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Der Zigaretten-Videobeweis

Vor einem Jahr brach in der Lanaer Disko Exklusiv ein Großbrand aus. Nun wurde am Landesgericht ein Angestellter wegen fahrlässiger Brandstiftung verurteilt. Er hatte unachtsam eine brennende Zigarette weggeworfen.

Von Thomas Vikoler

Die Berufsfeuerwehr kam sehr bald zum Schluss, dass der Brand nicht von einem Brandbeschleuniger entfacht worden war. Eher hatte der an jenem Tag starke Wind zur Ausbreitung des Feuers beigetragen. Ein Feuer, das am Ende in einen Großbrand ausartete, der im ganzen Etschtal zu sehen war.

Er war am 27. Oktober vergangenen Jahres bei der Diskothek Exklusiv in Lana ausgebrochen und zog einen Großeinsatz der örtlichen Feuerwehren und der Berufsfeuerwehr nach sich.

Inzwischen steht, jedenfalls für den Bozner Strafrichter Peter Michaeler, fest, wer für den Großbrand verantwortlich ist: Ein Angestellter der Diskothek, ein 50-jähriger Meraner.

Er wurde nun am Landesgericht im Rahmen eines verkürzten Verfahrens zu einer Haftstrafe von sechs Monaten auf Bewährung wegen fahrlässiger Brandstiftung verurteilt. Sein Verteidiger hatte hingegen einen Freispruch beantragt und auf andere mögliche Brandursachen hingewiesen. Etwa ein Kurzschluss oder Selbstentzündung.

Doch die Berufsfeuerwehr hatte in diesem Fall keine Zweifel daran, wie der Brand ausgelöst wurde: Von einer brennenden Zigarette, weggeworfen von dem Mann, gegen den die Staatsanwaltschaft später Anklage wegen Brandstiftung ohne Vorsatz (kein Brandbeschleuniger) erhob.

Der zuständige Brandinspektor hatte bereits zum Beginn einen Zigarettenstummel als wahrscheinliche Brandursache genannt. Bestätigt wurde dieser Verdacht durch die Außenaufnahmen einer Überwachungskamera der Diskothek: Dort ist zu sehen, wie sich ein Mann um 15.28 Uhr vor einem Haufen mit Kartonschachteln am Vorplatz des Gebäudes aufhält und ein Zigarette raucht. Zu sehen ist auch, wie er die halb fertiggerauchte Zigarette, ohne sie vorher auszulöschen, in der Nähe des Schachtelhaufens wegwirft.

Der Mann geht weiter, die Videokamera schaltet ab.

Um 15.33 Uhr, also fünf Minuten später, schaltet die Videokamera wieder ein: Aus dem Haufen Kartonschachteln steigt ein Feuer empor.

Für den Richter ist das, ähnlich wie beim Fußball, ein eindeutiger Video-Beweis für die strafrechtliche Verantwortlichkeit des Rauchers.

Er wurde zweifelsfrei als der 50-jährige Meraner identifiziert, der nun zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden ist.

Die Ausgangsstrafe (Mindeststrafe) für Brandstiftung liegt bei einem Jahr Haft, dem Angeklagten wurden wegen bisheriger Unbescholtenheit allgemein mildernde Umstände zugestanden, wegen des verkürzten Verfahrens erhielt er weitere drei Monate Strafreduzierung.

Macht am Ende sechs Monate Haft wegen einer unachtsam weggeworfenen Zigarette.

 

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