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„Vertane Chance“

Monika Reinthaler

Die SVP-Bezirksleitung des Wipptals hat Monika Reinthaler als SVP-Vizeobfrau verhindert, obwohl der kleinste SVP-Bezirk permanent auf eine stärkere Vertretung auf Landesebene pocht. Reinthaler im Interview.

Das Wipptal wird keine Kandidatin für die Wahl der Vizeobfrau bei der Landesversammlung am 4. Mai entsenden. Obwohl die SVP im Pustertal und Eisacktal dem kleinen Bezirk den Vortritt gelassen hätte, nutzt der nördlichste Landesteil diese Möglichkeit nicht. Der SVP-Bezirksobmann Sebastian Helfer hat intensiv nach Interessierten gesucht: Einige lehnten ab, andere hätten nicht die Zustimmung der Bezirksleitung erhalten. Von anderen SVP-Kreisen ins Gespräch gebracht wurde Monika Reinthaler, SVP-Gemeinderätin in Pfitsch und Präsidentin der Bezirksgemeinschaft Wipptal. Nach der Sitzung der SVP-Bezirksleitung am letzten Montag stand jedoch fest: Reinthaler erhält nicht die Unterstützung des SVP-Bezirks. Helfer teilte ihr diese Haltung mit.

Damit erweckt die Partei erneut den Eindruck, dass innerhalb der SVP persönliche Empfindlichkeiten vor das Allgemeininteresse gestellt werden: Das Wipptal pocht nämlich seit langem auf eine stärkere Vertretung auf Landesebene. Mit der Ernennung einer Kandidatin für die Obmannstellvertreterin hätte man die Chance gehabt. Die SVP-Bezirksleitung verhindert jedoch die Kandidatur und verzichtet aufgrund persönlicher Animositäten. Wie erklärt man das den Wählern

Helfer stellt zu den Entwicklungen fest: „Um die Gunst der Wähler zu erhalten, ist ganz sicher nicht entscheidend, ob die SVP-Wipptal eine  Parteiobmannstellvertreterin nominiert oder nicht. Dazu brauchen wir unseren Wählern im Wipptal nicht allzu viel erklären. Mittelfristig streben wir für zukünftige Wahlen weiterhin an, im Südtiroler Landtag vertreten zu sein; dies sehen wir als primäres Ziel und als stärkere Vertretung. Strebt jemand ein Amt innerhalb der Partei an,  dann ist es wohl legitim, dass in zuständigen Gremien diskutiert und entschieden wird. Dies hat auch nichts mit Verzicht zu tun. Persönliche Animositäten spielen dabei in der Entscheidungsfindung, wenn überhaupt, sicher nur bei Einzelnen und auch nur am Rande eine Rolle.“

Monika Reinthaler zu den Entwicklungen.

Tageszeitung: Frau Reinthaler, der SVP-Bezirksobmann Sebastian Helfer hat Ihnen am letzten Dienstag mitgeteilt, dass die SVP-Bezirksleitung Ihnen die Unterstützung für eine Kandidatur als Parteiobmannstellvertreterin verwehrt…

Monika Reinthaler: Ja, dieses Gespräch hat stattgefunden. Der SVP-Bezirk wird mich nicht vorschlagen. Das Wipptal wird zugunsten des Pustertales oder eines anderen Bezirkes verzichten. Es kam klar zum Ausdruck: Unsere Grundhaltungen sind verschieden und meine Gangart ist im Wipptal großteils nicht gewünscht. Die Entscheidungen, die ich als Präsidentin der Bezirksgemeinschaft treffe, sollen überparteilich sein, das Interesse und die Anliegen der Allgemeinheit stehen in Vordergrund.

Sie könnten auch noch von anderen SVP-Gremien im Bezirk nominiert werden…

Das kommt für mich nicht in Frage. Ich habe im Vorfeld klar gesagt, dass ich mich nur der Wahl zur Vizeobfrau stelle, wenn der Wunsch vorhanden ist und ich eine klare Unterstützung des Bezirkes erhalte.

Enttäuscht?

Enttäuscht ist das falsche Wort. Es wäre eine Chance für das Wipptal gewesen, darum tut es mir leid. Aber ich nehme diese Entscheidung zur Kenntnis, ohne persönlich beleidigt zu sein. Ich habe mich ja nicht selbst ins Spiel gebracht und habe lange überlegt, ob ich mich für dieses Ehrenamt zur Verfügung stelle. Ich bin von den Grundideen und den Grundwerten der Sammelpartei absolut überzeugt und aufgrund derer habe ich mich bereit erklärt. Wenn der Wunsch meiner Kandidatur nicht vorhanden ist, ist das auch in Ordnung. Für mich ist es wichtiger, meine Grundhaltung beizubehalten und ich werde mich nicht auf irgendwelche parteipolitischen Spielchen einlassen. Das kommt für mich nicht in Frage.

Was ist Ihnen zum Verhängnis geworden?

In der Sitzung am Montagabend kam klar zum Ausdruck, dass ich den Ruf habe, den Bürgerlisten zu nahe bzw. der SVP zu fern zu sein. Gewisse Entscheidungen, die ich getroffen habe – wie beispielsweise die Ernennung der Freienfelder Bürgermeisterin Verena Überegger für das BBT-Konsortium – wurden nicht goutiert. Ich habe hierzu betont, dass ich meine Entscheidungen nach bestem Wissen und Gewissen fälle und korrekt sein möchte und dies auch in Zukunft so handhaben werde. Solche Entscheidungen sollen meiner Ansicht nach nicht parteigebunden sein. Es geht um die Sache und nicht um Parteipolitik. Das muss klar getrennt werden. Diese Ansicht wird augenscheinlich mehrheitlich nicht geteilt. Das hat mich enttäuscht. Ich bin der Meinung, dass wir alle offener und toleranter werden müssen, die Gesellschaft und die Partei.

Diese Entwicklung ist erstaunlich: Der SVP-Bezirk Wipptal hat immer eine mangelnde Vertretung beklagt und auf mehr Gewicht gepocht. Nun hätte man in Absprache mit dem Eisacktal und dem Pustertal die Chance, die Vizeobfrau zu stellen. Man verzichtet jedoch darauf aufgrund persönlicher Animositäten?

Diese Frage sollten Sie nicht mir, sondern den Entscheidungsträgern stellen.

Wie soll dies den Wählern vermittelt werden?

Die Frage ist nicht wie, sondern WAS vermittelt man den Wählern, aber das ist nicht mehr meine Angelegenheit. Für mich ist es wichtiger, meine Grundhaltung zu leben. Ich trete für Erneuerung, Offenheit, Toleranz und die ernsthafte Einbindung der Jugend bei Entscheidungsprozessen ein. Abseits dieses Gremiums stehen sehr viele, auch in der SVP, hinter diesen Grundwerten – sei es im Bezirk, als auch auf Landesebene, allen voran unser Landeshauptmann. Ich habe meine Kandidatur als Chance der Partei für eine Öffnung gesehen. Andere sind gegen eine Öffnung. In ein paar Jahren wird sich zeigen, welcher der richtige Weg gewesen wäre.

Interview: Erna Egger

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