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Ausgetrickster Räuber

Eine 65-jährige Boznerin wurde am 4. November von einem Mann in ihrer Wohnung überfallen und gefesselt. Nun wurde der mutmaßliche Täter, ein 21-Jähriger, verhaftet. Er hat ein Geständnis abgelegt.

Von Thomas Vikoler

Ältere, allein lebende Menschen werden gerne als schutzlose Opfer dargestellt. Als leichte Beute für Kriminelle, zumal Einwanderer. Eine 90-jährige Boznerin hat das mit ihrem Verhalten eindeutig widerlegt, auch wenn sie am 4. November Opfer eines brutalen Überfalls mit Freiheitsberaubung und Körperverletzung wurde.

Die Frau weiß seit vorgestern, dass der mutmaßliche Täter, auch dank ihrer Hilfe, im Bozner Gefängnis einsitzt. Die Beute – Schmuck im Wert von einigen hundert Euro – hat die Frau bereits von den Carabinieri zurückerhalten.

Abgesehen hatte es der Räuber aber offensichtlich auf ihr Geld. Geld, das sie kurz davor in der Filiale einer Bank in Bozen abgehoben hatte. Es waren 3.000 Euro.

Das Perfide an der Geschichte: Der Täter, identifiziert als ein 21-jähriger gebürtiger Albaner ohne festen Wohnsitz, beobachte die Frau bei ihrem Bankge  schäft, stellte ihr bis zu ihrem Kondominium nach, folgte ihr im Bus, und verschaffte sich schließlich gegen Mittag durch einen Vorwand Zutritt zur Wohnung.

Dort haben sich laut Schilderungen der Frau erschreckendes Szenen abgespielt: Der Mann hielt sie fest und verlangte die Herausgabe der abgehobenen Geldscheine. Die Bozner Seniorin weigerte sich, der Forderung Folge zu leisten. Er ungebetene Besucher sperrte sie in ein Zimmer ein und durchsuchte die Wohnung. Schließlich verband er der Frau den Mund (um sie daran zu hindern, nach Hilfe zu rufen) und schliff sie durch die einzelnen Räumlichkeiten. Stets die Preisgabe des Geldverstecks fordernd.

Das Opfer des Raubüberfalles wusste sich dennoch zu helfen und wandte schließlich einen Trick an. Sie erklärte dem Mann, sie habe die Geldscheine in ihren Briefkasten am Eingang des Kondominiums gesteckt. Der Täter ließ sich darauf ein und verließ die Wohnung – nicht ohne vorher einige Schmuckstücke mitzunehmen.

Die Frau rief umgehend die Nachbarn und verständigte die Carabinieri. Denen verriet sie schließlich, wo die 3.000 Euro steckten: Unter der Matratze ihres Bettes.

Mit Hilfe der genauen Personenbeschreibung durch die Frau und den Aufnahmen mehrerer Überwachungskameras gelang es den Carabinieri, den Täter zu identifizieren. Am Montagnachmittag wurde der 21-jährige Albaner unter dem Vorwurf des Raubes und der Freiheitsberaubung verhaftet. Erschwerend wird im vorgeworfen, dass das Opfer über 65 Jahre alt ist und er ihm bei einem Bankgeschäft auflauerte.

Am Dienstag legte der Verhaftete im Bozner Gefängnis gegenüber Voruntersuchungsrichter Emilio Schönsberg ein Geständnis ab. Ihm droht nun eine Haftstrafe von mindestens sechs Jahren.

Die Ermittlungen der Carabinieri haben ergeben, dass sich der Täter wenige Tage nach dem 4. November erneut im Bereich der Bankfiliale aufhielt, in der die Frau das Geld abhob.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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