschmaschine und nicht im Körper des Menschen. „Beim Menschen passiert das genaue Gegenteil“, erklärt Gänsbacher. „Es führt zu Erbrechen, Durchfall und eventuell zu Leberversagen. Es ist eine ätzende Säure.“

Zum anderen gibt es die Behauptung, dass Chlordioxid ein geeignetes Arzneimittel ist, nicht erst seit Covid-19. Wie Gänsbacher berichtet, bieten Interessensgruppen im Internet diese Lösungen an und behaupten, es schütze auch vor Krebs, Malaria, AIDS, Autismus oder Hepatitis.

„Das erinnert mich an die Aussage von Donald Trump, der vorgeschlagen hat, dass die Menschen zum Schutz gegen Covid Bleichmittel trinken sollen. In den Tagen darauf kam es zu mehreren schwerwiegenden Vergiftungen, weil amerikanische Staatsbürger dem Rat gefolgt sind“, sagt Gänsbacher. Die Vergiftungen mit Bleichmittel stiegen in den Monaten nach Trumps Kommentar um 59 Prozent.

Es gebe zwar derzeit in Europa nicht viele Personen, die auf solche Empfehlungen reinfallen, jedoch gebe es Personen, die das Gerücht weiter verstreuen oder selbst bei den Behörden nachfragen. Das sei auch der Grund, weshalb so viele Länder auf den Webseiten der jeweiligen Behörden vor der Einnahme von Chlordioxid warnen.

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