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„Ein ungutes Gefühl“

LR Thomas Widmann über seine Corona-Infektion: „Es ist ein ungutes Gefühl, weil du nie weißt, ob sich deine Situation verbessert oder weiter verschlechtert.“

Von Matthias Kofler

Es war ein feierlicher Anlass. Der in der Schweiz wohnhafte Schwiegervater lud die zehnköpfige Kernfamilie nach einer überstandenen Lungenendzündung zu einem Kurzurlaub nach Venedig ein, inklusive Bootsfahrt nach Kroatien. Doch am Samstag vor zehn Tagen verschlechterte sich sein Gesundheitszustand rapide, er bekam Fieber und musste in ein Krankenhaus nach Lausanne gebracht werden. Dort wurde der ältere Mann positiv auf das Coronavirus getestet.

In der Folge wurde auch bei den neun anwesenden Familienmitgliedern ein Abstrich genommen, vier davon fielen positiv aus: Einer davon ist Gesundheitslandesrat Thomas Widmann, der seit vergangenen Mittwoch ein Unwohlsein verspürt und am Freitag vom Sanitätsbetrieb über seine Erkrankung informiert wurde. Auch Widmanns Sohn, ein Schwager und die Schwiegermutter wurden positiv getestet.

Der Landesrat befindet sich seit Freitag in häuslicher Isolation. Wie sich die vier Familienmitglieder angesteckt haben, lässt sich nicht mehr zweifelsfrei rekonstruieren. Es kann theoretisch überall passiert sein. Klar ist nur, dass der Schwiegervater während seiner Lungenentzündung bereits fünf Mal negativ auf das Coronavirus getestet worden war.

Landesrat Widmann achtet seit Beginn der Pandemie akribisch genau darauf, die Sicherheitsmaßnahmen im Kampf gegen das Virus – sprich Abstand halten, Hände waschen, Mund- und Nasenschutz – einzuhalten, auch während des Urlaubs. Manche bezeichnen ihn deshalb scherzhaft als „Hysteriker“.

Das Beispiel des SVP-Politikers zeigt aber deutlich auf, wie schwierig es ist, dem „verdammten“ Virus Herr zu werden.
Widmann will seine Arbeit als Landesrat so gut wie möglich von zu Hause aus fortführen. In elf und in 13 Tagen wird er zwei weitere Male untersucht. Fallen beide Tests negativ aus, darf er die Quarantäne verlassen.

Derzeit weist Widmann nach eigener Auskunft „leichte Symptome“ auf. Er verspürt ein Drücken in der Lunge und in der Brust sowie Kopf- und Gliederschmerzen. „Es ist ein ungutes Gefühl, weil du nie weißt, ob sich deine Situation verbessert oder weiter verschlechtert“, sagt der SVP-Politiker. Das Virus sei nach wie vor „unter uns“. „Umso wichtiger ist es, vorsichtig zu bleiben“, betont Widmann.

Der jüngste Anstieg der Neuinfektionen bereitet dem Sanitätslandesrat große Sorgen. Bei den gestern vermeldeten sieben Fällen handelt es sich nach Informationen des Gesundheitsassessorats um Südtiroler. „Angesichts dieser Entwicklungen können wir keine weiteren Lockerungen vornehmen“, zeigt sich Widmann überzeugt. „Wir müssen Brutstätten unbedingt vermeiden, vor allem in Nachtlokalen ist die Rückverfolgung kaum möglich.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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