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Der Aufstand der Eltern

Eine Südtiroler Elterninitiative fordert die umgehende Rückkehr der Oberschüler in die Klassenzimmer. Die Oberschüler seien eine „völlig vergessene Bevölkerungsgruppe“.

Der Offene Brief der Eisacktaler Elterninitiative ging an alle Institutionen, die in Südtirol für das Schulwesen und die Jugend zuständig sind:

Landeshauptmann Arno Kompatscher, Südtiroler Landtag, Deutsche Bildungsdirektion, Landesbeirat der Schüler*innen, Landesbeirat der Eltern, Südtiroler Direktorenvereinigung, Verband der Autonomen Schulen Südtirols, Kinder- und Jugendanwältin sowie Allianz für Familie.

Eine „Elternlobby der vergessenen Südtiroler OberschülerInnen“ aus dem Eisacktal fordert darin die umgehende Wiedereröffnung der Oberschulen mit 9. Dezember.

Margit Tauber, Eva Maria Moar, Barbara Grießmair, Susanne Rieder, Margareth Grießmair und Ulla Walder schreiben:

In Hinblick auf Schulschließungen ist Südtirol trauriger Spitzenreiter in Europa. 20 Tage – das ist die Anzahl der Tage, die die meisten Oberschüler*innen in Südtirol seit Anfang März in Präsenzunterricht verbringen durften.

Die Jugendlichen in der Oberschule sind die einzige Bevölkerungsgruppe, die von der Landesregierung völlig vergessen wurde.

In keinem anderen Land in Europa (nicht einmal im restlichen Italien!) waren die Oberschulen so lange geschlossen. Selbst in Ländern, in denen die zweite Welle weit stärker war, blieben alle Schulstufen prinzipiell geöffnet, zum Teil vollständig (Deutschland, Frankreich, Irland, Spanien, Schweiz), zum Teil – ab November! – in hybrider Form (Belgien, Schweden), – und dennoch ging die Kurve runter.

Die Festlegung der Pandemiemaßnahmen ist keine leichte Mathematik. Auch dass es mit jeder Lockerung von Maßnahmen immer wieder vereinzelt neue Fälle geben wird, ist zu erwarten.

Doch nach neun Monaten müsste die Regierung in der Lage sein, Prioritäten zu setzen und Maßnahmen nach dem Prinzip der Verhältnismäßigkeit zu treffen.

Die Landesregierung hat bisher keine Belege dafür geliefert, dass die Oberschulen die Pandemietreiber in Südtirol sind.“  

Nur die Oberschulen geschlossen zu halten sei nicht angemessen, da der Eingriff in Bildung und soziale Entwicklung der Heranwachsenden nicht im Verhältnis zum Zweck der Pandemieeindämmung stehe. 

Der Fernunterricht sei auch kein Ersatz für den Präsenzunterricht, zumal die Politik auch hier nicht ihre Hausaufgaben gemacht habe. So sei es verabsäumt worden, in die technische Aufrüstung zu investieren. 

Die Elterninitiative schreibt weiter:

„Die Jugendlichen müssen nur daheim bleiben, weil sie keine Lobby haben und bequemerweise kein Kostenpunkt sind: Sie brauchen keine Kleinkindbetreuung und keine finanziellen Förderung. Und die Politik nimmt billigend in Kauf, dass sie so mehrfach verlieren.“ Gleichzeitig werde erwartet, dass sie in 5-10 Jahren die heute gemachten Milliardenschulden abarbeiten. Sie verlieren Wesentliches in ihrer geistigen und seelischen Entwicklung, wenn die Politik weiterhin ignoriert, dass die Jugendlichen soziale Kontakte ungleich nötiger haben als schon „geformte“ Erwachsene. Nach neun (!) Monaten Pandemie müssen jetzt die Jugendlichen und ihre gesunde Entwicklung Priorität haben.“ 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (20)

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  • gorgo

    Jeder Generation ihr Trauma…
    Wir hatten nur Tschernobyl und ein Telefon am Hausgang.. ^^

  • heinz

    Nicht die Schüler haben ein Problem mit dem Fernunterricht. Diese sind sehr anpassungsfähig, digital geschult und gut vernetzt. Sehr wohl aber die Eltern. Dasselbe gilt außerdem für die Maskenpflicht in den Schulen. Habe noch kein einziges Kind und keinen Jugendlichen getroffen, welcher ein Problem mit Masken hatte.

  • george

    Bei dieser Raunzerei um das Fehlen vom Präsenzunterrricht an der Oberschule geht es den meisten gar nicht um Bildung und Schule, sondern um das viele Nebenher und Drumherum, das eigentlich gar nicht so sehr zu Schule und Bildung gehört.
    Weil man dieses „Drumherum“ von Eltern und Söhnen/Töchtern vielfach nicht konkret im Einzelnen benennen will, schiebt man den Fernunterricht als Unterbindung von Schulung und Bildung vor.

  • tirolersepp

    Für alle schwierige Zeiten kein Zweifel !

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