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On demand

Kinokarte für „Georgetown“ und „Favolacce“, zwei Neuerscheinungen ohne Projektoren. 

von Renate Mumelter

Bisher habe ich versucht, für die kinolose Zeit kostenlose aber interessante Filmangebote aufzuspüren. Kulturpolitisch ist das etwas fragwürdig und deshalb wurde es höchste Zeit, in die Kinokultur zu investieren, diesmal mit zwei Kinokarten. 

Meine Wahl fiel auf einen italienischen On-Demand-Verleiher. Dadurch konnte ich den komplexeren Weg über eine VPN-Adresse vermeiden, und weil ich eh Italienisch kann, ist die Sprache bzw. Synchronsprache der Filme kein Problem. Wer deutschsprachige Projektionen haben möchte, sollte sich eine VPN-Adresse zulegen, anders sind europäische Grenzen nicht zu überwinden. 

Angesehen habe ich mir zwei Neuerscheinungen, die erste Regiearbeit des Oscarpreisträgers Christoph Waltz, und einen Film der Brüder D’Innocenzo. „Georgetown“ von Christoph Waltz wurde in den USA auf Englisch gedreht, ein Muss bei Annette Bening und Vanessa Redgrave am Set. „Favolacce“ von Damiano und Fabio D’Innnocenzo spricht „Romanaccio“. 

Eins gleich vorweg: Lieber ein PC-Film als gar kein Film. Zwar fehlen die große Leinwand und  eine ausgetüftelte Tonanlage, aber irgendwann wird alles wieder da sein. Vorerst geht’s auch so.

„Georgetown“, erste Regie von Christoph Waltz

Der Film ist ein schauspielerischer Genuß. Die 83jährige Meisterin Vanessa Redgrave, der 64jährige Christoph Waltz und die 62jährige Annette Bening  ergänzen sich wunderbar, und der Film lebt prächtig davon. Auch die Story hält. Eineinhalb Stunden fragte ich mich, wer dieser Ulrich Mott nun wirklich ist. Er steht im Mittelpunkt und stellt sich immer mehr als Hochstapler feinster Güte heraus. Das Vorbild für die Figur kommt aus dem wirklichen Leben und heißt Albrecht Gero Muth. Viola Drath seine wesentlich ältere, wohlhabende Gattin, heißt im Film Elsa Brecht, ist anerkannte Journalistin. Ihre Tochter Amanda lehrt in Havard. Angelpunkt der Geschichte ist Elsas plötzlicher Tod. 

Immer wieder blendet das gut gebaute Drehbuch vor und zurück. Das mag ich normalerweise nicht, hier ist die Konstruktion stimmig, die Erzählstränge so miteinander verflochten, dass ich nicht ständig fragen muss, wo ich gerade bin. Waltz arbeitet als Regisseur mit den klassischen filmischen Stilmitteln. Ein Film, der auch am kleinen Bildschirm hält. Ausgangspunkt für die Geschichte war übrigens ein Artikel im New York Times Magazin über den Tod von Viola Drath. 

„Favolacce“ der Fratelli D’Innocenzo 

Mit diesem On-Demand-Film habe ich mich schwerer getan. Nicht, dass er schlecht gemacht wäre. Eine der Hauptrollen spielt Elio Germano, ein hervorragender Schauspieler, der kurz bevor die Kinos zusperrten in „Volevo nascondermi“ als Ligabue in Bozen war. 

In „Favolacce“ spielt er einen problematischen Familienvater. Die Brüder Damiano und Fabio D’Innocenzo erzählen eine düstere Geschichte aus einem Vorort Roms. Es geht um die von allen begehrte Arriviertheit, ein schwer zu erreichendes Ziel. Die Familien und vor allem die Kinder zerbrechen an den Wünschen der Eltern, die auch ihre werden mussten. Elio Germano zeigt wieder, was er kann. Die Geschichte aber ist mir zu düster und zu klischeehaft, und sie ist weniger überzeugend gebaut. 

„Georgetown“, (USA 2019), 99 Min.: Regie Christoph Waltz, mit: Christoph Waltz, Vanessa Redgrave, Annette Bening. Bewertung: Sehenswert

„Favolacce“, (IT, CH 2020), 98 Min.M: Regie: Damiano und Fabio D’Innocenzo. Mit: Elio Germano. Bewertung: Boh

Plattform: Vision Distribution. https://www.visiondistribution.it/film/

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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