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„Ich bin das Gute“

Der Autor des Buches „Das Wunder von Mals“, Alexander Schiebel, muss sich im März vor Gericht verantworten, weil er das Ansehen der Südtiroler Landwirte verletzt haben soll. Jetzt hat der Wiener kalte Füße bekommen und fleht um Spenden.

von Artur Oberhofer

Das Dokument mit dem Aktenzeichen 6596/17 hat Alexander Schiebel vor wenigen Tagen zugestellt bekommen.

Es handelt sich dabei um den Antrag auf Einleitung eines Hauptverfahrens gegen den Autor des Buches „Das Wunder von Mals“. Der gebürtige Wiener soll laut Staatsanwaltschaft angeklagt werden, „weil er das Ansehen der Südtiroler Landwirte verletzt hat“.

Konkret geht es um das Kapitel 6 des Buches („Totenköpfe überall, Arsenal des Schreckens“), in dem Alexander Schiebel unter anderem schreibt:

„Warum geht kein Aufschrei durch die Bevölkerung Südtirols? Die einzigen, die schreien, sind die Obstbauern. Sie bejammern ihr schweres Los, wenn jemand ihre unreflektierte Spritzpraxis kritisiert. ,Man fühlt sich ja schon wie ein Schwerverbrecher, wie ein Mörder gar‘, sagen sie.

Wirklich?

Nein, so weit würde ich nicht gehen. Es handelt sich eher um fahrlässige Tötung. Oder eigentlich, nein, auch dieser Begriff trifft es nicht genau. Nicht fahrlässig. Vorsätzlich! Tötung durch vorsätzliches Ignorieren von Gefahren. Das lässt sich wahrscheinlich sogar statistisch beweisen.“

Die Klage gegen Alexander Schiebel hatten Landwirtschafs-Landesrat Arnold Schuler und der Bauernbund eingereicht.

Über den Antrag auf Einleitung eines Hauptverfahrens gegen den Autor des Buches „Das Wunder von Mals“ wird am 19. März am Landesgericht in Bozen entschieden.

Alexander Schiebel ulkt in einem Video, das er auf Facebook gepostet hat, über den Umstand, dass 1600 Bauern sich der Klage angeschlossen haben (Schiebel: „1600 verletzte Obstbauern …“). Aber er scheint jetzt offenbar kalte Füße bekommen zu haben. Denn in dem Facebook-Video bittet der Österreicher, der jetzt in Leipzig lebt, seine Mitstreiter und Sympathisanten, sie möchten ihn „bitte nicht im Regen stehen lassen“ – und sie möchten ihm doch bitteschön Geld schicken. Der Prozess werde nämlich hohe Anwaltskosten verursachen, er wolle notfalls bis zum Höchstgericht marschieren.

In der Sache bleibt Alexander Schiebel hart. Er werfe den Südtiroler Obstbauern das vorsätzliche Ignorieren von Fakten vor, sagt er im Facebook-Video und vergleicht die Pestizid-Debatte mit den Diskussionen um das Rauchverbot in Österreich. „Es ist klar“, meint Schiebel in dem Video, „dass die, die das Rauchverbot verzögert haben, durch das vorsätzliche Ignorieren von Fakten zum vorzeitigen Ableben sehr vieler Menschen beigetragen haben.“ Genauso sei es mit den Pestiziden, die in den Obstwiesen ausgebracht würden.

Alexander Schiebel wundert sich, dass mit ihm „ein Beobachter vor Gericht gezerrt“ werde. Und er spricht der Südtiroler Gerichtsbarkeit sogar öffentlich sein Misstrauen aus. „Der Südtiroler Justiz“, sagt Schiebel wörtlich im Facebook-Video, „traue ich nicht allzu sehr, die Gründe könnte ich bei anderer Gelegenheit mal ausführen.“

Auch weiß Alexander Schiebel bereits, was er mit dem Geld machen wird, das seine Getreuen für ihn spenden werden. „Jeder einzelne Euro, der gespendet wird“, sagt er im Video, „wird den Anwälten in den Rachen geworfen.“

Dies sei bedauerlich. „Sollte die Spendenbereitschaft höher sein als die Kosten, die durch die Anwälte verursacht werden, dann würde ich den restlichen Teil in eine Doku über diesen Wahnsinn investieren.“ Laut Schiebel wäre dies ein sehr, sehr spannendes Filmprojekt, in dem das Gute, „das bin ich“, eine „todbringende Praxis“ kritisiert und dann vor dem Kadi landet.

Klammer auf: In diesem Satz im Video unterstellt er, „der Gute“, den Südtiroler Obstbauern erneut ein todbringendes Verhalten. Klammer geschlossen.

Alexander Schiebel bemüht in dem Video nicht nur William Shakespeare, indem er sagt, er, „der Gute“, müsse und werde sich gegen „ein Meer von Plagen“ erheben, sondern er sieht sich selbst eine Stufe unter Mahatma Gandhi. In dem Video sagt Schiebel: „Ich habe von Gandhis Methode soviel verstanden, dass es gut ist, wenn die, die im Unrecht sind, auf dich losgehen, weil es dann zu einer großen öffentlichen Diskussionen kommen kann.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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