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Die Entwerter-Farce


Weil die Ticket-Entwerter in den Öffis immer wieder ausfallen, dürfen die Fahrgäste gratis mitfahren. Wie groß der Schaden für die öffentliche Hand ist, kann LR Daniel Alfreider nicht sagen.

von Matthias Kofler 

Für Thomas Widmann ist die Antwort unbefriedigend: „Der Landesrat ist sehr ausweichend und sagt kein Wort darüber, wie viel Geld dem Land entgangen ist“, ärgert sich der Neo-Oppositionelle.

Der Hintergrund: In Südtirol treffen immer noch viele Fahrgäste beim Einsteigen in einen Linienbus auf Fahrkartenentwerter, die den Geist aufgegeben haben. Der Busfahrer winkt die Fahrgäste lediglich weiter und begleitet sie mit der Bemerkung: „Der funktioniert nicht“. Manche Busunternehmer decken die defekten blauen Kästen kurzerhand mit einem Müllsack ab. Der vermeintliche Vorteil: Niemand braucht für die Fahrt mit den Öffis etwas zu zahlen bzw. seinen Südtirol-Pass zu entwerten. „Dabei sollten der Südtirol-Pass und die neue Technologie, die damit einhergeht, alles einfacher und besser machen. Im Moment sieht es aber so aus, als würden die Nachteile und Zugangsschwierigkeiten für die Nutzer zunehmen und damit die gewünschte Motivation zur verstärkten Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel konterkarieren“, kritisiert Widmann.

In einer Landtagsanfrage wollte der Chef von „Für Südtirol mit Widmann“ deshalb in Erfahrung bringen, was die Landesregierung gegen das Problem zu unternehmen gedenkt. Die Antwort auf die Anfrage 113 liegt nun vor – und sie ist nicht sehr zufriedenstellend. Darin erinnert Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider (SVP) noch einmal daran, dass die 2012 installierten Geräte allmählich nicht mehr funktionieren und 2023 neu ausgeschrieben wurden. In der Anfangsphase dieses Austauschs seien große Stabilitätsprobleme aufgetreten, und das Land sei noch dabei, diese „Übergangsphase“ abzuschließen.
Insgesamt sind laut Alfreider 2.858 Entwertungsgeräte im Einsatz. 2.642 davon in insgesamt 723 Bussen sind neu. „Es ist aber nicht nur das Gerät selbst, das ausgetauscht wird, sondern die gesamte Verkabelung des Busses und auch die Anbindung an die verschiedenen vernetzten Anwendungen im Bus, also die Anzeigetafel, die Videobildschirme, die Bustüren, aber auch die Verarbeitung der gesamten Busroute, die dem Fahrer jetzt über ein Tablet angezeigt wird. Das bedeutet, dass viele Komponenten zusammenarbeiten müssen, damit das System funktioniert“, erläutert der Landesrat.

Zu den Problemen, die den Nutzern des öffentlichen Nahverkehrs durch das Fehlen der Entwerter entstehen, erklärt Alfreider kurz und bündig: „Aufgrund von Stabilitätsproblemen waren die Busse nicht immer in Echtzeit verfügbar, und die Nutzer mussten ihre Fahrkarten manchmal mit ihrem Smartphone entwerten oder ein Papierticket kaufen. Auch gab es gelegentlich Probleme mit Chipkartenlesern und Druckern, die aber behoben wurden.“ Wie hoch der daraus resultierende Verlust für die öffentlichen Kassen ist, will der SVP-Politiker allerdings nicht sagen: „Grundsätzlich dürfte es keine Einnahmeverluste geben, da Jugendliche, Studenten und ältere Menschen ein Jahresabonnement haben. Die Gästekarte wird auf der Basis von Übernachtungen abgerechnet.“

Der Landesrat betont, dass die Verantwortlichen, auch die beauftragte Firma, angewiesen wurden, alles zu tun, um die Zeiten so kurz wie möglich zu halten. Ein Großteil des alten Systems soll in den nächsten zwei bis drei Wochen außer Betrieb genommen werden. Für Alfreiders Vorgänger Thomas Widmann muss die Landesregierung aufs Gaspedal drücken: „Die Übergangszeit ist schon relativ lang. Es gibt viel Unsicherheit, weil die Fahrgäste Angst haben, bestraft zu werden.“

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