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Dokumentarfilm-Muss

Am Montag und am Dienstag laden die „Omas gegen rechts“ zum Doku-Abend mit „Nawalny“ in den Filmclub

Dokumentarfilme sind unausweichlich. Dazu gehören z. B. Daniel Rohers „Nawalny“, Ants‘ „Smoke Sauna Sisterhood“ und derzeit die Docu.emme-Reihe in Meran.

von Renate Mumelter

Nawalny

„Wenn du getötet wirst, welche Botschaft hinterlässt du dem russischen Volk?“ fragte Regisseur Roher den russischen Oppositionspolitiker Alexej Nawalny bei den Dreharbeiten zum Dokumentarfilm „Nawalny“. Damals hatte dieser gerade einen russischen Giftanschlag überlebt und beschlossen, weiter in seinem Land für die Demokratie zu kämpfen. Jetzt ist Alexej Nawalny tot, umgebracht in einem russischen Straflager. Und genau das ist der Grund, warum Rohers Film noch einmal ins Kino muss. Nawalnys Geschichte ist nämlich mehr als eine Schlagzeile.

Im August 2020 war Nawalny vergiftet worden. Er konnte dann glücklicherweise in die Charitè ausgeflogen werden. Roher begleitete ihn während der Genesung und während der Recherchen zum Anschlag. Hoch spannend wäre das alles, wenn’s ein fiktiver Thriller wäre. Hoch spannend bleibt es auch so, nur dass es grauenvolle Wirklichkeit ist. Mit Hilfe des investigativen Recherche-Netzwerks Bellingcat deckt Nawalny die Drahtzieher des Anschlags auf. Rohers Kamera ist dabei. Als der Oppositionspolitiker im Jänner 2021 nach Russland zurückkommt, wird er am Flughafen verhaftet und langsam umgebracht.

Von Bild, Sound und Schnitt her ist der Dokumentarfilm wie ein Thriller gemacht, inhaltlich steht er auf  Nawalnys Seite. Beides ist in diesem Fall kein Fehler.

Smoke Sauna Sisterhood

Tiefer Winter in Estland. Wir sind im Wald. Eine Frau schlägt am See ein Loch ins Eis. Neben dem See steht eine Holzhütte. Dort spielt Anna Hints‘ Dokumentarfilm „Smoke Sauna Sisterhood“, der formal einnehmend umsetzt, was sehr schwierig sein könnte. In der Sauna sind die Frauen nämlich nackt, und Nacktheit ins Bild zu bringen, ist gar nicht so einfach. Das ist aber längst nicht alles, denn die Frauen machen sich auch nackt, das heißt, sie reden über sehr intime Dinge wie die Frage, ob frau sich schön fühlt, wie eine Krebsdiagnose erlebt wird und wie Gewalterfahrung, aber auch Geburt, Abtreibung oder die Menstruation.

Die Smoke Sauna ist ein geschützter Raum, in dem sich Frauen offenbaren, zu eigentlich ganz normalen Themen übrigens, und diese Frauen erlauben es der Filmemacherin dabei zu sein. Das tut Anna Hints mit viel Respekt und Empathie und mit einer besonderen Bildsprache. Die Originalfassung zu sehen ist in diesem Fall grundlegend. In Bozen läuft der Film mit italienischen Untertiteln. Im Anschluss gibt es ein Q&A mit Regisseurin Hints oder Produzentin Marianne Ostrat.

Das ist der letzte Film in der Reihe Doc Days. Die Doc Days werden von der FAS in Zusammenarbeit mit dem Filmclub und diesmal mit Female Views und dem Film Frauen Roundtable veranstaltet.

Docu.emme in Meran

Mairania857 im Meraner Kulturzentrum ist mit Docu.emme erneut gestartet. Bis einschließlich 24. April gibt es mittwochs um 20.30 Uhr einen Dokumentarfilm bei freiem Eintritt. „Smoke Sauna Sisterhood“ zum Beispiel ist am 3. April zu sehen.

Kommenden Mittwoch geht es nach Beirut, wo Cyril Aris die Regisseurin Mounia Akl begleitet, die eigentlich einen Film über Beirut drehen wollte aber von der verheerenden Explosion im Hafen Beiruts überrascht wird. Sie macht trotzdem weiter:  Das Resultat ist „Dancing on the Edge of a Volcano“.

Wer immer schon Tornatores „Ennio“ über Morricone sehen wollte, kann das am 10. April, und Uli Decker erzählt am 17. April in „Anima – Die Kleider meines Vaters“ von ihrer Familie und deren Familiengeheimnis. Familiengeheimnisse gibt es ja zuhauf, nur gelüftet werden sie selten. Bei Familie Decker gelang das, und das tat gut. Sehenswert.

 

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