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Der ausgewiesene DJ

Der neue Quästor hat den aus Polen stammenden Wander-DJ nach einer weiteren Ruhestörung am Bozner Obstmarkt am Montag als gefährlich eingestuft und der Stadt verwiesen. Rechnet aber damit, dass er bleibt.

von Thomas Vikoler

Wer sich einen Ruf als guter Disc Jockey aufbauen will, braucht Ausdauer. Diese kann man dem aus Polen stammenden Mann, der in den vergangenen Wochen in Bozen für Furore sorgte, wahrlich nicht absprechen. Dem blonden Mann mit der blauen Windjacke gehen die Lautsprecher-Boxen, die regelmäßig von der Stadtpolizei beschlagnahmt werden, nicht aus.

Seinen bisher letzten Auftritt hatte der DJ am vergangenen Montag an seiner Lieblings-Party-Location, dem Bozner Obstmarkt. Ab 20.00 Uhr beschallte er die Gegend mit seiner Mischung aus House, Techno und Electro und zog damit, wie gewohnt, seine Anhänger an.

Junge Bozner, die sich traubenförmig vor seinem Lautsprecher versammeln und Party machen. So wie in der Nacht von Freitag auf Samstag, als der DJ wiederum am Obstmarkt für Sound bzw. Ruhestörung (je nach Sichtweise) bis in die Morgenstunden sorgte. So wie an den Wochenenden davor gab es wegen der nicht angemeldeten Partys Einsätze von Polizei und Stadtpolizei, es wurden Verwaltungsstrafen wegen Überschreitung der Dezibel-Grenzwerte verhängt.

Nun folgt eine weitere Maßnahme gegen den DJ, verhängt vom seit Freitag im Amt befindlichen neuen Quästor Paolo Sartori, der wegen seiner täglichen Ausweisungen von Ausländern (gestern gab es weitere drei) ebenfalls für Furore sorgt.

Sartori hat den nicht vorbestraften DJ als sozial gefährlich eingestuft und der Stadt verwiesen. Ein sogenanntes „foglio di via“, das der Quästor gegen Personen mit kriminellen Neigungen oder auffälligem Verhalten verhängen kann. Sartori geht allerdings davon aus, dass sich der Betroffene, der unter psychischen Problemen leidet, nicht an seine Anordnung, die Stadt umgehend zu verlassen, halten wird.

Mehr könne er nicht tun, betont der neue Quästor. Alles andere falle in die Zuständigkeit des Bozner Bürgermeisters. Die Missachtung eines „foglio di via“, das für eine Höchstdauer von drei Jahren verhängt werden kann, stellt eine Straftrat dar, die mit einer Haftstrafe von bis zu sechs Monaten geahndet werden kann. Allerdings vergeht bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung erfahrungsgemäß sehr viel Zeit.

Ob der DJ weiter in der Stadt ist oder nicht, wird sich spätestens bei der nächsten Wander-Party in der Altstadt zeigen.

Stadtviertel-Präsidentin Sylvia Hofer hat den Auftritt des nun der Stadt Verwiesenen am Montag persönlich mitbekommen und lobt sogar den guten Musikgeschmack des polnischen Disc Jockeys. Für die nächtliche Ruhestörung an den vergangenen Wochenenden hat sie aber kein Verständnis. Und sie kritisiert die beiden Gastbetriebe, welche dem DJ für seine Instant-Auftritte den Strom aus ihren Leitungen zur Verfügung stellten. Dies sei inakzeptabel und müsse von der Stadtpolizei geahndet werden, sagt Hofer.

Sie begrüßt das Eingreifen des Quästors ausdrücklich. Ob es Folgen für die Wahrung der Nachtruhe in Bozen haben wird, ist eine andere Frage. In den sozialen Medien erhielt der DJ zuletzt viel Zustimmung von Jugendlichen. In der Stadt ohne richtige Diskothek sei endlich was los.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (7)

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  • hermannh

    Der neue Questor scheint ein Verhandlungsergebnis der Landesregierung zu sein. Der gute Draht nach Rom zahlt sich aus!

    • andreas

      Der neue Quästor war in Kolumbien, Lybien und diversen anderen Ländern, also ein recht abgehärteter Typ, doch einem DJ Stadtverbot zu geben und wie von Silvia Hofer gefordert, gegen die 2 Betriebe vorzugehen, welche den Strom zur Verfügung gestellt haben, ist wohl etwas übertrieben.
      Nebenbei hat ein Netti un compania bella gewiss etwas gegen die Ausweisungen, mal schauen ob es effektiv dazu kommt.

      Mal schauen wie effektiv die Maßnahmen sind und ob die Abschiebungen nicht nur enorme Gerichtskosten verursachen und schlußendlich zu keinem zählbaren Ergebnis führen.

  • pingoballino1955

    hermannhGoofy,du hast noch nichts kapiert,die Kompetenzen eines Quästors gegenüber den Staatsgesetzen sind auch eingeschränkt und die Gerichtsbarkeit ist nicht die schnellste,noch nicht gecheckt???

  • besserwisser

    der neue quästor greift durch, das passt den meisten bürgern sehr gut.
    ob dabei auch mal über die massen durchgegriffen wird, darüber kann man diskutieren, schliesslich waren wir auch mal alle jung (und wohl nicht alle heilig und lautlos…).
    fakti ist: die menschen, vor allem die frauen, gehen abends in bozen und meran nicht mehr auf die strasse weil sie angst haben, und da muss jetzt aufgeräumt werden!

    • hermannh

      besserwisser: genau und wenn die „Problemfälle“ wissen, dass da einer durchgreift, dann wird sich da einiges schlagartig verändern.

      Den Respekt, den er sich am Anfang erarbeitet, wird er sich behalten.

  • tirolersepp

    Der neue Quästor hat ganz einfach Eier !

    Er macht seine Arbeit für die er bezahlt wird – so einfach ist das !

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