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„Keine Schleuderpreise“

Hotelier Heini Dorfer mit Familie (Foto: Quellenhof)

Quellenhof-Chef Heinrich Dorfer wehrt sich gegen den Vorwurf des Corona-Preisdumpings, warnt im Gegenteil vor voreiligen Rabatten sowie kostenfreien Stornierungsangeboten und hofft weiter auf eine europäische Grenzöffnung.

TAGESZEITUNG Online: Herr Dorfer, es heißt, dass ausgerechnet Sie als Vorstandsmitglied des HGV im Quellenhof infolge der Corona-Krise Preisdumping betreiben. Dabei rät der Verband dringend von Schleuderpreisen ab.

Heinrich Dorfer: Das mit den Dumpingpreisen stimmt in unserem Fall schlichtweg nicht. Unsere Preise stehen seit Oktober fest. Was stimmt ist, dass wir aktuell zwei zeitlich begrenzte Pakete im Angebot haben, aber die gibt es bei uns jedes Jahr im Juni. Heuer haben wir sie lediglich um eine Woche vorgezogen und einen Jugendlichen bis 16 Jahre kostenlos im Zimmer mit einbezogen. Unsere Zimmer kosten so viel wie immer, das günstigste 138 Euro pro Kopf und Tag für Halbpension. Auch ich rate nämlich dringend von Dumpingpreisen ab.

Warum?

Weil wir Touristiker uns ansonsten selbst in den Finger schneiden. Bei vielen Hoteliers ist die Versuchung einer Preissenkung derzeit vielleicht groß, weil zahlreiche Stornierungen eingehen und kaum jemand für den Sommer bucht. Aber auch wenn die Hotels die Zimmer zu günstigeren Preisen anbieten, steigen die Anfragen nicht, und zwar deshalb, weil die Grenzen noch zu sind. Der Preis entscheidet nicht über das Reiseverhalten der Gäste. Essentiell ist die Grenzöffnung. Ich bin überzeugt, dass es danach mit den Buchungen schnell wieder aufwärts gehen wird. Und wenn ich da die Zimmer bereits zu Schleuderpreisen vergeben habe, dann zahle ich drauf. Auch warne ich vor kostenfreien und kurzfristigen Stornierungsmöglichkeiten. Sie passen zwar für Juni oder Juli, weil die Reisemöglichkeiten tatsächlich unklar sind. Aber ab Herbst führen sie dazu, dass der Gast in zwei oder drei verschiedenen Orten gleichzeitig bucht und dann kurzfristig absagt.

Wie ist die Buchungslage im Quellenhof, den Sie am 5. Juni öffnen möchten?

Auch bei uns gab es eine heftige Stornierungswelle. Seit einer Woche jedoch verzeichnen wir erstmals wieder langsam mehr Buchungen als Absagen. Die großen Unbekannte ist wegen der noch geschlossenen Grenzen der Sommer. Für Weihnachten dagegen sind wir bereits wieder fast komplett ausgebucht. Da sind vielleicht noch zehn Zimmer frei. Südtirol ist aus meiner Sicht nach der Grenzöffnung sicher eine begehrte Destination, weil die Flugreisen problematisch sind. Davon gehe ich jedenfalls aus. Mit Sicherheit sagen kann man das im Herbst.

Und im Quellenhof in Lazise?

Dort ist die Wiedereröffnung für den 11. Juni geplant und wir sind zu 70 Prozent bereits ausgebucht. Unter den Gästen sind viele Südtiroler.

Glauben Sie, dass die Grenzen rechtzeitig für die Sommersaison öffnen werden?

Ich hoffe, dass sie früher als erwartet aufgehen und dass Italien doch noch in die europäischen Grenzöffnungen miteinbezogen wird. Es ist wichtig, dass die Quarantäne wegfällt, damit nicht jeder Tourist nach seiner Heimkehr für 14 Tage in die häusliche Isolation muss.

Sie sind von den Sicherheitsauflagen her gerüstet?

Ja, wir haben aufgerüstet. U.a. mit mehreren Thermo-Kameras, die die Körpertemperatur der Eintretenden am Eingang automatisch messen.

Kann die Hotellerie aus dieser Krise lernen?

Diese Krise hat den Tourismus wie alle anderen Sektoren aus heiterem Himmel getroffen. Sie war für niemanden vorhersehbar. Bei den Investitionen werden vielleicht viele Hotels künftig vorsichtiger sein. Ich weiß von Handwerkern, denen bereits Aufträge gekündigt wurden. Die Folgen von Corona werden sich in vielerlei Hinsicht erst noch bemerkbar machen.

Interview: Karin Gamper

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (5)

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  • leser

    Naja wenn man als beispiel im vorstand des HGV sitzt oder wie due anderen dirfkaiser tourismuspräsident , raiffeisenobmann und dergkeuchen sind, ja dann ist eines gewiss, nämluch das ihre schäfchen im trockenen sind
    Dorfer hat es ja auf den punkt gebracht für nicht wenige seiner touristikerkollegen wird dieser kamof verloren gehen
    Wobei treue partei bzw systemsoldaten vom filzrettungsschirm profitieren werden

  • tirolersepp

    Der Dorfer wird’s überleben, ob seine Putzfrau, die Kellnerin und sein Bodenpersonal alle so schön vom Foto lachen werden, bezweifle ich doch stark !!!

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