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„Eine Frage der Zeit“

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Drei Jungmediziner fordern in einem offenen Brief Gesundheitslandesrat Hubert Messner dazu auf, die Ausbildungsbedingungen für Allgemeinmediziner in Südtirol zu verbessern. Der neue Gesundheitslandesrat hofft auf eine baldige Lösung.

von Markus Rufin

Obwohl Gesundheitslandesrat Hubert Messner erst seit wenigen Tagen im Amt ist, wartet auf ihn jetzt schon ein Berg voller Aufgaben. Die Sanität ist ein hochsensibler Bereich, der mit Problemen konfrontiert ist, die jeder Bürger zu spüren bekommt.

Viele der Probleme sind auf den Ärztemangel, der in Südtirol seit Jahren zunimmt, zurückzuführen. Messner möchte gemäß seinem Elf-Punkte-Plan, den er vor den Landtagswahlen präsentierte, dem auch entgegentreten, indem er die Hausärzte noch mehr einbindet. Doch auch die Zahl der Hausärzte sinkt und das, obwohl die Zahl der Studenten gleich bleibt beziehungsweise sogar steigt.

Das bedeutet, dass viele Südtiroler Jungmediziner nach ihrem Studium für die Hausarztausbildung im Ausland bleiben und erst nach Jahren oder überhaupt nicht mehr nach Südtirol zurückkehren.

Drei Jungmediziner, Daniela Negra, Lukas Mittermair und Sophia Künig haben deshalb nun einen offenen Brief verfasst, mit dem sie sich an Messner richten. Darin bestätigen sie, dass viele Südtiroler Jungmediziner lieber im Ausland bleiben, auch wenn sie eigentlich gerne zurückkehren würden: „Viele hätten großes Interesse die Ausbildung in Südtirol zu machen, allerdings schrecken die aktuellen Vertragsbedingungen ab.“

Derzeit erhalten angehende Hausärzte während der dreijährigen Ausbildung in Südtirol ein Stipendium und kein reguläres Gehalt. Hiermit seien einige negative Aspekte verbunden, sagen die Jungmediziner.

Zum einen werde die Dauer der Ausbildung nicht für die Pensionsjahre angerechnet, weiters muss das Stipendium zurückerstattet werden, wenn man die Ausbildung abbricht, auch wenn das zugunsten einer anderen Spezialisierung in Südtirol geschieht. Außerdem müssen die Allgemeinärzte in den fünf Jahren nach Ausbildungsende drei Jahre als Hausarzt in Südtirol tätig sein. Das verhindert eine zweite Facharztausbildung direkt im Anschluss.

Die Jungmediziner wollen mit dem Brief Messner dazu animieren, die Vertragsbedingungen für die Allgemeinmedizinausbildung zu ändern und so einen soliden Nachwuchs zu sichern. Negra, Mittermair und Künig haben den Brief außerdem eine Petition angefügt, die bereits über 200 Unterschriften zählt. Auch die SÜGAM (Südtiroler Gesellschaft für Allgemeinmedizin) unterstützt sie in ihren Forderungen.

Konkret fordern die Schreiber des offenen Briefes „einen regulären Arbeitsvertrag in der Allgemeinmedizin Ausbildung mit einem Gehalt statt einem Stipendium, mit Anrechnung der Pensionsjahre und ohne Verpflichtungs- und Rückzahlungsklauseln“. Dass dies möglich ist, habe die Einführung von der Facharztausbildung nach österreichischem Modell gezeigt.

Doch wie kann Südtirol auf diese Probleme überhaupt reagieren? „Im Vorfeld haben wir uns beim Institut für Allgemeinmedizin darüber informiert, ob und wie Südtirol dazu beitragen kann, diese Vertragssituation zu lösen“, berichtet Lukas Mittermair. „Adolf Engl, Präsident des Institutes für Allgemeinmedizin, gab zur Auskunft, dass es dasselbe Problem auch bei der Facharztausbildung gab. Dort half aber ein Landesgesetz bei der Lösung.“ Einen selben Ansatz erhoffen sich die Mediziner nun auch von Messner bei der Ausbildung für Allgemeinmedizin, denn die Facharztausbildung für Allgemeinmediziner in Südtirol sei unter den aktuellen Bedingungen „nicht konkurrenzfähig“.

Das beweist auch eine Studie, auf die Engl selbst verweist: „Wir haben vor drei Jahren eine Umfrage unter Medizinstudenten und Jungärzten in Tirol durchgeführt. Dort wurde das als wesentlicher Grund dafür genannt, dass die Kollegen ihre Ausbildung nicht in Südtirol machen.“

Der Gesundheitslandesrat freut sich über das Engagement der Jungmediziner und wird mit ihnen in Kontakt treten. Er verweist darauf, dass ihre Forderungen auch in seinem Elf-Punkte-Plan thematisiert und teilweise bereits umgesetzt werden. Das größte Problem dabei, sei, dass die jungen Allgemeinmediziner während ihrer Ausbildung nur ein Stipendium bekommen und nicht angestellt werden. Messner hofft, dass sich das bald ändert: „Wir warten nur noch auf das Einverständnis des Gesundheitsministeriums. Sobald dieses kommt, ist aber eine geregelte Facharztausbildung für Allgemeinmedizin in Südtirol möglich. Dann sind sie vom ersten Tag an als Ärzte angestellt.“

Damit wären sie nicht nur automatisch sozialversichert, auch die Regelung, dass sie in den folgenden fünf Jahren keiner anderen Ausbildung nachgehen können, verfällt. Bereits jetzt sei es für Allgemeinmediziner in Ausbildung möglich, Patienten, Bereitschaftsdienste und Nachtdienste zu übernehmen. „Ich hoffe also, dass wir so attraktiver werden können“, unterstreicht Messner. Letztendlich hänge das aber vom Einverständnis des Gesundheitsministeriums ab. Messner glaubt, dass es sich nur noch um „eine Frage der Zeit“ handle, und hofft noch dieses Jahr auf grünes Licht.

Messner verweist außerdem darauf, dass 22 neue Hausärzte eingeschrieben wurden. Sie machen ihr Kolloquium Anfang März, eine zweite Ausschreibung soll im Juni oder Juli folgen.

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