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„Unter aller Sau“

In Sand in Taufers geht es, wenn es um die Cascade geht, immer emotional zu. Wie bei der letzten Sitzung ein Nazi-Begriff für Aufregung sorgte und warum der Umgangston zu einem Dauerthema im Gemeinderat wird.

von Markus Rufin

Wenn es um die Cascade geht, geht es im Gemeinderat von Sand in Taufers heiß her. Da die Cascade nahezu bei jeder Gemeinderatssitzung Thema ist, kochen also regelmäßig die Emotionen über. Das geht sogar so weit, dass der Umgangston in den Sitzungen zum Diskussionsthema wird.

Auch bei der letzten Sitzung in der vergangenen Woche war das der Fall. Stein des Anstoßes war der Haushaltsüberschuss. 100.000 Euro stehen der Gemeindeverwaltung zur Verfügug. Eine beachtliche Summe, mit der man endlich damit beginnen könnte, die Öffnung der Cascade voranzutreiben. Das war zumindest – grob zusammengefasst – der Vorschlag der SVP. Bürgermeister Josef Nöckler und die Bürgerliste Taufers sprechen sich allerdings dagegen aus: „Wir wollen der Bevölkerung keine falschen Versprechen machen.“

Es gebe zahlreiche andere Baustellen, zudem brauche es für die endgültige Öffnung der Cascade deutlich mehr Gelder. 100.000 Euro für dieses Kapitel vorzusehen sei nicht weniger als eine „Augenauswischerei“.

Um den Gemeinderäten die Beweggründe ausführlich zu erläutern, wurde vor zwei Wochen eine nicht öffentliche Gemeinderatssitzung abgehalten. Dabei nannte der zuständige Referent Reinhard Innerhofer auch den Begriff „Endlösung“. Zwar meinte er damit, dass die Öffnung des Außenbereiches nur eine „Zwischenlösung“ sei, die Gemeindeverwaltung die komplette Öffnung als „Endlösung“ anstrebe, dennoch sorgte der Begriff für Aufregung.

Bei der öffentlichen Gemeinderatssitzung am Mittwoch erklärte SVP-Rätin Martina Kirchler dann, warum sie der Haushaltsänderung nicht zustimmen werde: „Ich könnte allen anderen Projekten zustimmen, allerdings fehlt der Aufbruch der Cascade. Es sind keine Mittel vorgesehen und es gibt keine Perspektive für die Eröffnung. Meine Gegenstimme ist auch gegen die Vorgangsweise der Verwaltung gerichtet. Es hat nicht öffentliche Sitzungen, angekündigte Arbeitsgruppen und wiederkehrende Polemiken gegeben, für die wir Grund gehabt hätten, diese zu spielen. Wir haben uns aber zurückgehalten, wir haben versucht, konstruktiv mitzugehen, es gibt aber Konflikte und Auseinandersetzungen auf allen Ebenen. Die schrittweise Instandhaltung der Struktur hätte jetzt beginnen müssen.“

Kirchler wirft der Bürgerliste also zu wenig Mut in Sachen Wiedereröffnung der Cascade vor. Doch damit nicht genug. Auch mit dem Begriff der „Endlösung“ zeigt sich Kirchler nicht einverstanden. Sie verwies darauf, dass der Begriff aus der Zeit des Nationalsozialismus stammte.

Die Äußerungen von Kirchler führten zu mehreren Reaktionen der Bürgerliste. „Alle setzen sich für die Cascade ein, dass sich die SVP zurückhält, kann ich dagegen nicht beobachten. Ich finde solche Aussagen unter aller Sau“, sagte die Gemeinderätin Claudia Eder. Regelrecht schockiert zeigte sich Referent Innerhofer: „Mir fehlen die Worte. Wenn man mit solchen Vorhaltungen konfrontiert wird, überlege ich mir, mich rechtlich dagegen zu wehren. Wir bemühen uns, für die Cascade das Bestmögliche zu erreichen. Es geht jeden Tag einen Schritt weiter. Wir sind auf einen guten Weg, Einigungen zu finden. Sich aber wegen einer Wortklauberei einen Nazi nennen zu lassen, geht zu weit. Es zeigt euer Niveau, bezüglich der Bereitschaft, konstruktiv mitzuarbeiten.“ Von rechtlichen Schritten sieht Innerhofer mittlerweile ab, da ihm die Wortklauberei zu kindisch sei.

Kirchler erklärte daraufhin, dass sie niemanden unterstellt habe, ein Nazi zu sein, sie verwies lediglich darauf, dass der Begriff aus der Nazi-Zeit stammt.

Nicht zum ersten Mal ist der Ton bei den Gemeinderatssitzungen Thema in Sand in Taufers. Daher setzte sich die Diskussion später fort. „Die Sprache ist sehr wichtig, gewisse Wörter sollten einfach nicht mehr fallen“, meint die SVP-Rätin Heidi Mair am Tinkhof. „Wir hatten das Gefühl, dass in den letzten Sitzungen die Sprache nicht auf Augenhöhe war. Es gab Kritik von beiden Seiten, wir müssen uns aber auf Augenhöhe begegnen, nur dann kann es auch ein Miteinander geben.“ Einem Vorschlag, dem Eder zustimmte.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (10)

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  • andreas

    Das Wort Endlösung nutzt man nicht, außer man heißt Knoll oder Anderlan, so einsichtig sollte sogar einer aus diesem zerstrittenen Kuhdorf sein.

  • asd

    Sollte von Hotels finanziert und verwaltet werden, damit sie selber kein Schwimmbad bauen müssen. Hotels kommen möglicherweise günstiger weg und für den Steuerzahler wird das nicht zum Alptraum.
    Nebenbei können zahlende Einheimische das Schwimmbad ja auch benutzen, was für die Betreiber etwas die Kosten senkt.
    Anders werden ewig rote Zahlen geschrieben, die Kosten kommen erst, da einiges schon in die Jahre gekommen ist.

  • sellwoll

    Scheint mir nicht besonders gebildet der Herr, hier von „Endlösung“ zu sprechen. Das ist keine „Wortklauberei“ hier geht es um den Tod von 6 Millionen von Juden.

    Keine Soldaten die im 2. Weltkrieg starben, sondern Zivilpersonen, von Kindern Frauen und Älteren die sich nicht wehren konnten und in Konzentrationslager deportiert, und dort industriemäßig vergast und anschließend im Ofen verbrannt wurden.

    Das größte Verbrechen der Menschheit.

  • foerschtna

    Spätestens mit dem Inkrafttreten der neuen Straßenverkehrsordnung und dem folgenden Abbau der unzähligen orangefarbenen Abzocksäulen wird es mit dem Überschuss in der Sandner Gemeindekasse ohnehin wieder vorbei sein. Und die 100.000 Euro wären ohnehin nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, da hat der Bürgermeister schon recht, das Problem der ausufernden Strukturkosten wäre damit nicht gelöst. Die Cascade war und ist ein Fass ohne Boden, genau so gut könnte man die Quadratur des Kreises versuchen.

  • bananajoe

    Wer sonst nichts auf die Reihe kriegt hängt sowas dann an die große Glocke um abzulenken. Na bitte….

    • sellwoll

      Die Person hat offenbar die Wahl ihrer Worte bis dahin nicht verstanden wen es zu einem Artikel in der Tageszeitung kommen muss. Ich hoffe sie versteht nun besser, dass ein solchea Wort total unangebracht ist. Und ja, wenn jemand in Deutschland von Endl***** spricht, dann würde ihm/ihr tatsächlich der Rücktritt nahegelegt. Dieser Sprecher erinnert an die dunkelsten Zeiten der Geschichte.

      Ich empfehle einen Besuch in Auschwitz Birkenau. Wenn er es noch immer nicht genießen hat.

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