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„Ist kein Thema mehr“

Foto: Institut für Allgemeinmedizin/pixabay

Die britische Regierung plant einen strengen Umgang mit Handys an Schulen. Was Südtirols Bildungseinrichtungen von dieser Maßnahme halten und wie sie selbst damit umgehen.

von Sandra Fresenius

Ein Leben ohne Handy ist für viele inzwischen nahezu undenkbar. Vor allem die jüngere Generation kennt es aber auch gar nicht mehr anders. Doch im Schulalltag kann die Nutzung zu unerwünschten Ablenkungen bei den Schülern führen. Daher will die Regierung in Großbritannien mit einer Initiative nun rigoros gegen die Verwendung von Handys in Schulen vorgehen. Das Handy darf entweder gar nicht in die Schule mitgebracht werden, es ist im Spind einzuschließen oder wird von Mitarbeitern der Schule den Schülern bereits beim Eintritt in das Schulgebäude abgenommen und erst nach Ende des Unterrichts wieder zurückgegeben. Man erhofft sich, dass somit Störungen minimiert werden und das Verhalten der Schüler sich verbessert.

Martina Adami, Direktorin am Klassischen, Sprachen- und Kunstgymnasium in Bozen hält von solchen strengen Verboten nicht viel. „Ich bin nicht dafür zu verbieten, sondern zu überzeugen. Zwar mindern die Handys die Konzentration, was nicht gut ist. Aber es geht auch darum, zu lernen, wie man mit digitalen Werkzeugen umgehen kann und sollte“, so die Direktorin. Es müsste sicher etwas gegen Mobiltelefone in der Schule getan werden, aber ob ein rigoroses Verbot hier zielführend ist, bezweifelt sie. In der Schulordnung des Klassischen, Sprachen- und Kunstgymnasiums wäre zwar vorgesehen, dass Handys während des Unterrichts nicht genutzt werden dürfen.

Würde die Nutzung des Smartphones allerdings ausdrücklich von Seiten der Lehrpersonen zu Unterrichtszwecken erlaubt, spräche dem natürlich nichts dagegen, ansonsten aber müsste es in der Schultasche bleiben, erklärt Adami. Während die neue Maßnahme in Großbritannien ein Nutzungsverbot auch während der Pausen und bei den Mahlzeiten vorsieht, gibt es für den Umgang mit den Handys in den Pausen am Sprachen- und Kunstgymnasium hingegen keine klaren Regelungen. Am Naturwissenschaftlichen Gymnasium in Bozen geht man auf die gleiche Weise mit der Nutzung der Smartphones durch Schüler um. Grundsätzlich seien diese während des Schultags ausgeschaltet in der Schultasche aufzubewahren und allenfalls zu Unterrichtszwecken nach Aufforderung durch die Lehrkraft einzuschalten, berichtet Direktorin Ingrid Klein. In den Pausen und in der Mittagszeit dürften sie allerdings verwendet werden. „Es handelt sich hierbei um eine autonome Schulentscheidung und im Moment sehen wir keinen Anlass, an dieser aktuellen Regelung etwas zu ändern, denn wir sind mit unserer Regelung gut unterwegs“, berichtet die Schulführungskraft des Naturwissenschaftlichen Gymnasiums.

Die Schüler würden diese Vorschrift gut annehmen und ebenso gut umsetzen. Eine etwas strengere Regelung verfolgt man an der Bozner Landesberufsschule Johannes Gutenberg. „Unsere Schule ist grundsätzlich frei von Handys. In der Mittagszeit, den Pausen, auf dem Schulhof und im Schulgebäude ist die Verwendung des Mobiltelefons nicht erlaubt“, betont Schuldirektorin Edit Meraner. Bildungsdirektor Gustav Tschenett kann dem Einsatz der Handys im Unterricht aber auch positive Seiten abgewinnen: „Der Einsatz des Mobiltelefons wird von den Lehrkräften teilweise auch unterstützt, weil damit eine Reihe anderer technischer Hilfsmittel ersetzt werden können, wie zum Beispiel der Taschenrechner oder eine Übersetzungshilfe.“

Die Handhabung der Handynutzung durch die Schulführungskräfte entspricht einer staatlichen Regelung, die auch in Südtirol den Umgang der Geräte an Schulen vorgibt. Allerdings bezieht sich diese lediglich auf das Schulgebäude, was auf dem Pausenhof oder in der Mittagszeit an langen Schultagen geschieht, ist darin nicht geregelt. Jede Schule würde diesbezüglich ihren Gestaltungsspielraum nutzen, so Bildungsdirektor Gustav Tschenett. Der an den Südtiroler Schulen praktizierte Umgang mit Smartphones ist bei den Briten als liberalste Form der Umsetzung der neuen Richtlinie zwar auch vorgesehen. Den Südtiroler Schulen wird aber viel mehr Spielraum eingeräumt – so auch bei einer Missachtung der Regel durch einen Schüler. In einem solchen Fall würde das Handy von Seiten der Schule konfisziert, im Sekretariat hinterlegt und könne erst am Ende des Schultags vom Schüler oder seinen Eltern wieder abgeholt werden, weiß Tschenett. „Mittlerweile aber ist das bei uns kein Tagesthema mehr. Mir ist kein Fall bekannt, wo es größere Schwierigkeiten gegeben hätte“, äußert sich der Bildungsdirektor zu Regelübertretungen seitens der Schüler.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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