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Ullis Warnung

Südtirols Politik schlitterte völlig unvorbereitet in die Corona-Krise. Ulli Mair warnte als einzige Abgeordnete frühzeitig vor einem Schutzmasken-Engpass – doch niemand nahm die Freiheitliche ernst.

Von Matthias Kofler

Die Anfrage datiert vom 4. Februar und ist das einzige Zeugnis des Landtags aus der Vor-Lockdown-Zeit. Damit wird deutlich, wie unvorbereitet und kopflos die Südtiroler Politik in die Corona-Pandemie geschlittert ist. Sowohl Mehrheit als auch Opposition müssen sich heute den Vorwurf gefallen lassen, die auf das Land zurollende Gefahr nicht richtig ernstgenommen und daher auch zu spät die notwendigen Gegenmaßnahmen eingeleitet zu haben.

„Die internationalen Medienberichte deuteten damals schon darauf hin, dass etwas Größeres auf uns zukommen wird. Weltweit machte sich Nervosität breit“, erinnert sich Ulli Mair an den Kontext ihrer Landtagsanfrage. Unter dem Titel „Coronavirusprävention“ wollte die Freiheitliche in Erfahrung bringen, wie viele Test-Sets dem Sanitätsbetrieb zur Verfügung stehen und ob die Bestände auf alle Südtiroler Krankenhäuser verteilt sind. Weiters forderte die Freiheitliche eine Bestandsaufnahme der infektionsschützenden Atemschutzmasken in den Spitälern und Apotheken. „Ist der Sanitätsbetrieb in Kontakt mit den Lieferanten, um eventuelle Lieferengpässe hinsichtlich Test-Sets und Atemschutzmasken zu überwinden?“, schrieb Ulli Mair in ihrer Anfrage – zu einem Zeitpunkt wohlgemerkt, als sich bereits ein globaler Engpass bei der Schutzausrüstung abzeichnete. Doch statt zu überprüfen, ob genügend Schutzmasken zur Verfügung stehen, erklärte der Sanitätsbetrieb lapidar, dass er für Corona „bestens ausgerüstet“ sei. Im Landtag verglichen führende Politiker (auch aus den Reihen der Opposition) Covid-19 mit einer gewöhnlichen Grippe. Wie fatal dieser Trugschluss war, zeigte sich nur wenige Wochen später: Anfang März musste Gesundheitslandesrat Thomas Widmann öffentlich zugeben, dass das Südtiroler Gesundheitssystem „am Limit“ sei.  Am 9. März wurde ganz Italien zur roten Zone erklärt.

Die nicht vorhandenen Vorräte an Schutzanzügen und Schutzmasken führten auch in Südtirol zu einer Notlage, die im sogenannten „Masken-Skandal“ mündete und deren Folgen nun in einem U-Ausschuss aufgearbeitet werden.

„Es ist verständlich, dass in einer nie dagewesenen Notsituation Fehler passieren“, betont Ulli Mair. Doch statt die eigene Überforderung zuzugeben, sei man mit einer „verheerenden Kommunikation“ nach außen gegangen – und das, obwohl man von zahlreichen Beratern umgegeben sei. „Kaum hatte der Lockdown begonnen, hat die Landesregierung versprochen, schnell und unbürokratisch zu helfen und niemanden im Regen stehen zu lassen. Man muss nicht Psychologie studiert haben, um zu verstehen, wie die Bevölkerung reagiert, wenn diese Versprechungen nicht eingehalten wurden“, so Mair.  Damit sich solche „Plutzer“ in Zukunft aber nicht mehr wiederholen, gelte es, die Fehler im System objektiv und nüchtern aufzuarbeiten. Auch sei die Landesregierung gut beraten, Anfragen der Opposition ernst zu nehmen. Mit einem einstimmig angenommenen Beschlussantrag haben die Freiheitlichen das Land verpflichtet, einen strategischen Vorrat an Schutzausrüstung anzulegen, der von Fachleuten betreut, koordiniert und überwacht wird.

Der U-Ausschuss zur Masken-Affäre wird in der kommenden Woche darüber beraten, ob aufgrund ihrer wichtigen Anfrage auch Ulli Mair als „Zeugin“ angehört wird. Sollte dies der Fall sein, werde sie „selbstverständlich“ erscheinen, betont die Freiheitliche.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (48)

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  • leser

    Mensch ulli
    Wo und wann kann ich dich wählen?

  • pingoballino1955

    Alles der ARROGANZ und UNQUALIFIKATION der SVP zu verdanken!

  • iholta

    Das Leben eines Oppositionspolitikeres ist eigendlich immer das Selbe, einfach dagegen sein. Hätte die Landesregierung auf Druck Masken bestellt und Schutzmassnahmen durchgeführt, wäre es als Panikmache und dergleichen abgestempelt worden. Wie Salvini, der am Anfang der Corona Zeit alles für Scharlatanerie und Panikmache abstemplelte. Als die Lage kritisch wurde, schwenkte er um und kritisierte, dass nix getan wurde….Mir perönlich fehlt in der Opposition der Gedanke für die Menschen dazusein….Oder besser gesagt in der ganzen Politik. Mehr, stehen persönliche Interessen und Arbeitsplatzerhalt an erster Stelle. Leider.

  • hallihallo

    wenn ich mich recht erinnere, hat die ulli mitten in der pandemie in einem interview gesagt, daß sie derzeit auch nicht weiter wüßte. sie müßte sich erst gedanken machen und schauen , was passiere. sie wolle sich nicht äußern.
    gut, jetzt wo die pandemie gegen ende geht, hat sie wohl die gedanken geordnet und kann jetzt drauf los wettern, was die anderen alles falsch gemacht haben.
    mit dieser pandemie hat wohl niemand gerechnet. die who hat wohl total versagt. aber die vorhergehenden viren waren immer nur in china und deshalb waren auch viele der meinung ( ich inbegriffen) , daß es auch dieses mal so sein wird. aber bitte jetzt nicht die oberschlauen spielen.

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