Du befindest dich hier: Home » Wirtschaft » Keine Sau

Keine Sau

Die Stuttgarter Zeitung „enthüllt“ jetzt, dass „in Südtirol nur ein winziger Teil des ,echten‘ Südtiroler Schinkens wächst“.

Die Stuttgarter Zeitung beschäftigt sich mit dem Tönnies-Skandal – und mit dem Südtiroler Speck.

Dabei räumt die Zeitung mit dem Mythos Südtiroler Speck auf.

Ein Ausschnitt aus dem Artikel:

Schon wieder rafft Corona einen Mythos hinweg. Bisher, wenn wir uns zum Gläschen „Kalterer See“ einen Südtiroler Speck in fast durchsichtige Scheiben schnitten, da stellten wir uns – selber glücklich – die Schweine dazu vor: wie sie auf steiler Bergeshöh‘, vor malerischen Dolomitengipfeln, fröhlich ihrem feinst geräucherten Zweitleben entgegenquiekten.

 Jetzt hat der Tönnies-Skandal hat dazu geführt, dass das Südtiroler Speck-Konsortium die wahre Herkunft seiner Keulen offenbaren musste. Sonst pustet das Gremium ja nur buntes Werbematerial heraus und preist beim „Südtiroler Speck g.g.A.“ die Tradition und das „einmalige Zusammenspiel von Gewürzen, Rauch, Bergluft und Edelschimmel.“
Nun hat Speck-Direktor Matthias Messner aufgeschlüsselt, woher die Rohware kommt: 70 Prozent aus Deutschland, 20 Prozent aus Holland, 2,5 % aus Österreich, ein halbes Prozent aus Belgien. Tönnies allein lieferte sechs Prozent der Keulen, also fast genauso viel wie ganz Italien (sieben Prozent). Das heißt: in Südtirol wächst nur ein winziger Teil des „echten“ Südtiroler Schinkens. Er reift nur dort; das schon. Ob in reinster Bergluft oder in keimfreier Klimakammer, ist aber schon die nächste Frage.“
Den Stuttgartern selbst ergeht es nicht besser:
Denn auch zum „Schwarzwälder Schinken g.g.A.“ trägt fast keine Schwarzwälder Sau etwas bei. „Aus gutem Grund: Es gibt kaum Schweine in der Region“, erklärt der Branchenverband gegenüber der Stuttgarter Zeitung.  Er karrt 90 Prozent seiner Keulen zur Verarbeitung aus dem Rest Deutschlands heran, „vorwiegend aus dem Norden“, 10 Prozent „aus dem benachbarten Ausland.“

So erlaubE es die EU-genormte gelb-blaue Bezeichnung „g.g.A.“ – die „geschützte geographische Angabe“.

Es reiche die Verarbeitung an einem Ort, um die gewünschte „Herkunft“ vorzuspiegeln.

Der Parma-Schinken und der von San Daniele trügen  das gelb-rote Label „DOP“, das für „geschützte Ursprungsbezeichnung“ steht. „Das schließt zumindest den Import von Fleisch aus. Diese etwas strengere Vorschrift wollte sich der Südtiroler Speck nicht aufbürden. Und außerdem: Wer weiß denn schon, ob es Schweinen im Leben und im Sterben besser geht, nur weil sie aus Italien kommen?“, so die Stuttgarter Zeitung.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (28)

Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen

  • perikles

    Seit Tönnies ess ich keinen Speck mehr

  • tiroler

    Speck sollte in Zukunft die Bezeichnung „Südtirol“ nicht mehr verwenden dürfen

  • gredner

    Schweine auf steiler Bergeshöh‘!?? Das kann ich mit nicht vorstellen – die existieren wohl nur in der Phantasie der Deutschen. Auf den Almen habe ich bisher nur Kühe, Pferde, Schafe und Ziegen gesehen.

  • hallihallo

    70% aus deutschland und 20 % aus holland.
    wie ist es mölgich ,daß sich die schweinehaltung in diesen hochpreisländern lohnt?
    wenn dann müßten dies doch in den osteuropäischen ländern und im balkan wesentlich billiger sein.

  • prof

    Die Stuttgarter Zeitung hat leider vergessen zu schreiben,daß das Schweinefleisch wo immer es auch herkommt, nicht ausschlaggebend ist,sondern hauptsächlich die Südtiroler Berg-Luft und die guten „Speckmacher“. Warum kommen sonst so viele Deutsche Urlauber zu uns,also wegen der guten Berg-Luft.

  • schwarzesschaf

    Oh das ist mir neue dachte immer wir haben die schweineställe unterirdisch, aber der einsigste Schweinestall den wir haben ist on der Landeshauptstadt und da werden die schweine alle 5 jahre gewechselt und das nur teilweisse was zu inzucht führt wie man sieht

  • bettina75

    Ihre Feststellung gefällt mir.

  • sougeatsnet

    Dass die Schweine für den Südtrioler Speck zu 99,9% nicht in Südtirol aufwachsen ist doch kein Geheimnis. Die klimatischen Bedingungen für die Speckproduktion mögen noch so technisch gesteuert sein, sie gelingen nur gut hier bei uns. Auch die Bergamasken haben dies versucht, scheiterten aber kläglich, sie machen dafür aus dem ganzen Schwein Salami. Echt vom Bauern und schmeckt sehr gut, dies funktioniert bei uns nicht sonderlich.
    Wenn nun aber Schweine bei uns aufwachsen, das Futter aber zu 100% wiederum importiert wird, ist das viel besser? Dies passiert bei unseren Vorzeigeprodukten. Diese Schweine haben nur unsere Luft und unser Wasser genossen. Der Unterschied besteht darin, dass der Dreck auch noch bei uns ist. Gülle haben wir eh schon viel zu viel, eben wegen dem Importfutter für Rinder und Schweine. Die Frage ist da, was ist wirklich besser?

  • noando

    als ob die touristen nicht wüssten was massenware ist 😀 als ob man glaubt man kriegt im discounter daselbe wie im feinkostladen, … macht doch ein specklabel, bringt doch nichts, der großteil ist zu preissensibel und kauft weiterhin die kaugummis, wir gehen weiterhin privat zum bauer bzw der feinschmecker weiß wo hingehen … aber gut, gut dass wir darüber gesprochen haben …

  • meintag

    Wie geht die hiesige Speckindustrie eigentlich mit dem Thema afrikanische Schweinepest um? Nach neuesten Meldungen ist davon auszugehen dass noch dieses Jahr die Krankheit von Polen nach Deutschland überschwappt?

  • kritiker

    ba dr webung weart meistens glogn, dass sich die bolkn biagn.

Kommentar abgeben

Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.

2024 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen