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Alle Jahre wieder…

TAGESZEITUNG-Herausgeber Arnold Tribus über Taufscheinchristen, Amazon und den Weihnachtsmann.

Es ist Weihnachten und es gehört sich nun mal, dass man dazu was schreibt, auch wenn es schwer ist, sich was Neues zu erfinden. Das Schöne an Weihnachten ist ja, dass der Ablauf im Großen und Ganzen immer gleich bleibt.

Wer glaubt, der hat es leicht, denn dem gibt die Kirche Gottes Rahmen und Rhythmus vor: Der Erlöser wird geboren, das Jesuskind zeigt sich ohnmächtig, der Messias, ein schwächliches Kind, doch empfangen von überirdischem Glanz. Das reine Licht, die reine Bedürftigkeit, geboren im Stall, weil in der Herberge kein Platz war, für die heilige Familie.

Und deshalb sollen wir ja Herzen und Türen öffnen für die Flüchtlinge, sagen die linken Katholiken und der Papst natürlich auch. Und viele Gottlose freuen sich auf die Christmette, vor allem wenn es einen schönen Chor gibt, denn an Weihnachten erwachen viele Taufscheinchristen wieder aus dem religiösen Winterschlaf und schreiten zur Messe, einmal im Jahr kann man ja, das muss man sich geben, weil das dem Ganzen eine festliche Note gibt.

Glauben muss man deshalb ja nichts, aber die vielen einsamen Pfarrer freut es trotzdem, wenn sich zumindest einmal im Jahr ihre Kirchen füllen und sie ihre Botschaft vor vielen Menschen verlesen oder verkündigen können.

An Weihnachten sind ja alle ein bisschen religiös, weil die Kindheitserinnerungen aufkommen, die arme Weihnacht bei Mutter, die verklärt wird, der Gabentisch war nicht reich, ein paar Orangen, Mandarinen, Unterhosen und Socken. Aber man war ja sooo zufrieden.

Und heute? Heute ist ja immer Weihnachten, man kauft das ganze Jahr, pausenlos, ununterbrochen, auch was man nicht braucht, aber das ist eben der Zeitgeist.

Ein neues Problem, von dem ich höre, ist, dass unter dem Christbaum heuer ein paar Pakete fehlen werden, weil Amazon nicht termingerecht liefert. Die kommen nicht nach mit den Lieferungen, zu wenige Autos, zu wenige Chauffeure. Und die wenigen sind so zahlreich, dass alle Straßen verstopft sind.

Das Christkind ist heute auch Amazon und wie sie alle heißen, die Internetbetriebe, die unseren Kleinhandel kaputtmachen, aber das ist uns egal, es ist so praktisch, bei Amazon zu bestellen.

Pünktlich zu Weihnachten kommen auch wieder die Klagen über den vielen Stress, dass man Geschenke auswählen muss, schon wieder die Klagen über den Christkindlmarkt, kurz, Weihnachten ist immer auch ein Gejammer. Und das Riesenrad ist auch so ein Scheiß, klagen die Prosecco-Weiber, die gar nie dort waren, weil sie Angst haben, böse Schwarze könnten sie vergewaltigen, die sollen sich ja dort rumtreiben, haben sie gehört. Ach die Sicherheit in Bozen, auch ein Weihnachtsproblem.

Aber es gibt auch sehr viele Menschen, die sich auf Weihnachten freuen, und das sind nicht nur die Kinder, wohlgemerkt, die auf das Christkind warten, das auch bei uns immer mehr vom Weihnachtsmann verdrängt wird. Bei den Italienern gibt es fast nur mehr den babbo natale, Gesú bambino ist verschwunden, wird auch bei uns kommen, keine Angst, in allen deutschen Filmen und im deutschen Fernsehen gibt es nur mehr den Weihnachtsmann, der mit seinen Gaben kommt.

Der Weihnachtsmann ist universell, der geht für alle gut, der passt zu allen, zu allen Religionen, das Christkind ist schon etwas Besonderes, es gehört ausschließlich und expressis verbis zur christlichen Tradition, und die ist, wie man täglich feststellen kann, beim Schwinden.

Es ist interessant, was gewiefte Händler aus diesem Christkind, das kam, um die Menschheit zu erlösen, alles gemacht haben. Eine ganze Industrie ist daraus gewachsen, in den verschiedensten Bereichen, vom Christbaum angefangen bis zum Christkindlmarkt, an sich eine verrückte Idee, aber die funktioniert, wie man nicht nur in Bozen feststellt.

Ich wünsche Ihnen ein Weihnachten als innere Einkehr und tätiges Verlangen nach Frieden, zwischen Kerzenlicht, Weihnachtsmusik und vortrefflichen Speisen. Gesegnete Weihnacht!

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (11)

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  • morgenstern

    Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.

    (B. Brecht)

  • erich

    Herr Tribus es ist immer ein Erlebnis deine Kommentare zu lesen, besonders deine Wortwahl mit der du es verstehst so manche Verbalakrobatik auf den Punkt zu bringen.

    • george

      Ganz besonders das über die „Prosecco-Weiber“ ist Ausdruck dieser verkommenen, erlogenen Welt. Sie wollen von allem etwas erleben oder auch noch mehr und doch schimpfen sie dann darüber in allen Tönen, völlig über die Notwendigkeit hinaus und sind am Ende ausgehöhlt und leer im Inneren ihres ganzen Tun und Denkens.

  • leser

    Ja lieber tribs
    Wäre ich so wie du
    Ein profiteur der rentenvorauszahlung dann könnte ich mir auch das weihnachtspakl liefern lassen
    Aber ich bin nur ein von dir verurteilter wutbürger aber um das weihnnachtgefühl zu retten hoffe ich dass ich den bischof bei seinen rundgängen erwische und den allwrihnachtlichen segen zu bekommen ich hoffe kostenlos

  • josef.t

    Mit dem Fortschritt, Wohlstand im heutigen modernen Leben, den wohl
    die meisten nicht vermissen möchte, sind eben „Feiertage“ nicht für jeden
    Feiertage, denn wenn die einen Feiern, müssen andere arbeiten ?
    Deshalb soll jeder mit seien „freien Tagen“ tun und lassen, wie und was er
    für richtig hält ? Diese „Freiheit“ soll weder von Politik, Religionen, auch
    durch den Einfluss öffentliche Medien, nicht immer wieder versucht werden
    „einzuschränken“ !

  • morgenstern

    Die erzieherische Komponente seiner Kommentare lassen auf eine Vergangenheit als Politiker mir Rentenvorschuss Bonus schließen.

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