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Wer jetzt geimpft wird

Jetzt sollen es die Hausärzte richten. Eugen Sleiter erklärt, wie die Impfungen ablaufen und wer Anrecht darauf hat.

von Markus Rufin

Es ist eine Nachricht, die die Hausärzte selbst überraschte. Am Dienstag um 17.00 Uhr erhielten sie eine Mail, in der sie angewiesen wurden, bei der Organisation der Corona-Impfungen mitzuhelfen. Grund dafür ist die Entscheidung des Landes, den nationalen Impfplan abzuändern und nun auch über 80-Jährige impfen zu lassen.

Eugen Sleiter, Präsident der Südtiroler Gesellschaft für Allgemeinmedizin, bestätigt, dass die Anfrage, bei der Organisation der Corona-Impfung mitzuhelfen, sehr kurzfristig war: „Wir haben am Montag die Mail erhalten. Wir sollen bis Sonntag die Anmeldungen für die Corona-Impfung organisieren. Eigentlich haben wir nicht damit gerechnet, so stark eingebunden zu werden.“

Die Hausärzte standen bisher nur wegen des AstraZeneca-Impfstoffes in Verhandlungen mit dem Sanitätsbetrieb, da dieser einfacher gelagert werden kann und so auch in den Praxen geimpft werden könnte.

Ganz einverstanden mit dieser Vorgangsweise ist Sleiter nicht, schließlich stehe man nun vor der großen Herausforderung, die Patienten innerhalb weniger Tage zu informieren und zu motivieren. Doch man wolle nun helfen.

Doch wie genau läuft die Anmeldung ab und wer hat alles Anrecht auf die Impfung? Vor allem zur zweiten Frage gab es widersprüchliche Angaben. So hieß es noch am Montag, dass auch Risikopatienten nun geimpft werden können, doch diese müssen sich zunächst gedulden.

„Das wäre mit einem enorm hohen Aufwand verbunden. Schließlich zählen zu den Risikogruppen alle chronisch Kranken“, merkt Sleiter an. Dazu zählen unter anderem Patienten mit Diabetes, mit Bluthochdruck oder Chemotherapie-Patienten. Ein Blick auf die ticketbefreiten Patienten würde klar machen, dass ein solches Unterfangen nicht machbar sei, meint Sleiter. Die Risikopatienten müssen sich also noch gedulden.

Vor allem deshalb, weil das Land besonders an diesem Wochenende die Durchimpfungsrate stark steigern möchte, wäre die Impfung der Hochrisikopatienten eine wahre Herkulesaufgabe. Doch letztlich wurden die Bestimmungen abgeändert. Vorerst erhalten nur über 80-jährige Personen den Impfstoff, wenn sie denn wollen.

Doch auch so komme viel Arbeit auf die Hausärzte zu, meint Sleiter: „Das Impfen selbst ist kein Problem, allerdings ist im Vorfeld viel zu machen. Die Patienten müssen kontaktiert werden und die Anamnesebögen müssen ausgefüllt werden.“

Innerhalb der nächsten ein bis zwei Monate sollen alle über 80-jährige in Südtirol geimpft werden. In Südtirol sind das rund 33.000 Personen. Laut Plan des Landes sollen alleine bis zum Wochenende 4.000 Senioren geimpft werden.

Der Großteil der über 80-jährigen werde  im Krankenhaus geimpft, erklärt Sanitätsdirektor Pierpaolo Bertoli. Allerdings sei es auch möglich, dass externe Impfzentren aufgebaut werden.

So beispielsweise auch in Dorf Tirol, wie Sleiter erklärt: „Meine Frau, die in Kürze auch als Hausärztin tätig sein wird, Waltraud Tscholl und ich werden die betroffenen Personen, die in Riffian, Kuens oder Dorf Tirol ansässig sind, im Vereinshaus impfen.“ 200 Personen wolle man allein in diesen drei Dörfern am Wochenende impfen.

Prinzipiell sei es aber organisatorisch eine große Herausforderung die Impfung außerhalb des Krankenhauses durchzuführen, da die Impfdosen auch aufgebraucht werden müssen, wenn sie erst einmal bestellt sind.

Daher beschränken sich die meisten Hausärzte laut Sleiter auf die Übermittlung der Patientenlisten: „Der Betrieb hat die Hausärzte darum gebeten, herauszufinden, welche Patienten in diese Gruppe der über 80-jährigen hineinfallen, damit diese auch den Krankenhäusern zugewiesen werden können.“

Sleiter schätzt, dass das Vorhaben des Landes, die Durchimpfungsrate anzukurbeln, gelingen kann, allerdings unterstreicht er auch, dass eine frühzeitige Kommunikation besser gewesen wäre: „Ich glaube, wenn wir an diesem Wochenende 40 Prozent der Senioren impfen, dann wäre das viel. Wenn wir über mehr Zeit verfügen würden, könnte man natürlich noch mehr Personen impfen.“

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