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Entlastende Videos

Screen – La Voce del Trentino

Die drei Südtiroler, die im Jänner 2022 in Mailand einem Stadtpolizisten in Zivilkleidung die Dienstwaffe entrissen, werden heute in der Vorverhandlung aussagen. Neue Videos entlasten sie zusätzlich.

von Thomas Vikoler

Werden sie in der Lage sein, sich gegenüber dem Richter und Staatsanwalt verständlich zu machen? Wird es gelingen, ihnen zu erklären, was sie im Südtiroler Dialekt zu dem Zwischenfall im Jänner 2022 im Navigli-Viertel sagten? Und: Reichen dafür meine Italienischkenntnisse?

Das sind die Fragen, die sich die drei Südtiroler vor dem heutigen Gerichtstermin am Landesgericht Mailand stellen. Dort findet eine weitere Vorverhandlung zu einem Strafverfahren mit kafkaesken Zügen statt. Die Staatsanwaltschaft der lombardischen Metropole hat die drei Südtiroler Anfang 20, in der Berichterstattung zum Fall als Skater bezeichnet, im vergangenen Sommer wegen Raubes und Widerstandes gegen eine Amtsperson angeklagt. Ihnen wird vorgeworfen, einem Stadtpolizisten in Zivilkleidung die Dienstpistole entrissen zu haben.

In der vergangenen Verhandlung im November haben ihre Verteidiger Nicola Nettis und Rudi Leoni ein bedingtes verkürztes Verfahren beantragt. Es sieht die Anhörung der Beschuldigten und die Einbringung von Ergebnissen der Defensiv-Ermittlungen vor.

Die Verteidiger haben neue Videos von dem Vorfall auftreiben können, die ihre Mandanten zusätzlich entlasten und ihre Versionen stützen.

Im Zentrum steht dabei die Frage, ob die jungen Männer aus Ausgehtour in Mailand wissen konnten, dass es sich bei dem Pistolenträger um einen Polizisten handelte oder nicht. Ihre eindeutige Antwort bei der heutigen Einvernahme am Mailänder Landesgericht wird lauten: Wir wussten es nicht.

Und hier kommen die Tonaufnahmen der Videos ins Spiel. Dort sind zwei Aussagen im Südtiroler Dialekt zu hören, die eindeutig in diese Richtung weisen. Einer der Beteiligten sagt, der Mann, der soeben aus seinem Auto ausgestiegen war, halte „eine Luftpistole“ in seiner Hand. Dazu gibt es die bereits bekannte Aussage: „Riaf di Putz“.

Für Verteidiger Nettis sind die beiden Sätze ein eindeutiger Beweis, dass die Skater den Mann nicht für einen Polizisten gehalten haben können. Ein Polizist trägt keine Luftdruckpistole und die Polizei ruft man normalerweise nicht, um gegen einen Polizisten vorzugehen.

Die Herausforderung der Zeugenaussagen besteht also darin, dies dem Richter, inklusive der Übersetzung von Ausdrücken aus dem Südtiroler Dialekt, verständlich zu machen. Und es stellt sich dazu die Frage, ob der Tatbestand des Widerstandes gegen eine Amtsperson erfüllt sein kann, wenn diese von den Beteiligten nicht als solcher erkannt wird. Der Mann mit der Pistole hatte sich zu keinem Zeitpunkt als Stadtpolizist von Mailand zu erkennen gegeben.

Zu diesem Fall gibt es einen weiteren Aspekt: Laut Videoaufnahmen ist es einer der drei Beschuldigten, der am Ende die Pistole in die Hand nimmt. Und zwar nachdem diese im Zuge des Gefechts zwischen den Skatern und dem Mann auf den Boden gefallen war (dabei löste sich auch ein Schuss).

Warum aber wurden alle drei Südtiroler wegen Raubes angeklagt, wenn sich lediglich einer von ihnen die Pistole angeeignet hat? Die anderen beiden hatten in ihrer Darstellung lediglich zu verhindern versucht, dass diese tatsächlich zum Einsatz kommt.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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