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Emanuele Masi hört auf

Emanuele Masi: Es gibt viele, zu viele kulturelle Veranstaltungen, die sich Jahrzehnt um Jahrzehnt, Erfolg um Erfolg mit nur einem ‚Mann an der Spitze‘ identifizieren und dadurch zu einer Art Lehen, einer Art Besitz werden. (Foto: Andrea Macchia)

Emanuele Masi gibt die künstlerische Leitung des Festivals Tanz Bozen ab. Die Stiftung Haydn startet eine internationale Ausschreibung zur Neubesetzung der künstlerischen Intendanz.

Im Zuge der Entscheidung von Emanuele Masi, dem derzeitigen künstlerischen Leiter des Festivals Tanz Bozen, zum Ende der 40. Ausgabe des Programms vom 12. bis 27. Juli 2024 sein Amt abzugeben, startet der Verwaltungsrat der Stiftung Haydn von Bozen und Trient, unter deren Ägide dieses jährliche Event stattfindet, eine internationale Ausschreibung zur Interessensbekundung für die künstlerische Intendanz des Aufführungsbereichs des Festivals Tanz Bozen. Die auf der Website der Stiftung (www.haydn.it) veröffentlichte Stellenausschreibung richtet sich an Expertinnen und Experten der Tanzszene und des Kulturbereichs, die es verstehen, das Erbe des Festivals zu bewahren und zugleich neue Wege bei der Programmgestaltung einzuschlagen, ohne dabei die Werte und Dimensionen aus dem Blick zu verlieren, für die das Festival heute steht.

Inzwischen nicht mehr wegzudenken aus dem nationalen und europäischen Raum, ist das Festival Tanz Bozen, das sich seit 2015 unter dem Dach der Stiftung Haydn befindet, ein absolutes Highlight der Südtiroler Kulturlandschaft: Das hohe künstlerisches Niveau, dem sich auch das Ansehen in der internationalen zeitgenössischen Tanzszene verdankt, die Verankerung in der Region sowie die musikalische Live-Begleitung durch das Haydn Orchesters lassen etwas Einzigartiges entstehen.

„Wir bedauern“, so Monica Loss, die Generaldirektorin der Stiftung Haydn, „Emanuele Masis Entscheidung, die künstlerische Leitung des Festivals Tanz Bozen nach fünfzehn Jahren unermüdlichen Einsatzes abzugeben, und danken ihm für seine Arbeit und die vielen gemeinsamen Erfolge. Mit ihm an der Spitze war das Festival eine Schmiede für innovative Projekte, ein Bindeglied zwischen den Künsten und den entsprechenden Bereichen unserer Stiftung, ein Experimentierfeld für die Digitalität im Tanz. Es hat eine enorme regionale Strahlkraft entfaltet und unser Netzwerk gestärkt. Die hohe künstlerische Qualität hat zahlreiche Würdigungen erfahren, sowohl seitens der Kritik als auch auf ministerieller Ebene.“

 Emanuele Masi erklärt seine Entscheidung wie folgt: „Ich leite Tanz Bozen nun bereits seit mehr als einem Jahrzehnt und möchte die feierliche Atmosphäre der kommenden 40. Ausgabe als Gelegenheit nutzen, mich von dieser Aufgabe zu verabschieden. Ich habe 2008 begonnen, mich für das Festival zu engagieren, damals war ich 31 Jahre alt und Direktionsassistent am Stadttheater; 2011 war ich mitverantwortlich für das Festivalprogramm und 2013 wurde ich zum künstlerischen Leiter ernannt. Vierzehn Ausgaben sind eine lange Zeit, in der ich der Veranstaltung mehrfach eine neue Ausrichtung gegeben habe: Indem ich die Bedürfnisse des Festivals zu deuten versucht habe, als wäre es ein lebendiges Wesen, habe ich es Wurzeln schlagen und wachsen lassen und mich immer wieder neuen Herausforderungen gestellt.

Ich habe stets die Zusammenarbeit mit Künstlerinnen und Künstlern gesucht, deren Sichtweisen eine Bereicherung für meine Vision darstellten, aber jetzt halte ich es für notwendig, dass das Festival neue Impulse, vielleicht auch ganz andere als meine, bekommt. Es gibt viele, zu viele kulturelle Veranstaltungen, die sich Jahrzehnt um Jahrzehnt, Erfolg um Erfolg mit nur einem ‚Mann an der Spitze‘ identifizieren und dadurch zu einer Art Lehen, einer Art Besitz werden. Das entspricht nicht meinem Credo: Ich sehe Tanz Bozen vielmehr als ein öffentliches Gut und als solches muss es, wie ich finde, weiterhin pluralistisch bleiben. Wenn man auf diese 40 Jahre von 1985 bis heute zurückschaut, kann man sehen, dass jeder Führungswechsel das Festival hat wachsen lassen, seine Identität gestärkt hat. Ich bin mir sicher, dass das auch unter meiner künstlerischen Leitung mit all ihren Erfolgen und Irrtümern der Fall war, aber gerade, weil ich Tanz Bozen liebe, will ich es immer weiter wachsen sehen.“

 

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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