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Die schlafende Stadt

Hochsaison in Brixen: Die Bischofsstadt ist voll von Touristen, aber die Geschäfte sind an Sonntagen geschlossen. Der Gemeinderat Antonio Bova prangert an: Für eine Touristenstadt sei dieser Umstand nicht akzeptabel.

von Erna Egger

„Brixen verschläft die Hochsaison“: Diesen Umstand prangert der Gemeinderat von Alto Adige nel Cuore, Antonio Bova, an.

„Die Zeiten sind nicht rosig und die Kaufleute müssen selbst aktiv werden“, fordert er.

Die Bischofsstadt will eine Touristenstadt sein. Zahlreiche Initiativen der öffentlichen Hand zielen darauf ab, mehr Urlauber anzuziehen und dem Handel unter die Arme zu greifen: „Beispielsweise der Gratisparkplatz im Priel-Gelände an Samstagen oder die Aufwertung der Plose“, schildert Bova.

Antonio Bova

Antonio Bova

Vor Weihnachten sind die Geschäfte in der Innenstadt durchgehend geöffnet, nach den Festtagen freuen sich die Kaufleute auf ihre Ruhetage. Dafür zeigt Bova Verständnis. Und er betont: „Ich bin nicht dafür, dass die Geschäfte jeden Tag im Jahr offenhalten. Das ist zu viel.“

Aber: „Die Geschäfte in der Hochsaison geschlossen zu lassen, ist der falsche Weg. Und das ist ein Problem. Die Betriebe müssen zu den Weihnachtsfeiertagen und im Sommer im August arbeiten, an den Zeiten, an denen wir die Urlauber hier haben. Das sieht man am Beispiel Bruneck – diese Stadt ist viel touristischer ausgerichtet.“

Bei der Gemeindeverwaltung lamentieren die Kaufleute über die schlechten Zeiten. Deshalb will man auch die Stadtbibliothek unbedingt im Zentrum belassen.

Brixen sei ein natürliches Einkaufzentrum. „Während vor Weihnachten alle Geschäfte offenhielten, waren am Sonntag nach Weihnachten jedoch die meisten Betriebe in der Innenstadt geschlossen. Im Zentrum wimmelte es von Gästen. Ungläubig blickten diese in die geschlossenen Läden“, so Bova.

Nur wenige aufgeklärte Unternehmer, Kaufleute und Barkeeper hätten entschieden, ihre Unternehmen an diesen Tagen offen zu halten. „Vielleicht sind die Zeiten doch nicht so schlecht, wie die Vertreter der Interessensgruppen weismachen wollen“, mutmaßt Bova.

Die Silvesterfeier samt Feuerwerk auf dem Domplatz sei eine lobenswerte Initiative: Viele Gäste und Einheimische haben auch heuer wieder das neue Jahr im Zentrum gefeiert. Der Platz war voll. Aber auch an Silvester und am Neujahrstag seien Geschäfte und Bars geschlossen gewesen, prangert Bova an.

Die Bedürfnisse der Kunden haben sich geändert: Nur der Handel hat sich dem noch nicht angepasst. „Wenn wir zu einer Tourismusstadt werden wollen, dann müssen wir anders denken. Wir müssen uns öffnen, wie das Grödner- oder Gadertal. Ein klares Tourismuskonzept muss entwickelt werden, an dem alle Beteiligten der Branche mitarbeiten, um Brixen als Tourismusstadt aufzuwerten“, so Bova.

Der Wirtschaftsstadtrat Peter Brunner kann die Kritik teilweise verstehen: „Aber es ist schwer, den Spagat zu meistern“, sagt er.

In Brixen arbeiten hauptsächlich Familienbetriebe. „Und das ist ein Glück. Diese Unternehmen müssen nach den vier intensiven Wochen in der Vorweihnachtszeit etwas Ruhe finden. Aber in einer Touristenstadt herrschen auch andere Bedürfnisse vor. Wir befinden uns auf einem schmalen Grad: Wenn schlechtes Wetter an Sonntagen vorherrscht, gehen die Gäste in die Stadt. Vielleicht braucht es etwas mehr Dynamik. Aber diese ist schwer zu organisieren. Es ist auch nicht sinnvoll, nur internationale Ketten anzusiedeln, die den anderen Betrieben dann ihre Öffnungszeiten aufdiktieren. Den goldenen Mittelweg und ein gesundes Gleichgewicht zu finden, ist schwierig“, so Brunner.

Die heurige Saison laufe bis jetzt nicht schlecht. „Aber man muss immer an Verbesserungen arbeiten“, so der Wirtschaftsstadtrat.

Zur Forderung eines Tourismuskonzeptes sagt er: „Wir haben schon vieles erreicht: Früher herrschte die Kritik, dass die Geschäfte um 12.00 Uhr mittags schließen und dass diese nachmittags nicht offen halten. Mittlerweile haben wir relativ lange Öffnungszeiten, einige Geschäfte haben sogar durchgehend Betrieb. Wir haben generell die Öffnungszeiten harmonisiert.“

Erst vor wenigen Wochen haben sich die Kaufmannschaft und die Vertreter des Stadtmarketings getroffen. „Auch dort wurde betont, dass die Kaufleute noch mehr an einem Strang ziehen müssen. Noch haben wir nicht das Optimum erreicht, aber wir arbeiten daran“, betont Brunner.

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