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„Heuer braucht es Glück“

Dorothea Wierer

An diesem Wochenende startet die neue Biathlon-Weltcupsaison. Was sich Dorothea Wierer vorgenommen hat und ob sie wegen Corona Angst vor einem unfairen Weltcup hat.

Tageszeitung: Dorothea, am Wochenende startet im finnischen Kontiolahti die neue Biathlon-Saison. Mit welchem Gefühl starten Sie in diesen Weltcup?

Dorothea Wierer: Es wird sicher komisch und auch etwas langweilig werden (lacht).

Wie meinen Sie das?

Wir dürfen bei den Rennen das Hotel nicht mehr verlassen, sollten uns möglichst nur in unseren Zimmern aufhalten, um Kontakte zu vermeiden und werden auch immer wieder getestet. Und sollte jemand positiv getestet werden, wird die ganze Mannschaft anhalten müssen – deswegen muss man heuer sicher auch ein bisschen Glück haben.

Werden die Athleten vor jedem Rennen auf Corona getestet?

Wir wurden vor der Abreise getestet und dann gleich wieder bei der Ankunft in Finnland. Dann werden wir wahrscheinlich alle drei oder vier Tage getestet.

Also werden die Biathleten streng kontrolliert.

Ja, aber problematisch ist, dass man auch melden muss, wenn jemand z.B. nur ein bisschen Halsschmerzen hat und dann theoretisch nicht an den Start gehen darf. Und ich bin in den letzten Jahren z.B. schon öfter auch gestartet, wenn es mir nicht so gut ging.

Kann es unter diesen Umständen überhaupt ein fairer Weltcup werden? Immerhin könnte es passieren, dass Athleten bei wichtigen Rennen fehlen, weil sie z.B. in Quarantäne müssen…

Es kann sicher unfaire Situationen geben, aber ich hoffe wirklich, dass man versucht so gut es geht faire Lösungen zu finden. Normalerweise ist die IBU recht gut organisiert, aber da immer die Corona-Regeln des Ausrichterlandes gelten, kann es schon schwierig werden. Bei den Skifahrerinnen mussten jetzt ja das gesamte schwedische Team in Quarantäne, weil ein Ski-Man positiv getestet wurde – und das obwohl das Team mit ihm nichts zu tun und drei negative Tests hatte.

Letzte Saison haben Sie sich den Gesamtweltcup und vier Medaillen bei der Heim-Weltmeisterschaft in Antholz geholt. Wie schwierig wird es in dieser Corona-Saison an diese Ergebnisse anzuknüpfen?

Das Ziel ist natürlich immer vorne dran zu sein, aber wenn es nicht klappen sollte, weil es die Umstände nicht zulassen, dann muss man das heuer einfach auch ein bisschen lockerer sehen – heuer braucht es einfach auch Glück. Zudem ist einfach jede Saison anders und ich weiß noch nicht, ob ich wieder an die Form und Stabilität der letzten zwei Saisonen anknüpfen kann. Wir starten heuer ohne Vergleichsmöglichkeiten in die Saison und ich denke, ich werde sicher ein paar Rennen brauchen, bis ich wieder reinkomme.

Wegen Corona wird heuer auch das Publikum vor Ort – sofern überhaupt zugelassen – stark eingeschränkt. Brauchen Sie die Fans am Pistenrand, die Sie anfeuern oder werden Sie diesen Trubel nicht vermissen?

Ich denke das hat Vor- und Nachteile: Vor und während des Rennens ist es wirklich toll, wenn man angefeuert wird und nicht nur wie im Training alleine ist und gegen sich selbst kämpft. Aber nach dem Rennen ist es vielleicht sogar besser, wenn keine Leute da sind, weil wir in dieser Situation keine Kontakte haben dürfen und deswegen auch keine Autogramme geben oder Fotos mit den Fans machen könnten.

Wie haben Sie den Lockdown verbracht?

Der Lockdown hat mir vom athletischen her sicher gut getan, weil ich nach der letzten Saison richtig abschalten konnte. Normalerweise ist unser Terminkalender nach der Weltcup-Saison voll, aber heuer wurde alles abgesagt und ich konnte so richtig ausspannen. Das habe ich dann auch gemerkt, als ich wieder ins Training gestartet bin, weil ich einfach fit und entspannt – vor allem aber wieder richtig motiviert war.

Sie sind mittlerweile auch als Werbegesicht sehr gefragt und haben in den sozialen Medien tausende Follower. Wie gehen Sie damit um?

Als Athlet freut man sich natürlich über Sponsoren und Leute, die an einen glauben. Aber auf der anderen Seite muss man auch immer disponibel sein, viele Termine wahrnehmen und Top-Leistungen bringen, damit die Sponsoren bleiben.

Die Social Media nehme ich recht locker (lacht). Sicher muss man einige Sachen posten, wenn es mit den Sponsoren so vereinbart wurde, aber ansonsten poste ich eigentlich nur Fotos, die mir gefallen – ich lasse mich da nicht stressen.

Interview: Lisi Lang

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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