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Oh Tourismus

„Souvenirs of War“ ist dem Bosnienkrieg vielschichtig auf der Spur

Eines der BFFB-Festivalthemen, die gut ins Land passen, ist der Tourismus, der gleich mehrmals verhandelt wird, auch in der Dark-Version.

von Renate Mumelter

Ballern im Wald, arbeiten am Strand

Es war einmal ein Krieg da drüben, wo einst Jugoslawien war. Heute kann in Bosnien gegen Bezahlung herumgeballert werden. Mit Kampflärm aus Lautsprechern. So führt Georg Zeller in „Souvenirs of War“ ein. Der Film zeigt, wie es innen und außen aussieht viele Jahre nach dem Krieg mit zahllosen Toten und mit Scharfschützen, die Freunde umlegen mussten. Den Kriegstourismus gibt es wirklich. Er dürfte hierzulande, wo Schützengräben in den Dolomiten vorgeführt werden, nicht neu sein. In Bosnien gibt es Menschen, die dabei waren, die sich erinnern, die aber auch weiterleben müssen und die es im besten Fall schaffen, mit ehemaligen Feinden in Dialog zu treten. Georg Zeller lebt und arbeitet in Südtirol. Sein Film läuft im Wettbewerb.

Dark Tourism

Am Montag gibt es um 17h einen Talk mit Angelika König im Mondschein zum Thema „Dark Tourism – Tourismuswelten“, an dem neben Georg Zeller auch Julia Gutweniger und Florian Kofler teilnehmen. Ihr „Vista Mare“ läuft im Wettbewerb. Die beiden sind (sollte das wichtig sein) aus Meran, leben aber in Linz.

Vista Mare

beim Googeln dieses Stichworts kommen jede Menge Hotelzimmer zum Vorschein, aber auch der Dokumentarfilm von Gutweniger/Kofler, der sich an der Adriaküste bewegt und dorthin schaut, wo nie hingeschaut wird, hinter die Kulissen. Er schaut zu den Sonnenschirmflickerinnen zum Beispiel, zu den Verlorene-Kinder-Ausruferinnen, den Wäscherinnen und den Nachtwachen. Worte braucht der Film nicht, die Bilder sagen alles. Für diese Bilder bekam Julia Gutweniger letzthin den Diagonalepreis. Florian Kofler bekam ihn für das Sounddesign. Der Film, bei dem sich Sonnenschirme computergesteuert auf- und zuklappen, ist auch nach dem Festival zu sehen, „Souvenirs of War“ läuft ebenfalls weiter.

Hotel Paradiso

Nach den Deko-Palmen noch der Versuch eines rettenden Sprungs in die hohen Berge mit „Hotel Paradiso“, einem Dokumentarfilm aus der Reihe Local Heroes. Local Heroes ist eine Reihe, in der das „Local“ erfreulicherweise nicht eng südtirolerisch gesehen wird. Regisseur Erald Dika kommt aus Albanien, hat an der ZeLIG studiert und mit seinem Abschlussfilm „Neverland“ von sich reden gemacht. Jetzt hat er sich mit seinem ZeLIG-Studienkollegen Thomas Saglia nach Martell aufgemacht. Dort steht das, was von Giò Pontis Urlaubsparadies übrig blieb. Es ist nicht der erste Film, der über das Hotel gedreht wurde. Carmen Tartarotti beschäftigte sich bereits 1993 in „Paradiso del Cevedale“ damit. Damals sagte sie: „Mir ging es in dem Film weniger um die Architektur des Hotels sondern um den sozialen und historischen Stoff. Das Aufeinanderprallen von städtischer Zivilisation und bäuerlich-alpiner Ursprünglichkeit, die Begegnung der Einheimischen mit dem Fremden, die unterschiedlichen Interessen der sozialen Klassen, die Kollision zweier Sprachen und Kulturen“. Der neue Paradiso-Film ordnet den Bau mit Fachleuten in die Architekturgeschichte ein und zeigt alte Bilder von der touristischen Traumwelt, die in den 1930er Jahren in Martell geschaffen wurde, etwas, das sehr an das heutige Ressort-All-Inclusive-Modell erinnert. Am DO und FR.

Viva Vivo

Ohne Produzentinnen und Produzenten wird aus Filmen nichts. Sie sorgen dafür, dass Filme enstehen können. Karl (Baumi) Baumgartner gehörte dazu und Gregorio Paonessa und Marta Donzelli auch. Sie haben Weg weisende Filme wie „Nico 1988“ (DI) und „Vergine giurata“ (SO) möglich gemacht. Am Sonntag um 18h bekommen sie den Ehrenpreis.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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