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Der Drängler

Gert Lanz will in die Landesregierung – aber dieses Unterfangen könnte schwierig werden. Warum er mit einem einfachen Mandat im Landtag unglücklich wäre. Und was er zu bieten hat.

von Silke Hinterwaldner

Gert Lanz zeigte sich in den letzten Monaten immer öfter in Anzügen und Jacken mit großem Karo-Muster. Das ist nicht nur modisch einwandfrei, sondern vor allem auch ein Statement. Damit drückt der Toblacher Unternehmer aus: Seht her, hier kommt jemand, den man nicht übersehen sollte.

Diese Botschaft ist auch bei Landeshauptmann Arno Kompatscher angekommen. Er war es, der den Präsidenten des Handwerkerverbandes vor über einem halben Jahr zu einer Kandidatur für die Landtagswahlen überredet hatte. Und das dürfte gar nicht so leicht gewesen sein. Denn Gert Lanz war gern LVH-Präsident. Seit er den Verband 2011 übernommen hat, ist dieser deutlich in seinem Ansehen gestiegen. „Es ist schon schön“, sagt er selbst über seine Zeit beim LVH, „wenn man sieht, dass etwas gut funktioniert. Ich habe den LVH immer mit Stolz und Freude geführt.“ Jetzt aber ist seine Zeit dort noch vor der Frist abgelaufen. Anfang Dezember wird sein Stellvertreter Martin Haller übernehmen, im Frühjahr stehen Neuwahlen an.

Gert Lanz aber hat jetzt etwas anderes zu tun. Der 47-jährige Schmied und Schlosser aus Toblach wurde am Sonntag mit der Volkspartei in den Landtag gewählt. Das ist klar. Unklar ist vorerst aber noch, ob das wirklich gut ist. Denn: Mit 9.164 Vorzugsstimmen landet Lanz auf Platz zehn im SVP-Ranking. Zwar ist das ein durchaus stattliches Ergebnis, aber ob dies für einen Platz in der Landesregierung reicht, muss sich erst noch weisen.

Gert Lanz war von Anfang an mit dem Anspruch angetreten, nicht als Hinterbänkler im Landtag enden zu wollen, sondern als Mann, der im Land etwas zu sagen hat. Mit Landeshauptmann Kompatscher soll er in vielen politischen Fragen und Vorgehensweisen einer Meinung sein, sodass  davon auszugehen  ist, dass die beiden gut harmonieren könnten. Aber was ist mit all jenen, die mehr Vorzugsstimmen bekommen haben und auch in die Landesregierung wollen: Thomas Widmann, Josef Noggler, Franz Locher?

Das Bilden einer  handlungsfähigen Landesregierung ist eine komplexe Angelegenheit und wird wohl noch einige Wochen in Anspruch nehmen. Derweil muss sich Gert Lanz Gedanken darüber machen, welche Möglichkeiten ihm offen stehen. Immer wieder wird ihm jetzt nach der Wahl die Frage gestellt:  Bleiben Sie im Landtag, auch wenn es nicht für die Landesregierung reichen sollte?

Diese Frage beschäftigt ihn. Lanz antwortet dann zunächst diplomatisch: „Viele neue Leute sind jetzt auf der politischen Bühne erschienen. Und mit ihnen viele neue Ansätze. Dem sollte man Rechnung tragen. In 70 Jahren hat die Volkspartei viel geschafft, aber jetzt ist eine neue Zeit angebrochen. Eine neue Zeit, die neue Denkweisen erfordert.“ Das heißt wohl übersetzt: Gert Lanz würde gern regieren und plädiert dafür, auch ein paar neue SVPler in die Mannschaft aufzunehmen. Zum Beispiel ihn: Ein Macher. Einer, der im LVH gezeigt hat, dass er gestalten kann, der gesehen und gehört werden möchte. „Die Wirtschaft“, sagt Lanz, „wäre für mich sicher interessant. Ich bilde mir ein, dass ich das nötige Wissen dafür mitbringe. Ich stehe Gewehr bei Fuß.“

Bedeutet das aber im Umkehrschluss, dass Gert Lanz dem Landtag den Rücken kehrt, wenn er nicht in die Regierung kommt? Die Antwort: „Nein. Damit muss man wohl auch leben können. Das steht nicht zur Diskussion. Aber wie glücklich ich damit wäre, ist ein zweites Paar Schuhe.“

Gert Lanz hatte vor der Wahl am Sonntag eine Wette abgeschlossen. Dabei war seine Prognose, dass er 9.500 Stimmen bekommen würde. Mit diesem Tipp  lag er gar nicht so weit daneben. Aber in dieser großen Zahl an Vorzugsstimmen fehlen viele Toblacher. In Toblach hat er nur magere 388 Stimmen bekommen. Wenn man im eigenen Heimatort kein überragendes Ergebnis bekommt, dann schmerzt das einen Politiker immer ganz besonders. „Ich kann meine Lehren daraus ziehen“, sagt Lanz, „aber es ist schon verwunderlich.“

 

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Kommentare (16)

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  • andreas

    Lanz ist 10. bei den Vorzugsstimmen und man muss schon recht weltfremd sein um anzunehmen, dass man mit diesem Ergebnis einen Anspruch auf einen Sitz in der Landesregierung hat.
    Ob er mit dem LH kann oder nicht, ändert daran überhaupt nichts.
    Die Absicht der Wahlen war wohl nicht die Kumpanen des LH in die Landesregierung zu bringen, nehme ich jedenfalls an.

    Die SVP soll aufhören diese Lobbyisten von Verbänden zu bevorzugen und wieder das werden, was sie für sich in Anspruch nimmt, eine Volkspartei.

    Auch wenn ich nichts gegen die Wirtschaft habe, so langsam nervt diese Klientenpolitik und wenn Team Köllensperger sich gut positioniert, was ich zwar nicht glaube, dann verliert die SVP bei den nächsten Wahlen weit mehr als diesmal.

  • wm

    Bitte nicht Lanz, der soll mal seine eigenen Probleme lösen bevor er uns aufklären will. Und das Ansehen ist auch nicht gestiegen seit Lanz Präsident ist.

  • tiroler

    Lanz wird wohl nicht Landesrat werden. Da kommt vorher Widmann. Er soll weiter LVH Prasident bleiben, dad ist besser

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