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„Sind keine Mörder“

Arnold Schuler

LR Arnold Schuler ist auch nach der super inszenierten Medienshow des Münchner Umweltinstituts der Meinung, dass es richtig war, vor Gericht zu marschieren. Derweil laufen Geheimgespräche im Hintergrund.

TAGESZEITUNG Online: Herr Landesrat, wird Ihre Klage gegen die Pestizid-Kritiker jetzt zum Bumerang?

Arnold Schuler: Nein. Wir haben damit gerechnet, dass es zum Start des Gerichtsverfahrens ein verstärktes Medieninteresse geben würde. Aber die Anzeige war ein Muss, weil gewisse Äußerungen, die getätigt wurden, das Maß des Erträglichen überschritten hatten. Irgendwann mussten wir sagen: Bis dahin, aber nicht weiter!

Das sogenannte Münchner Umweltinstitut, das in Wahrheit ein eingetragener Verein ist, und der Autor Alexander Schiebel stellen sich jetzt in die Opferrolle …

… ja, es geschieht eine Täter-Opfer-Umkehr. Die Opfer sind die vielen kleinen Familienbetriebe im Land, die massiven Angriffen ausgesetzt waren und auf eine Art und Weise betitelt wurden, die nicht tolerierbar ist. Es geht hier nicht um die Meinungsfreiheit. Die Meinungsfreiheit ist auch in Italien verfassungsrechtlich verankert und garantiert. Meinungsfreiheit heißt aber nicht, dass man Beleidigungen und Diffamierungen hinnehmen muss.

Es fällt auf, dass viele deutsche Medien die inkriminierten Aussagen gar nicht wiedergegeben haben. Welche waren denn die Sätze, die Sie als nicht tolerierbar bezeichnen?

Im Buch „Das Wunder von Mals“ bezichtigt Herr Schiebel die Südtiroler Obstbauern der Tötung, er schreibt „es handelt sich eher um fahrlässige Tötung. Oder eigentlich, nein, auch dieser Begriff trifft es nicht ganz genau. Nicht fahrlässig. Vorsätzlich! Tötung durch vorsätzliches Ignorieren von Gefahren.“ Außerdem hat Alexander Schiebel im Mittagsmagazin in Zusammenhang mit der Buchvorstellung gesagt, dass wir uns nicht zu Wort melden, wenn Kinder sozusagen auf den Spielplätzen vergiftet werden. Die gesamten Südtiroler werden des Weiteren von Herrn Schiebel als „Kriecher und Heuchler“ bezeichnet. Das geht zu weit. Diese Aussagen haben das Fass zum Überlaufen gebracht. Das müssen wir uns nicht gefallen lassen!

In den deutschen Medien ist aber vor allen Dingen die Maulkorb-Botschaft angekommen …

Ja, weil interessanterweise vielfach die Pressemitteilung des Umweltinstituts eins zu eins abgedruckt worden ist, weil nicht erklärt wurde, welche die Auslöser dieser Anzeige waren. In der Kommunikation versuchen Schiebel, Bär & Co. die Sache so darzustellen, dass man ist Südtirol keine Meinungsfreiheit duldet. Das Gegenteil ist der Fall! Wir lassen sehr wohl Kritik zu, Kritik kann auch befruchtend sein, aber sie muss konstruktiv sein.

Wie lautet denn Ihre Pestizid-Wahrheit? Wie verseucht sind Südtirols Obstplantagen wirklich?

Alexander Schiebel und Karl Bär

Wir sind sicher mustergültig unterwegs. Das sage ich mit vollster Überzeugung. Wir sind nicht nur Vorreiter mit dem integrierten Anbau, sondern haben auch eine hohe Umstellungsrate auf Bio. Kaum ein anderes Lebensmittel wird so transparent produziert wie der Apfel. Die Pflanzenschutzmittel gehören zu den am besten untersuchten chemischen Mitteln. Wir haben freiwillige auf viele Mittel verzichtet. Zudem hat die WHO 2014 die Südtiroler Obstbaubetriebe als Vorzeigebetriebe weltweit gepriesen.

Aber es wird gespritzt …

Ja, aber nur auf der Grundlage der Richtlinien des integrierten Anbaus. Unsere Gegner zitieren immer wieder Istat-Daten, laut denen Südtirol den höchsten Spritzmittelverbrauch habe. Diese Zahlen werden aber falsch interpretiert. Sie geben nämlihc die Menge wieder, die gehandelt wird und nicht jene, die gespritzt wird. Außerdem handelt es sich um Zahlen der gesamten Region Trentino-Südtirol. Wenn man die Daten auf die beiden Provinzen aufschlüsselt, dann kommt heraus, dass Trient einen viel höheren Verbrauch hat als wir …

Weil die Trentiner mehr spritzen?

Nein, aber die Mittel werden teilweise auch an Dritte weiterverkauft. Außerdem geht es bei diesen Daten um die gesamte gehandelte Menge. Darin sind also auch die Biomittel inbegriffen. Und wir alle wissen: Wenn wir Schwefel spritzen, dann braucht es viel größere Mengen als bei chemisch-synthetischen Mitteln. Auch muss man sagen, dass wir freiwillige auf „giftige“ und „sehr giftige“ Mittel verzichtet haben. Die Mittel, die wir im integrierten Anbau verwenden, sind zu 70 Prozent auch im Bio-Anbau zugelassen.

Sie sehen also keine Gefahr, in einer Obstwiese spazieren zu gehen und dann tot umzufallen?

Das beste Beispiel ist meine Situation: Meine Kinder und Enkel leben zwischen den Apfelbäumen. Glauben Sie wirklich, ich würde etwas tun, was meine Kinder und Kindeskinder in Gefahr bringen würde? Auch die Statistiken des Sanitätsbetriebes zum Tumorregister weisen keine signifikanten Unterschiede bei Menschen, die in Obstwiesen leben aus …

Nach Informationen der TAGESZEITUNG laufen hinter den Kulissen Gespräche zwischen Ihnen, Alexander Schiebel und Karl Bär. Auch am Mittwoch hat es ein Gespräch gegeben …

Das ist richtig.

Glauben Sie, dass man eine außergerichtliche Lösung finden wird?

Ich hoffe es! Es wäre wichtig, wieder auf eine konstruktive Ebene zurückzufinden. Aber sich als Mörder hinstellen zu lassen, das muss sich niemand gefallen lassen. Das geht zu weit! Es geht auch nicht darum, jemanden mundtot zu machen. Sie können jederzeit kritisieren, aber in einem bestimmten Rahmen.

Schiebel und Bär müssen allerdings einen Schritt zurückmachen, wenn es zu einer außergerichtlichen Einigung kommen soll. Können Ihre Gegner das machen, ohne nach dieser Medienoffensive das Gesicht zu verlieren?

Man wird jetzt sehen, ob man einen Weg findet.

Interview: Artur Oberhofer

+++ DAS SIND DIE BEANSTANDETEN AUSSAGEN +++

„Es handelt sich eher um fahrlässige Tötung. Oder eigentlich, nein, auch dieser Begriff trifft es nicht ganz genau. Nicht fahrlässig. Vorsätzlich! Tötung durch vorsätzliches Ignorieren von Gefahren. Das lässt sich wahrscheinlich sogar statistisch beweisen.“

Alexander Schiebel in seinem Buch

Das (…) geht nicht in Südtirol, wo eine Kultur von Kriechern und Heuchlern jeden kreuzigt, der weder kriecht noch heuchelt.“

Alexander Schiebel in seinem Buch

„Ich finde die Idee, dass man (…) sich nicht zu Wort melden darf, wenn die Kinder sozusagen am Kinderspielplatz vergiftet werden, ein klein wenig absurd.“

Alexander Schiebel in einem Interview

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (77)

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  • rumer

    Lebenslanges Betretungsverbot für ganz Südtirol und Rücknahme aller Anschuldigungen!

    • bernhart

      Glsaube nicht, dass es zu einen aussergerichtlichen Vergleich kommt, Bär ruft zu Spenden auf, da er mit 100.000 Euro Anwaltskosten rechnet.
      Schuler bleib hart es gibt keinen Kompromiss.

    • treter

      Etwas ist sicher dran an der Pestizidproblematik! Nicht umsonst muss im Brixner Hofburggarten, der für viele Jahrzehnte eine Obstplantage war, vor der öffentlichen Nutzung ein halber Meter Erdreich abgetragen und wegtransportiert werden. Messungen des Landes haben nämlich eine sehr hohe Pestizidbelastung festgestellt und laut den gesetzlichen Bestimmungen müssen die obgenannten Vorkehrungen getroffen werden.
      Also bitte das Pestizid-Problem nicht bagatellisieren!!!

  • andreas

    Auf keinen Fall eine außergerichtlche Einigung anstreben. Die Klage durchziehen und gut ist.
    Sie dachten sie könnten sich alles erlauben und sollen jetzt auch gefälligst dafür geradestehen.

    Eine Einigung würde so eine Art „Schuldeingeständis“ Südtirols bedeuten, nur die Schuld für genau was?
    Pestizide werden im Rahmen internationaler Gesetze eingesetzt.
    Wir brauchen weder einen Deutschen, noch einen Ösi, welche uns die Welt erklären.

  • morgenstern

    Wenn es die Heuchler und Kriecher Kultur in unserem Land tatsächlich gibt dann trägt die Beitrags- und Subventionsmaschinerie einen nicht unerhebliche Mitschuld.
    Hmm, wo hab ich das schon mal gehört, -wessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing-?

  • gerhard

    Schuler. Schuler??? Ist das nicht dieser Subventionsbetrüger, der scheinheilig Gelder für sich beantragt hat die ihm gar nicht zustehen?
    Ja hat denn dieser Subventionsbetrüger für Südtirol nicht schon genug Image-Schädigung begangen?
    Wärs nicht besser, der wäre jetzt etwas stiller.
    Team K, sofort dazwischen hauen!!!
    Wie, Herr Köllenspergerß Da können Sie nichts sagen, Sie haben selber betrogen???
    Na Bravo. Tolles Image in Südtirol!

    • meintag

      Schuler? Welche Schulbildung hat Dieser genossen? Ist vor über dreissig Jahren in Plaus Bürgermeister geworden, wurde als Rebell der SVP in den Landtag gewählt und will uns Heute Südtirol als gesundes Land und Landwirtschaft verkaufen.

  • else

    „die Mittel die wir im integrierten Anbau verwenden sind zu 70 Prozent auch im Bioanbau zugelassen“Ja Herr Schuler, das wäre mir ganz neu.Wie kann dieser Mensch nur so einen Schwachsinn behaupten.Mit dieser verzerrten Aussage hat er den integrierten Obstbau als harmlos dargestellt,und uns Biobauern einen Tritt in den Ar….. verpasst.

  • gerhard

    Man muss aber bitte auch bedenken:
    Die freie Wirtschaft sucht sich immer die besten Führungskräfte.
    Die bezahlen einfach gut für die Arbeit, die sie erhalten.
    Wer wirklich gut ist, bekommt dann später auch ca. 4.000 Euro Rente/Abfindung/ Ruhegeld. ABER AM TAG!!
    – Dieter Zetsche bei Mercedes
    – Joe Kaeser bei Siemens
    diese Reihe läßt sich beliebig verlängern.
    Und wenn sich der Staat keine guten Leute leistet / leisten will oder
    kleinkarierte Neidbürger denen das Geld nicht vergonnen-
    Ja dann bekommt das Land halt nur Typen wie Schuler oder Köllensperger, die sich nicht zu Schade sind, sich mit Subventionsbetrug selbst noch 600 Euro im Monat zusätzlich in die Tasche schieben.
    Werden Sie in Deutschland erwischt, treten sie zurück, schütteln sich und werden später dann sogar bayerischer Ministerpräsident , siehe Franz Josef Strauss.
    Aber im Land, in dem die großen weltweiten Verbrecherorganisationen zu Hause ist ist es offensichtlich kein Problem, nach Betrügereien einfach so weiter zu machen, als wäre nichts passiert.

    • meintag

      Das Problem in Südtirol liegt seit Gründerzeit der SVP darin dass unsere Politkaste immer noch den Glauben an Politik als Berufsbild hat. Es gab und gibt immer noch Bürgermeister und Referenten die über Jahrzehnte noch vor dem Dorfpfarrer kommen.
      Im Landtag sieht es nicht anders aus. Mit Durnwalder hätten auch eine Mair oder Urzi gehen können. Diese Liste wäre fortsetzbar.

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