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„Das tut uns nicht gut“

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Bischof Ivo Muser zum Tag der Arbeit: „Wir leben nicht um zu arbeiten, sondern wir arbeiten um zu leben.“

Am Tag der Arbeit und dem Gedenktag des heiligen Josefs des Arbeiters, hat Bischof Ivo Muser einen Gottesdienst im Bozner Dom unter Ausschluss der Öffentlichkeit gefeiert. „Erlaubt mir an diesem Tag der Arbeit auch diesen unbequemen Gedanken: Eine florierende Wirtschaft ist noch nicht automatisch auch gerecht“, sagte der Bischof in seiner Predigt. Er schlussfolgert daraus: „Wir leben nicht um zu arbeiten, sondern wir arbeiten um zu leben! Der Mensch ist und braucht viel mehr als nur Effizienz, Produktivität, Profit und Aktivität.“

Bischof Muser sagte in seiner Predigt, dass in der Arbeit deutlich werden soll, „dass der Mensch, indem er die Kraft seines Körpers und seines Geistes einsetzt, sein eigenes Leben verwirklicht, seine Persönlichkeit entfaltet und seinen Beitrag leistet zur Gestaltung der Gesellschaft, in der er lebt“.

Der Bischof erinnerte in der Predigt an zwei Prinzipien der christlichen Soziallehre, das Prinzip der Solidarität und das Prinzip der Subsidiarität, die auch in dieser schwierigen Zeit der Coronakrise zwei Leitprinzipien sein können: „Solidarität und Subsidiarität mögen die verbindlichen und verbindenden Leitideen für eine Wirtschaft sein, die versucht, ihren unverzichtbaren und wichtigen Beitrag zu leisten in der schwierigen Zeit, die jetzt vor uns liegt.“

Muser forderte die Gläubigen in seiner Predigt auch dazu auf, sich Gedanken zu machen und Dinge zu hinterfragen: „Seien wir kritisch einer Mentalität gegenüber, die sich leiten lässt vom unbarmherzigen Druck: immer mehr, immer schneller, immer weiter, immer höher, immer reicher, immer profitorientierter, immer perfekter! Die Coronakrise und ihre Folgen kann uns Entschleunigung lernen und uns helfen, unsere Lebenseinstellung und auch unsere vorherrschenden Leitprinzipien in vielen Bereichen des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens zu überdenken. Ein ganz konkretes Zeichen dieser Entschleunigung könnte der Einsatz für den freien Sonntag sein, mit seinen familiären, kulturellen, religiösen Chancen. Alle Zeiten dem Profit und dem Konsum zu unterwerfen, tut uns Menschen wirklich nicht gut.“

Zum Schluss seiner Predigt brachte Bischof Muser einen „unbequemen Gedanken“ an: „Eine florierende Wirtschaft ist noch nicht automatisch auch gerecht! Entscheidend ist die Frage der rechten Verteilung. Wirtschaftlich verantwortliches Handeln stellt das Wachstum in den Dienst der Allgemeinheit. Deshalb kann eine Profitsteigerung um jeden Preis niemals eine moralisch akzeptable Handlungsmaxime sein. Voraussetzung für den Frieden ist soziale Gerechtigkeit, nicht Geiz und Gier als Triebfedern für Fortschritt, Wachstum und Erfolg.“

Seine Ausführungen schloss der Bischof mit einer Bitte an den hl. Josef, den Arbeiter: „Bitten wir heute den heiligen Josef um seine Fürsprache für alle arbeitenden Menschen: Dass es unter uns gerechte Arbeits- und Lohnverhältnisse gibt; dass wir aber auch nie vergessen, dass das Sein des Menschen vor dem Arbeiten und vor dem Leisten kommt.“

 

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